Das «Weg von allem»-Gefühl ist zu einem neuen Luxus geworden, sei es in entlegenen Hideaways in ursprünglicher Natur oder in zivilisationsnahen, doch vom gewöhnlichen Leben losgelösten Luftschlössern, Hotelikonen und Wellness-Retreats.
Platz 1 (Vorjahr: 5): Villa Feltrinelli, Gargnano/Gardasee
Der einstige Sommersitz der Papier-Magnatenfamilie Feltrinelli liegt gut versteckt hinter hohen Mauern und hundertjährigen Bäumen am Rand des Dörfchens Gargnano. Hat man das diskrete Eingangsportal hinter sich gelassen, kurvt man durch die Parkanlage ans Seeufer hinunter und tritt plötzlich wie geblendet auf die Bremse. Einem Märchenschloss gleich steht da in herrlicher Landschaftskulisse die neogotische Villa, die vor 20 Jahren in ein Hotel verwandelt wurde. Neulinge wähnen sich auf einem anderen Planeten und alte «Feltrinelli»-Freunde glücklich zuhause. So oder so taucht man sogleich in eine andere Welt, in eine andere Zeit, in ein anderes Lebensgefühl ein. Es ist ein magischer Ort, der die Ära der Luxusreisen im frühen 20. Jahrhundert aufleben lässt und zugleich eine Leichtigkeit und Heiterkeit ausstrahlt, die andere historische Zufluchten oft vermissen lassen. Jeder Gast hat maximal viel Platz und Privacy – und fühlt sich wie zu Besuch in einer privaten Villa mit liebenswürdig effizientem Personal, das rund um die Uhr zum Rechten schaut. Bei der Ankunft wird man freundlich gefragt, ob die Hausdame etwas waschen oder aufbügeln könne, und am nächsten Morgen wird alles frisch in Seidenpapier verpackt aufs Zimmer gebracht – kostenlos. Zu den Besonderheiten zählt auch die Möglichkeit, zu jeder gewünschten Zeit an jedem beliebigen Ort im Park oder in den Salons frühstücken oder dinieren zu können. Wer mitternachts im Aussenpool schwimmen will, findet einen Stapel Handtücher am Poolrand vor. «Wir haben keine Uhren in der Villa», sagt der Schweizer Hausherr Markus Odermatt – und spricht damit einen Schwachpunkt der allermeisten Hotels selbst in der Spitzenliga an: den Zwang, zu genau vorgegebenen Zeitfenstern dies und jenes zu tun und zu lassen. Dieser flexible, ganz und gar gastorientierte Service funktioniert nur mit einer überdurchschnittlichen Anzahl guter Geister im Haus. Odermatt ist zum Schluss gekommen, dass mehr Manpower der entscheidende Faktor ist, um noch besser zu werden. Und stockte sein Team in diesem Jahr von bisher 80 Mitarbeitern auf 90 auf – für halb so viele Gäste.
Wenn doch nur… in den Sommermonaten ein Zimmer zu ergattern wäre. In diesem Jahr war das Hotel bereits im Mai für die ganze Saison ausgebucht. «2022 hätten wir die Villa dreimal mit Gästen füllen können» – so Hotelier Markus Odermatt.