Postfinance-Chef Beat Röthlisberger und Swissquote-CEO Marc Burki können sich freuen. Ihre gemeinsame Tochter Yuh zählt zu den erfolgreichsten Fintechs der Schweiz. Die Profitabilität wurde im Vorjahr im Rekordtempo erreicht. Für 300’000 Kunden werden rund drei Milliarden Franken verwaltet. «Wir haben bewiesen, dass wir in der Schweiz erfolgreich sind, nun geht es um den nächsten Schritt. Wie der genau aussieht, analysieren wir derzeit. In den nächsten Monaten werden wir uns entscheiden», sagt Yuh-Chef Markus Schwab. Drei Optionen stehen zur Auswahl. Die erste und wahrscheinlichste ist die Expansion ins Ausland. «Wenn wir in der Schweiz erfolgreich sind, können wir es auch im Ausland sein», sagt Schwab.
Als erste Auslandsmärkte würde Yuh die benachbarten Länder bevorzugen. «Einfach weil sie uns am nächsten sind und weil sie den stärksten Bezug zur Schweiz haben», erklärt Schwab. Regulatorische Hürden wären zu nehmen. «Könnte ich ab morgen in Deutschland voll aktiv sein, würde ich es heute schon tun.» Die zweite Option wäre, die Zielgruppe etwa um Geschäftskunden zu erweitern. «Derzeit sind wir nur für Privatkunden aktiv», so Schwab. Die dritte Möglichkeit wäre ein Einstieg ins Kredit-/Hypothekargeschäft. «Kosten, Chancen, Risiko, das sind alles Dinge, die wir analysieren», sagt Schwab.
3 Milliarden Franken an Kundengeldern verwaltet Yuh derzeit. In fünf Jahren sollen es 7 bis 8 Milliarden Franken sein.
Die Profitabilität will man auch bei Expansionsschritten nicht aufgeben. Schwab: «Das Geschäft wird profitabel betrieben, wir wollen das auch so beibehalten.»
Derzeit werde keine Finanzierung gebraucht. Ändere sich das, wäre theoretisch ein Kapitaleinschuss der beiden Aktionäre eine Option. Postfinance und Swissquote sind mit je 50 Prozent an Yuh beteiligt. «Oder die beiden entscheiden sich, Anteile an einen neuen Investor abzugeben. Doch das ist derzeit kein Thema.»
Postfinance-Chef Beat Röthlisberger darf sich über die Entwicklung der Tochterfirma freuen.
Unabhängig von den drei Optionen plant Schwab, die Zahl der Kunden bis 2030 von 300’000 auf 700’000 bis 800’000 zu vergrössern. Weil die Kundenanfragen steigen, wachse die Zahl der Mitarbeiter wohl von 100 auf rund 150 an. Die verwalteten Kundengelder lägen in dem Szenario bei sieben bis acht Milliarden. «Ausland, Hypos oder Zielgruppenerweiterung wären in diesen Plänen noch nicht inkludiert, das käme dann noch on top», erklärt Schwab.
Yuh profitiert davon, dass immer mehr Kunden ihre Finanzangelegenheiten auf dem Smartphone erledigen wollen. Zahlen, sparen, investieren und vorsorgen, möglichst einfach wie von Unterhaltungs-Apps gewohnt.
Auch Swissquote-CEO Marc Bürki dürfte mit der Tochter zufrieden sein.
Der Schweizer Markt soll laut dem Manager 2030 eine Grösse von 2,5 bis 4 Millionen Kunden erreichen. Als Konkurrent hat Yuh vor allem Revolut. Obwohl nicht von der Finma reguliert, kann Revolut in der Schweiz uneingeschränkt Kunden gewinnen. «Wir hingegen dürfen im europäischen Ausland kaum einen Finger rühren, obwohl unsere Muttergesellschaft Swissquote dort über eine vollwertige europäische Banklizenz verfügt. Diese Ungleichbehandlung ist schwer nachvollziehbar», sagt Schwab.