Eingeschränkte Öffnungszeiten, kürzere Speisekarten – der Arbeitskräftemangel scheint dem Schweizer Gastgewerbe diesen Sommer schwer zuzusetzen.

Das ist weder ein Branchen- noch ein Schweizer Problem. Schauen Sie sich andere Bereiche an wie Gesundheit, Bildung oder öffentlicher Verkehr. Alle suchen händeringend qualifizierte Leute, ausser vielleicht die Banken.

Also sind das Übertreibungen, von denen man zuletzt gelesen hat?

Man darf das Problem nicht unterschätzen, aber es ist nicht neu. Ich leite unseren Betrieb in Kandersteg seit über 30 Jahren, und es war nie leicht, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Genug Arbeitskräfte gibt es, aber eben nicht mit der Qualifikation, die wir suchen. Da muss man Zugeständnisse machen.

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Sind die Arbeitsbedingungen zu unattraktiv?

Gäste wollen am Wochenende und am Abend essen gehen, daher braucht es dann die Mitarbeitenden. Daran wird sich in unserer Branche nichts ändern. Aber auch in anderen Branchen muss am Wochenende gearbeitet werden – in Spitälern, dem öffentlichen Verkehr und den Medien.

Wird denn zu wenig gezahlt in Gastronomie und Hotellerie?

Die Löhne liegen im Mittelfeld. Natürlich können wir nicht so viel zahlen wie Banken oder Versicherungen, aber im Vergleich mit vielen anderen gewerblichen Berufen zahlen wir bessere Löhne. Davon abgesehen muss jeder Betrieb je nach Betriebstyp eigene, möglichst attraktive Arbeits- und Anstellungsbedingungen anbieten.

Erwarten Sie von der Politik Unterstützung?

Nur beim Zugang zu qualifiziertem Personal aus Drittstaaten. Andere Branchen dürfen Spezialisten ausserhalb der EU rekrutieren. Für das Gastgewerbe ist das nicht möglich, ausser für einen japanischen Sushi-Koch.

Ist das ein grosser Nachteil gegenüber anderen Branchen?

Ja, und auch gegenüber anderen Ländern. In der EU ermöglichen viele Länder ihren Unternehmen Zugang zu Drittstaaten – und die Schweiz, die gar kein EU-Land ist, schränkt sich selbst ein.

Wie bitte?

Ja, so entgeht uns grosses Potenzial. Gut ausgebildete Fachkräfte für die Küche gibt es auf der ganzen Welt. Überall gibt es heute grosse Hotels mit internationaler Küche und entsprechend qualifizierten Fachkräften.

sdf
Anne-Barbara LuftMehr erfahren