Herr Ruhl, scheitert der Schweizer Automarkt auch dieses Jahr an der magischen Grenze von 300'000 Neuwagen?

Wir sind aktuell zwar rund zwölf Prozent besser als letztes Jahr, werden aber deutlich unter den 300'000 landen. Irgendwo zwischen 250'000 und 260'000 Verkäufen. Und auch 2024 wird nicht viel besser.

Die Amag liegt punkto Marktanteil besser als im vergangenen Jahr. Zufrieden?

Wir sind bei 32,1 Prozent aktuell. Sehr zufrieden, alle unsere Marken performen, VW ist auf Platz eins, Skoda auf zwei, Audi auf vier, Seat und Cupra auf sieben. Und was mich noch mehr freut: Wir sind mit grossem Abstand Marktführer bei batterie-elektrischen Fahrzeugen, den BEVs.

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Wie gross?

Da ist unser Marktanteil sogar bei 33 Prozent. Wir sind um 70 Prozent gewachsen, stärker als die nächsten fünf Wettbewerber. Das freut mich, weil man manchmal gemischte Artikel über unsere Produkte liest – die Realität ist eine andere.

Die Schweiz schafft die Steuerbefreiung der E-Autos auf Januar ab. Unschön?

Wir hätten erwartet, dass man noch das eine oder andere Jahr wartet, während sich die neue Technologie etabliert. Die schnelle Elektrifizierung der Mobilität ist für die Schweiz die günstigste Art, ihre Klimaziele zu erreichen, denn die grossen Investitionen, rund 500 Milliarden Franken, tragen die Autobauer. Vier Prozent zusätzliche Importsteuer haben natürlich einen Preiseffekt. Etwas Rückenwind wäre schön gewesen, aber wir nehmen die Dinge, wie sie kommen.

Wie bitte? Das heisst?

Clyde, unsere Tochter für Auto-Abonnements, wird ab Januar ausschliesslich E-Mobilität anbieten. Wir verzichten also auf 80 Prozent des aktuellen Marktes, bei dem noch Verbrennungsmotoren verbaut sind. Wir setzen auf ein Schweizer Ökosystem mit dezentral produziertem Strom und Elektroautos und ausserdem Microlinos und E-Bikes.

Die Begründung für das Ende der Steuerbefreiung: die Prognose, 2025 werde ein Stromer nicht mehr teurer sein als ein vergleichbarer Verbrenner. Stimmt das noch?

Das basiert auf der Erwartung von vor rund zwei Jahren. Aber die Preise für Batteriezellen und Rohstoffe sind ja nicht gesunken, wie damals alle gedacht hatten, sondern gestiegen. Also hat sich der Break-even-Punkt verschoben auf die Jahre 2026 bis 2027.

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Dirk Ruschmann
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