Der 44-seitige Bericht hat einen prominenten Absender. «Bank Failures and Contagion» nennt sich der Report, den die renommierte Group of Thirty Anfang Januar vorstellte. Das hochkarätig besetzte Gremium wurde 1978 auf Initiative der Rockefeller-Stiftung gegründet und zählt 41 Finanzgranden von Larry Summers (Ex-US-Finanzminister) bis zu Ex-SNB-Chef Philipp Hildebrand (als einzigem Schweizer) zu seinen Mitgliedern. Jetzt wollte es den Untergang von Silicon Valley Bank und Credit Suisse aufarbeiten.

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Besonders interessant: In der 15-köpfigen Arbeitsgruppe für den Report, präsidiert vom ehemaligen New Yorker Fed-Chef und heutigen UBS-Verwaltungsrat William Dudley, wirkten nicht nur Ex-UBS-Präsident Axel Weber und die designierte UBS-Verwaltungsrätin Gail Kelly mit. Ebenfalls dabei: der Mann, der eine zentrale Rolle beim CS-Untergang spielte – Tidjane Thiam, von 2015 bis 2020 CS-CEO. Die Schwächung des Risikomanagements, die zu den fatalen Unfällen Greensill und Archegos führte, begann unter dem Ivorer. Die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) zum CS-Aus untersucht die Zeit ab dem Antritt Thiams.

Umso interessanter sind die von ihm unterzeichneten Schlussfolgerungen. Die Credit Suisse habe «Mängel im Management» gehabt, kritisiert Thiam mit seinen Mitstreitern – in der Tat, aber sehr stark unter ihm. Der Bericht fordert drei Verbesserungsmassnahmen – es sind just jene drei Massnahmen, die Thiam nicht befolgte. Erstens: eine «bessere Governance». Nach der Spionageaffäre, die Thiam den Job kostete, attestierte der interne Finma-Bericht der CS eine marode Governance mit «mangelhaftem Überwachungs- und Führungsvermögen». Zweitens: eine «bessere Finanzberichterstattung». Bei der CS kreierte Thiam eine «bereinigte» Rechnungslegung, bei der er unwillkommene Kennzahlen ausschloss. Ziel: Desinformation und Bonussicherung. Und drittens: eine «bessere Aufsicht». Die Finma hielt fest, die CS habe «während Jahren die aufsichtsrechtliche Pflicht schwer verletzt, Risiken angemessen zu erfassen, zu begrenzen und zu überwachen». Dass der 61-Jährige, der jetzt Präsident der Elfenbeinküste werden will, sich über derartige Reports reinzuwaschen versucht, spricht kaum für die Group of Thirty.

Dirk Schütz
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