Die Migros hat angekündigt, Hotelplan zu verkaufen – eine grosse Überraschung. 

Damit hatte ich auch nicht gerechnet. Jetzt muss man davon ausgehen, dass es solche Überlegungen schon vor der Pandemie gab. Doch dann kam Covid, und es musste viel investiert werden. Jetzt, nach zwei guten Jahren, in denen das Management und die Mitarbeitenden einen sehr guten Job machten, wurde der Zeitpunkt für einen Verkauf vermutlich als ideal betrachtet.

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Die Migros-Spitze argumentiert, dass Hotelplan im internationalen Umfeld zu klein sei. 

Das ist für mich überhaupt nicht plausibel. Dann müssten unzählige Tourismusfirmen zum Verkauf stehen. Hotelplan hat 2023 einen Umsatz von 1,7  Milliarden Franken erwirtschaftet, und man hört, der Gewinn liege bei 26  Millionen Franken. Zudem ist das eine oder andere Geschäftsfeld sehr gut und zukunftsträchtig positioniert.

Eine weitere Begründung war, dass die Synergien zum Kerngeschäft fehlten. 

Das sehe ich anders. Man hat es verpasst, die Synergien richtig zu nutzen und die Migros-Kunden an Hotelplan zu binden, zum Beispiel mit dem Cumulus-Programm – ein gigantisches Potenzial. Und gleichzeitig frage ich mich, wo denn die Synergien von Medizin, Banking oder Tankstellen zum Kerngeschäft sind. Die Kommunikation der Migros-Führung hinterlässt einige Fragezeichen. So frage ich mich, ob man nicht besser zuerst die Lösung oder die Käufer hätte suchen müssen und erst danach kommunizieren – statt jetzt Verunsicherung zu streuen.

Was wäre eine gute Kommunikation gewesen? 

Man könnte einfach dazu stehen, dass im Kerngeschäft ein Investitionsbedarf besteht, man Geld braucht und deswegen verkauft wird. Punkt.

Was ist vom Timing der Ankündigung zu halten? 

Das hätte in meinen Augen nicht unglücklicher gewählt werden können, während der Ferienmesse in Zürich und in den wichtigsten Buchungsmonaten für die Branche – Januar bis März. Verunsicherte Kunden kann man da nicht brauchen. Das Migros-Management war offensichtlich nicht gut beraten. Ich glaube, es wird schwierig, Hotelplan als Ganzes zu verkaufen.

Wie bitte? 

Jemand könnte sich die Filetstücke wie zum Beispiel Interhome oder Travelhouse schnappen. Was mit dem Massengeschäft, also den Badeferien und Pauschalreisen, passiert, wäre dann noch spannend.

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Anne-Barbara LuftMehr erfahren