Herr Friedli, es heisst, Sie hätten Private Equity für sich entdeckt. Stimmts?
Ja. Für mich ist das fraglos die interessanteste Anlagekategorie. Ich war ja jahrzehntelang im Venture-Bereich zu Hause. Nun investiere ich das Geld, das ich damit verdient habe, in reifere, fast ausschliesslich private Firmen.

Warum dieser Fokus auf Privat?
Die meisten kotierten Unternehmen sind meines Erachtens schlecht gemanagt. Ausnahmen sind gründeroder familienkontrollierte.

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Hartes Verdikt.
Mag sein. Aber in kotierten Firmen tun mir Verwaltungsräte und Management zu oft so, als wäre das Unternehmen ihr eigenes. Für mich heisst, an der Spitze eines Unternehmens zu stehen, vor allem, Verantwortung zu übernehmen und zu liefern, wofür man bezahlt wird.

Und diese Erwartung erfüllen PE-Profis?
Antrieb und Druck sind riesig, man lebt schliesslich vom Erfolg. Man nimmt darum auch Einfluss, stellt Bedingungen und kommt damit in privaten Firmen meist auch durch.

Wer ist «man»?
Ich arbeite mit zwei Unternehmen in New York zusammen, die weltweit aktiv sind, aber mehrheitlich in den USA, dem einerseits grössten und andererseits einem sehr gut regulierten Markt, gerade in Sachen Corporate Governance. Das passt mir.

Private Equity: Ein boomender Markt – und goldene Zeiten für die Leitwölfe
Private Equity

LEITWÖLFE DER SCHWEIZER PRIVATE-EQUITY-SZENE Daniel Flaig (Capvis), Dieter Scheiff (Ufenau), Roberto Paganoni (LGT Capital Partners), Christian Sinding (EQT) und Alfred Gantner (Partners Group, v.l.) haben der Branche ihren persönlichen Stempel aufgesetzt.

Quelle: Kornel Stadler für BILANZ

Sie machen milliardenschwere Deals, bewegen die Wirtschaft und verdienen mehr als viele Bankchefs. Das sind die wahren Geldmacher der Schweiz. Die Analyse.

Was erwarten Sie performancemässig?
Für mich zählt die Netto-Performance, also was nach Abzug der Kosten bleibt. In der Regel rechne ich mit einer Verdoppelung innert sechs Jahren. Das macht etwa zehn Prozent Rendite pro Jahr. Sicher gibt es Aktien, mit denen man in gewissen Phasen mehr erreichen kann. Aber weder renne ich dem Geld nach noch irgendwelchen Hypes.

PE ist kein Hype?
Unter Hype verstehe ich unternehmerische Strohfeuer – sie flackern auf und verrauchen, bevor sie es auf den Markt geschafft haben. PE gibt es seit der Industrialisierung: Jemand hat eine Idee, jemand anders Geld, die schliessen sich zusammen, und es entsteht etwas. Heute wird das gross vermarktet und mit «Valley» und «Unicorn» einfach neu verschlagwortet.

Also alter Wein in neuen Schläuchen.
So ist es.

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Viele verdienen sich damit eine goldene Nase.
Wenn die Rechnung stimmt und diese Leute zwei Prozent verdienen plus eine Performance Fee, dann ist das vergleichsweise viel. Ist mir recht, weil sie Erfolg haben.

Welche Art von PE interessiert Sie?
Buy-outs, also etwas kaufen, um es möglichst schnell wieder zu Geld zu machen, sind es nicht. Ich will, dass dort, wo ich investiere, etwas entsteht, das auf den Markt kommt. Das ist für mich die Kunst des Investierens. Meine Mission vor 40 Jahren war, Medikamente herzustellen, die es ohne mich nicht gäbe. Das ist es, was mich nach wie vor interessiert.

Sie investieren weiterhin auch direkt in Unternehmen. Wie gehen Sie vor?
Ich schaue mir alles genau an und brauche jeweils fast ein Jahr ab dem Moment, da ich den ersten Plan sehe, bis ich einsteige. Wer nur mein Geld will, und das merke ich sehr schnell, kann es vergessen.

Iris Kuhn Spogat
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