Im Dezember starb mit Joseph Safra einer der Granden der Bankenwelt. Der 82-Jährige hat ein Imperium mit weltweit 35'000 Mitarbeitern geschaffen – und es mit harter Hand geführt. Nun sind die Erben gefordert. Der Patriarch hat drei Söhne, Jacob (45), Alberto (40) und David (36), sowie Tochter Esther (43).

Vor etwas mehr als einem Jahr kam es zu einem Zwist zwischen den beiden jüngeren Brüdern Alberto und David, die sich die Führung des brasilianischen Teils der Bankengruppe teilten. Am Schluss drohten die Brüder vor versammelter Mannschaft gar handgreiflich zu werden, berichtete das brasilianische Nachrichtenmagazin «Veja».

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Es ging um die Strategie, aber auch um Revierfragen zwischen zwei Hitzköpfen. David, der Jüngere, schwang obenaus: Alberto verliess die Bank und gründete eine eigene Investmentfirma. Die Führung war fortan nur noch auf zwei Brüder aufgeteilt: Jacob, der Älteste, leitete den internationalen Teil (zu dem auch die Basler J.  Safra Sarasin gehört), David den brasilianischen. Damit war für Ruhe gesorgt.

Alberto gezielt eingebunden

Doch mit dem Tod des Patrons könnten die Konflikte wieder aufbrechen, befürchtet man in Bankenkreisen. Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Denn der Patron hat vorgespurt – und Alberto gezielt eingebunden. Wie ein Firmensprecher mit Hinweis auf regulatorische Dokumente bestätigt, haben alle vier Kinder, also auch Alberto, im Dezember Aktien der Familienbank erhalten.

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Die drei Söhne Alberto, David und Jacob (im Uhrzeigersinn) sowie Tochter Esther treten das Erbe an.

Quelle: ZVG

Auch im obersten Aktienpool der Familie sei Alberto gleichberechtigt eingebunden: «Alle fünf Erben, also die Witwe Vicky, die Söhne Jacob, Alberto und David sowie Tochter Esther sitzen gemeinsam am Tisch – alle sind Erben, alle sind Partner der Organisation.» Einen Disput innerhalb der Familie gebe es nicht, betont der Sprecher.

Es gibt keinen Clanchef

Im Unterschied zur Zeit unter dem Patriarchen Joseph Safra gebe es in der neuen Konstellation so etwas wie einen Clanchef nicht. Organisatorisch gesehen wurden Funktionen weitergereicht, so hat Jacob nun das Präsidium der internationalen Bankengruppe J.  Safra Sarasin vom verstorbenen Vater übernommen (vorher war er Vize).

Im Gegensatz zu seinen jüngeren Brüdern gilt Jacob als ruhiger Typ, zudem als gewiefter Banker und Mann mit feinen Umgangsformen, aber nicht mit der natürlichen Autorität des Vaters. In der Dachgesellschaft J. Safra Group gibt es keinen Chairman, auch hier obliegt den fünf Erben gemeinsam die Führung. Tochter Esther hat in der Leitung der Bank nie eine Rolle gespielt, sie kümmert sich weiter vor allem um die philanthropischen Aktivitäten der Familie. Ob das neue Gleichgewicht der Kräfte auf Dauer Bestand hat, wird sich zeigen.

21 Milliarden Franken beträgt das Vermögen des Safra-Clans. Zum Besitz der Familie zählt nicht nur die Safra-Gruppe, ein weltweites Bankenimperium, das über 250 Milliarden an Kundengeldern verwaltet, sondern auch Immobilien, etwa das Hochhaus «The Gherkin» in London.

Erik Nolmans
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