Die Nachfrage nach Krediten durch öffentliche Schuldner schoss in der Covid-19-Krise steil nach oben. Das lässt sich an den Geschäften der Kreditplattform Loanboox erkennen. «Im Lockdown wurden über die Plattform fast dreimal so viele Abschlüsse getätigt wie im Vorjahr», sagt Stefan Mühlemann, Gründer und VRP des Zürcher Start-ups.

Loanboox bringt in der Schweiz und fünf weiteren Ländern öffentliche Kreditnehmer wie Spitäler oder Gemeinden und institutionelle Kreditgeber wie Banken und Pensionskassen zusammen.

Konkret brachten März und April für Loanboox im Vergleich mit der entsprechenden Vorjahresperiode beim Kreditvolumen ein Plus von 136 Prozent auf 1,8 Milliarden Franken. Im ersten Halbjahr stieg das Kreditvolumen der Plattform zum Vorjahr von 2,5 auf 4,2 Milliarden.

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Loanboox als «Corona-Profiteur»

Mühlemann, der selbst unter dem Virus litt, sieht seine Firma als «Corona-Profiteur». Für das Gesamtjahr rechnet er bei Loanboox konservativ mit einer Steigerung des Kreditvolumens von 100 Prozent.

Die Gründe für die enorme Kreditnachfrage zur Hochzeit der Krise sind vielfältig. Ein wichtiger sei laut Mühlemann die Angst vor rückläufigen Steuereinnahmen wegen der rückläufigen Geschäfte der Firmen. Zudem machen die Kommunen bei den Infrastrukturprojekten antizyklisch vorwärts, um die Wirtschaft zu stützen. Auch sei Geld gerade für Topschuldner billig. «Man kann sogar weiterhin mit Geldaufnehmen Geld verdienen», sagt Mühlemann.

Loanboox ist seit vier Jahren aktiv und hat Kredite über 45 Milliarden Franken vermittelt. Ziel ist es, ein globaler Marktplatz für Fremdkapital zu werden. Die Expansion soll vor allem über Partnerschaften mit Banken und anderen Finanzinstituten vonstattengehen.

Biete sich ein Zukauf, sei man auch dem nicht abgeneigt. Dabei versucht Mühlemann nicht abzuheben und das Tempo etwas zu bremsen. «Wir sind immer noch ein Start-up und dürfen nicht zu viele Baustellen aufmachen», sagt er.

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Erich Gerbl
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