Welche Frage diskutieren künftige Eltern so heiss wie die Namensfindung oder das Geschlecht des Nachwuchses? Ich sags Ihnen gleich, um Zeit zu sparen: ob schöne Eltern auch schöne Kinder bekommen – oder ob die (gefühlte) eigene Attraktivität keine Rolle spielt. Da muss man sich dann überraschen lassen. Aber die eigenen Kinder findet man ja immer toll.

Bei Mercedes hatten wir dieses Thema schon einmal aufgegriffen: 2016 war es, als dem (inzwischen allerdings etwas pausbäckig wirkenden) Schönling S-Klasse-Coupé die Tochter C-Klasse-Coupé geboren wurde; sie konnte leider mit der Eleganz der Mutter nicht mithalten.

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Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.

Dafür war das spätere E-Klasse-Coupé eine echte Schönheit. In der Schweiz ist es leider nicht mehr bestellbar, in Deutschland nach wie vor. Doch er läuft aus. Wer grossformatige Schönheit über Dynamik stellt, wäre mit diesem Auto immer noch hervorragend bedient.

Doch jetzt steht der Enkel am Start: Der CLE ersetzt gleich beide Coupés – und auch die Cabrios – von Kompakt- und oberer Mittelklasse. Und auch wenn manches eher nach C-Klasse riecht, der Preis aber zur E-Klasse tendiert, haben die Stuttgarter hier eine perfekte Verschmelzung geschaffen: mehr Platz als im kleineren Vorgänger, aber mehr Sportlichkeit als in der massiven E-Klasse. Vor allem aber ist das wieder ein richtiger Schönling mit klassischer Coupé-Silhouette: lange Motorhaube und flache, fliessend nach hinten abfallende Dachlinie, Front und Heck neigen sich ein wenig nach vorn und sorgen so schon im Stand für einen dynamischen Auftritt, das Heck gibt sich wuchtig, ein Leuchtenband betont die Breite, und die Front mit fetten Lufteinlässen drückt jene Gier aus, die nach schnellen Kurven ruft.

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Das Interieur gibt bei Mercedes selten Grund zur Klage; bisweilen wünscht man sich allerdings etwas weniger Redundanz in der Bedienung: Dieselben Funktionen lassen sich auf ganz verschiedenen Wegen anwählen. Da hätte man sich einige Menüpunkte und Knöpfe sparen können. Das Fahrwerk deckt eine erstaunlich grosse Bandbreite von Gleiten bis Sporteln ab – erfüllt also den Anspruch, die zwei Vorgänger gleichwertig zu ersetzen.

Zackig, aber elegant: Mercedes flötet sich zwar wie üblich durchs goldene Buch der Marketingvokabeln und dichtet über «progressive Dynamik» und «kraftvolles Volumen», flankiert von «markanten Formkanten», die sich zu einem «skulpturalen Erscheinungsbild» fügen, überhaupt: zu einem «Traumwagen».

Ob ich vom CLE träumen werde? Möglich. Bisher kam es zwar nicht dazu, aber dass er ein einprägsames Auto ist, das ich sehr gern bestiegen habe, gebe ich gern zu. Am Vokabular arbeite ich noch.

Mercedes-Benz CLE

Antrieb: 2-Liter-Vier-Zylinder-Benziner mit Mildhybrid

Verbrauch: 7,6 Liter Super 

Leistung: 258 PS plus 23 PS 

0–100 km/h: 6,2 s 

Vmax: 250 km/h 

Preis: als CLE 300 4-Matic ab 77'200 Franken

Mercedes-Benz CLE
Quelle: Mercedes-Benz AG
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