Unser spanisches Feriendomizil, das ich in dritter Generation verwalten und nutzen darf, ist mit einem Pool gesegnet. Bei jedem Aufenthalt dort versuche ich, täglich eine Stunde zu schwimmen, um Tapas, Vino Tinto und Turrón wenigstens ein bisschen was entgegenzusetzen. Das durchzuhalten, ist durchaus anspruchsvoll: nicht wegen der Kondition, sondern weil der Kopf eine Stunde lang beschäftigt sein will, während man alle elf Meter wendet.
Deshalb habe ich mir vor Kurzem die OpenSwim Pro von Shokz zugelegt. Die texanische Firma hat sich auf Ohrhörer für Sportler spezialisiert – bei diesem Gerät speziell für Schwimmer. Entsprechend sind die OpenSwim Pro wasserdicht nach allen Regeln der Kunst. Nicht ganz korrekt ist hier allerdings die Bezeichnung Ohrhörer, denn die OpenSwim Pro funktionieren nach einem anderen Prinzip: Sie haben keine Membranen, sondern kleine Wandler, die Vibrationen erzeugen. Und man trägt sie nicht im oder über dem Ohr, sondern davor auf dem Jochbeinknochen. Von dort werden die Vibrationen direkt zum Innenohr weitergeleitet, das sie genauso als Schall wahrnimmt, wie wenn er über die Luft ans Trommelfell gelangen würde.
Das funktioniert erstaunlich gut. Der Sound ist zwar nicht Hi-Fi-Qualität, besonders bei den Bässen schwächelt er: Das Schlagzeuggewitter von Dire-Straits-Drummer Omar Hakim im Intro von «Money for Nothing» etwa klingt wie bei Temu bestellt. Aber für etwas Ablenkung im Pool reicht das allemal und erst recht für Hörbücher oder Podcasts. Mit Sound können Sie die Hörer auf zwei Arten versorgen: Entweder Sie streamen vom Smartphone am Beckenrand – die Reichweite von Bluetooth langt auch für ein Olympiabecken. Das funktioniert bei Brustschwimmen und Crawlen, aber nicht bei Rückenschwimmen (Schmetterling kann ich nicht beurteilen). Denn ist das Gerät unter Wasser, bricht die Übertragung sofort ab: Hochfrequente Funkwellen, wie sie Bluetooth oder auch WLAN benutzt, können sich im Wasser ja bekanntlich nicht ausbreiten. Oder Sie laden MP3-Songs via USB, dafür stehen grosszügige 32 GB Speicherplatz zur Verfügung. Dann können Sie sich auch unter Wasser oder weit weg vom Ufer beschallen lassen.
Die Hörer sind so leicht, dass man sie kaum spürt, und sie sitzen bombenfest: Sogar beim Kopfsprug vom Beckenrand verrutscht da nichts. Was mir gefällt: Ein praktisches, schimmbadtaugliches Etui wird mitgeliefert. Was mir weniger gefällt: Das Laden von Batterie und Songs erfolgt über ein USB-Kabel nach veraltetem Typ-B-Standard, den heute kaum ein modernes Notebook mehr hat, mit proprietärem Stecker. Das verbietet die EU mittlerweile, weshalb das Gerät dort vom Hersteller auch nicht mehr vertrieben wird.
Fazit: Erstaunlich, wie schnell eine Stunde im Pool rumgeht, wenn man dabei Bücher hört. Da kann man auch mit der mässigen Soundqualität leben. Für Wasserratten sind die OpenSwim Pro ein Segen.
★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend