Insgesamt 3700 Euro pro Monat. Das ist, was der gescheiterte Immobilientycoon René Benko nach eigenen Angaben derzeit noch verdient als Angestellter zweier seiner Firmen. 2019 hatte er 26 Millionen bezogen, war vergangenen Juli vom österreichischen Magazin «Trend» sogar auf 4,2 Milliarden Euro Vermögen taxiert worden. Doch jetzt könne er den Lebensunterhalt «nur durch die Unterstützung seiner Familie (insbesondere seiner Mutter) bestreiten», wird Benko im Bericht des Insolvenzverwalters zitiert. Bankkonten wiesen Guthaben «in relativ geringer Höhe» auf. Anfang März hat der 46-Jährige Privatkonkurs angemeldet. Was er damit signalisieren will: Bei mir gibt es nichts mehr zu holen!

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Auch wenn das formaljuristisch stimmt, ist Mitleid fehl am Platz. Denn im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte hat Benko zahlreiche Vermögenswerte in insgesamt vier Stiftungen verschoben: in die 2002 gegründete Familie-Benko-Privatstiftung, in die 2007 gegründete Laura-Privatstiftung (benannt nach seiner ersten Tochter), in die nach seiner Mutter Ingeborg benannte Ingbe-Stiftung in Vaduz sowie in eine weitere Stiftung in Liechtenstein. Dort sind sie vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt, denn die Stiftungen sind nicht Teil des Insolvenzverfahrens. Noch besser für Benko: Die Geschäftsführer sind gute Freunde. Marcus Mühlberger, Vorstand der Benko-Privatstiftung, war dessen erster Angestellter sowie Geschäftsführer und Chief Compliance Officer der Signa Holding. Manuel Pirolt leitet die Laura-Privatstiftung. Er war Benkos privater Buchhalter, sein dritter Mitarbeiter, CFO der Holding und leitete Dutzende Signa-Töchter. Beide verdienten sie viel Geld an Benkos Seite, beide werden sie ihn nun nicht hungern lassen.

Hoffnungen macht den Gläubigern nur die Aussicht, Benko einen betrügerischen Konkurs nachweisen und damit gewisse Zuwendungen an die Stiftung anfechten zu können – etwa jene 300 Millionen Euro, die Ende letzten Jahres von der Signa Development an zwei Töchter der Laura-Stiftung flossen. Doch die Hindernisse auf dem Weg dahin sind gross. «Das ist alles sehr komplex», sagt Gerhard Jarosch, hochrangiger Jurist und Ex-Staatsanwalt in Wien. An einen ähnlichen Fall in Österreich mag er sich nicht erinnern.

Verzichten muss Benko jedoch bereits auf seine regelmässigen Trips mit dem Privatjet. Für seinen Bombardier Global Express Typ 2001 wurden in den letzten drei Monaten keine Flugbewegungen mehr registriert. Der Insolvenzverwalter hatte dies so angeordnet. 

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