Frau Marion-Bouchacourt, womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit 17 Jahren, nach dem Abitur, bin ich von Frankreich zum Studium in die USA gegangen. Dort habe ich mein erstes Geld als Kellnerin an der Universität, an der ich studierte, verdient. Ich erinnere mich an den Stolz und das erste Gefühl finanzieller Unabhängigkeit.

Wofür haben Sie es ausgegeben?
Wie meine ganze Generation habe ich gespart. Sei es das Taschengeld oder in den USA, wo ich Angst hatte, fernab von Frankreich in Schwierigkeiten zu geraten. Trotzdem habe ich einen Teil davon verwendet, um mit dem Greyhound eine Rundreise zu machen. Meine erste grosse Anschaffung, ich muss 13 Jahre alt gewesen sein, war ein Kassettenradio, um Reggiani und Moustaki zu hören. Mein ganzes Geld ist dafür draufgegangen.

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Wofür geben Sie heute Geld aus?
Enkelkinder. Wir lieben es, uns an schönen Orten zu treffen und Zeit miteinander zu verbringen. Ich bin zudem sehr gerne unterwegs, um neue Orte zu entdecken. Als ich für Société Générale in China war, bin ich viel durch Asien gereist.

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Spenden Sie?
Seitdem ich viel für mich selbst ausgeben konnte, interessiert mich das nun nicht mehr. Besonders berührt hat mich die Botschaft von Papst Franziskus, dass all unser Überfluss Geld sei, das von den Armen gestohlen worden sei. Daher versuche ich heute, meinen Überfluss einzuschränken und an Organisationen zu spenden, deren Mission mich anspricht. So unterstütze ich zum Beispiel eine Organisation, die Landwirte in grossen Schwierigkeiten begleitet, die Organisation Enfants du Mékong, in der wir Patenschaften für Kinder übernehmen.

Wie wichtig ist Ihnen finanzielle Unabhängigkeit?
Finanzielle Unabhängigkeit ist für jeden wichtig. Sie gibt Sicherheit, aber auch die Fähigkeit, Entscheidungen zu wagen und das Leben zu lenken. Ich habe immer gearbeitet. Das war für meinen Mann, der aus einer sehr traditionellen Familie stammt, revolutionär. Es führte aber zu einer ausgeglichenen Beziehung. Ich ermutige alle Frauen, auch mit Kindern, zu arbeiten. Wenn man das Glück hat, eine Ausbildung genossen zu haben, ist es wichtig, durch Arbeit seine Unabhängigkeit aufzubauen.