Der Zürcher Kantonalbank (ZKB) geht es blendend. Unter Langzeit-CEO Martin Scholl ist die Bank in den letzten Jahren prächtig gediehen und konnte jüngst für 2021 einen Rekordgewinn von 942 Millionen Franken verkünden.

Der Zeitpunkt ist also günstig für den Bankrat, das 13-köpfige Aufsichtsgremium der ZKB, denn der Vorstoss für die Erhöhung der eigenen Saläre dürfte damit seine Erfolgschancen weiter gesteigert haben.

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Die Erhöhungen, die der Bankrat beantragt hat, sind happig: für Bankpräsident Jörg Müller-Ganz soll es 123'000 Franken mehr geben, womit er inklusive Spesen 480'000 Franken bekommen würde. Die beiden Präsidiumskollegen sollen 112'000 Franken mehr verdienen, und auch für die zehn einfachen Bankräte sollen die Entschädigungen von 51'000 auf bis zu 75'000 Franken jährlich erhöht werden.

Die Begründung ist einfach: «Die Grundentschädigung stammt teilweise noch von 1989, und längst müssten die Teuerung, die erhöhten Anforderungen an die Funktion und die zunehmende Komplexität einer systemrelevanten Universalbank berücksichtigt werden», sagt Mark Roth, der Ende Januar neu ins Präsidium aufgerückt ist. Er war vorher nebst seiner Tätigkeit als Bankrat als Wirtschaftsprüfer tätig, die Tätigkeit im ZKB-Präsidium ist vollamtlich. Auch die Löhne, die sonst in der Branche für solche Funktionen gezahlt werden, seien höher, so Roth: Eine Marktvergleichsstudie habe ergeben, dass die bisherigen Saläre fast 50 Prozent unter dem üblichen Niveau lägen.

Doch in seiner eigenen Partei sieht das nicht jeder so: «Die Stimmung in der Fraktion ist skeptisch», sagt Markus Späth, SP-Fraktionschef im Zürcher Kantonsrat. Bei der ZKB, die sich im Besitz des Kantons befindet, werden die Plätze im Bankrat auch nach Massgabe der Stärke der einzelnen Parteien im Kanton bestimmt. «Vor allem wird die Frage aufgeworfen, ob ein Bankratsmitglied mehr verdienen sollte als ein Regierungsrat», merkt er an. Das Salär für einen Regierungsrat in Zürich liegt bei 350 000 Franken.

Es gebe aber noch keine Position der Fraktion, so Späth, man sei noch in der Entscheidungsfindung, auch Roth werde dazu noch angehört.

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Das Vorhaben dürfte insgesamt im Zürcher Kantonsrat gute Chancen haben, denn die Bürgerlichen sind mehrheitlich dafür, und auch von links gibt es einigen Support. Klar kritisch geäussert hat sich allerdings der Fraktionschef der Grünliberalen, Michael Zeugin, jüngst im «Tages-Anzeiger»: Der Vergleich mit anderen Banken sei nicht sinnvoll, schliesslich sei die ZKB eine Kantonalbank, für die der Kanton hafte.

Klar ist, dass die Funktion eines ZKB-Bankrats in den letzten Jahren professionalisiert wurde, alle Kandidaten werden vorweg von einer externen Beratungsfirma geprüft, und auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) schaut genauer hin. «Die Zeiten, als verdiente Parteimitglieder am Ende der Karriere noch mit einem Job im Bankrat belohnt wurden, sind vorbei», so Späth. 

Erik Nolmans
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