Es war eine besondere Form der Selbst-Reinwaschung, die Vontobel-Präsident Andreas Utermann da via «NZZ»-Interview versuchte. Er sei «weder direkt noch indirekt involviert» in den Betrugsfall, der seinem Ex-Arbeitgeber Allianz Global Investors (AGI) 2022 in den USA die Rekordbusse von sechs Milliarden Dollar und ein Geschäftsverbot von zehn Jahren einbrachte.

Wie BILANZ in ihrer Titelstory vor zwei Monaten berichtete, belegen die Dokumente der US-Justiz: Unter dem CEO Utermann hat AGI mehr als fünf Jahre Anlegertäuschung betrieben, und trotz Warnsignalen des internen Audit schaute weder die AGI-Geschäftsleitung noch die Konzernzentrale genauer hin. Das Geschäft lohnte sich für Utermann und seine Mitstreiter: Der Fondsmanager Greg Tournant erzielte in guten Jahren mit seinen mutmasslich betrügerischen Fonds ein Viertel des US-Gewinns und liess die Boni der Geschäftsleitung sprudeln. Auch eine andere Aussage Utermanns ist interessant. Er habe «mit diesem Mitarbeiter nichts zu tun». Fakt ist: In mindestens einem Jahr, 2014, war Tournant Utermann direkt unterstellt. Und genau in diesem Jahr, so beschreiben es die US-Behörden, begann Tournant mit den betrügerischen Aktivitäten. Utermann hatte mit Tournant immerhin so viel zu tun, dass er ihm mehrfach das höchste Salärpaket auszahlte – 15 Millionen Dollar.

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In kleinem Kreis betont er dann auch, dass die Allianz-Asset-Management-Chefin Jacqueline Hunt wegen der Verfehlungen gehen musste. Jedoch: Sie war noch weiter weg vom Geschehen als er. Nach Utermanns Logik wäre also auch er selbst kaum weiter als AGI-CEO tragbar gewesen. Doch als der Skandal aufflog, hatte er schon bei Vontobel angeheuert. Dort stört seine Vergangenheit offenbar niemand. 

Dirk Schütz
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