Von einem «Denkzettel» der Aktionäre, womöglich ausgelöst durch den Krach mit Bundesbern über eine mögliche Staatsbeteiligung an der Covid-Impfstoff-Produktion, hatte der «Tages-Anzeiger» gesprochen: Während alle anderen Verwaltungsräte mit «sozialistischen» Ergebnissen um 99 Prozent wiedergewählt wurden, votierten für Lonza-Präsident Albert Baehny nur 88 Prozent.

Doch wie Recherchen zeigen, waren es nicht «die» Aktionäre, die Baehny ihre Stimme verweigerten, sondern vor allem einer: US-Investmentriese Blackrock, der rund zehn Prozent an Lonza hält – vielleicht flankiert von einigen Kleinaktionären aus dem Wallis, die immer noch dem früheren CEO Richard Ridinger nachtrauern, der ihnen als Überlebensgarant des lange kränkelnden Standorts gilt, aber nach Differenzen mit dem neuen Präsidenten Baehny gehen musste.

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Doch dass Blackrock gegen Baehny stimmte, mutet auf den ersten Blick bizarr an: 2020 stieg der Marktwert von Lonza von 27 auf 47 Milliarden Franken, also um 20   Milliarden – Präsident Baehny hat seinen Zehn-Prozent-Aktionär Blackrock allein 2020, als er elf Monate lang Lonza als CEO im Doppelmandat führte, um rund zwei Milliarden reicher gemacht.

 

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Tatsächlich soll es diverse positive Rückmeldungen von Blackrock-Fondsmanagern gegeben haben, wie ein Insider berichtet (Baehny wollte sich auf Anfrage nicht äussern). Doch im Blackrock-internen Richtungskampf mit dem Governance-Team setzte sich wohl Letzteres durch.

Denn Baehny gilt gemäss den «Corporate Governance Guidelines» der Amerikaner als «overboarded», also mit zu vielen Ämtern ausgestattet; Baehny ist Präsident der SMI-Konzerne Geberit und Lonza sowie Vizepräsident der kotierten Immobilienfirma Investis. Aufgrund dieser Konstellation stimmt Blackrock laut Statuten «für gewöhnlich gegen die (Wieder-)Wahl».

Blackrock ist die Kluft zwischen Anlageerfolg und Abstimmungsverhalten offensichtlich bewusst. Auf Anfrage zu Lonza hiess es, man könne «in diesem Fall keine Auskunft geben».