Jörg Bucherer, Inhaber und Patron des weltweit führenden Uhren- und Schmuckhändlers Bucherer, hat den Fortbestand seines Lebenswerks mit dem Verkauf an Rolex Ende August aufs Feinste gesichert und dafür, so wird geschätzt, vier Milliarden Franken erhalten. Es war seine letzte grosse unternehmerische Tat. Wenig später, Anfang November, ist er im Alter von 87 Jahren gestorben, dem Vernehmen nach tief erleichtert: «Er hat sich sehr gefreut, die Zukunft der Gruppe sichergestellt zu haben», sagt Claudia Steinfels, Inhaberin der Kunstberatungsfirma Steinfels Art Consulting.

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Sie ist eine von vielen, die sich in einer gemeinsamen Todesanzeige von Bucherer verabschiedet haben, «alles private Freunde», sagt sie. Die Liste ist lang und illuster, darunter Steinfels’ Mann Christian Norgren, Regula und Beat Curti, der einstige Bank-Sarasin-Chef Peter Merian und Hanspeter Ueltschi, Inhaber des Nähmaschinenherstellers Bernina. «Wir waren Jörg Bucherers Familie und kennen uns alle, weil wir dank ihm immer wieder zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren», erklärt einer die konzertierte Aktion.

Jörg Bucherer hatte viele Freunde, darunter Claudia Steinfels.

Jörg Bucherer hatte viele Freunde, darunter Claudia Steinfels.

Quelle: ZVG

Mit dem Tod von Jörg Bucherer, der das Unternehmen seit 1977 geführt und wagemutig zu dem gemacht hat, was es heute ist, endet die Familientradition, die in der Bucherer-Firmenchronik 1888 mit Bucherers Grossvater Carl F. begonnen hat: Bucherer hatte gemäss einem Freund zwar «Freude an den Frauen», geheiratet hat er aber nicht, und er blieb auch kinderlos.

Was geschieht nun mit dem Riesenvermögen, das er hinterlässt? Gemäss einem Ur-Luzerner, der nicht namentlich genannt sein will, geht man in der Leuchtenstadt davon aus, dass mit dem Geld eine grosse oder aber zwei, drei kleinere Stiftungen errichtet werden. Nur, zu welchem Zweck? Bucherer gehörte zu den Förderern des KKL und war zusammen mit anderen Lokalmatadoren Unterstützer von Luzern Tourismus. Tut er etwas für die Stadt oder die Region? Andere werweisen, es könnte eine patronale Stiftung geben für Bucherer-Mitarbeiter in Notsituationen. «Ich weiss alles, sage aber nichts», kommentiert der Luzerner Anwalt Urs Mühlebach das Gerede.

Bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Kein Wunder: Der 77-Jährige ist seit 2013 Bucherer-Verwaltungsrat und sass am Verhandlungstisch mit Rolex, die im Handelsregister inzwischen als Eigentümerin der Bucherer Holding eingetragen ist.

Nun kümmert sich Mühlebach um die Hinterlassenschaft des verstorbenen Patrons. «Ich bin der Willensvollstrecker» bestätigt er und fügt an: «Aussagen über eine allfällige Stiftung können jetzt noch keine gemacht werden.» Bucherers Testament wird gemäss Mühlebach im Januar eröffnet. In dem Monat wird auch die Abschiedsfeier stattfinden – by invitation only. So viel noch offen ist, so gewiss ist eines: Gemäss dem neuen Erbrecht ist Jörg Bucherer erbrechtlich niemandem mehr verpflichtet. Er war es auch zu Lebzeiten nicht: Die Bande zum Familienzweig seines Cousins Erich Bucherer, zu dem die Dübendorfer SP-Frau Evelyne Bucherer Romero gehört, hat er längst durchtrennt.

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