Die konservative Strategie von Rolex, auch als stärkste Marke der Schweizer Uhrenindustrie im Vertrieb konsequent auf ihre langjährigen Partner im Uhrenretail zu setzen, ist dem Unternehmen hoch anzurechnen. Denn es wäre für die Marke ein Leichtes, ihre begehrten Zeitmesser selbst an die Endkunden zu verkaufen und damit die eigenen Margen markant zu erhöhen. Müssten die Händler dagegen auf die Marke Rolex in ihrem Sortiment verzichten, gingen ihnen plusminus 40 Prozent des Geschäfts mit neuen Uhren verloren.

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Im Geschäft mit Uhren aus zweiter Hand liegt der Anteil von Rolex Schätzungen zufolge noch höher. Aber auch in diesem Bereich gilt: Rolex mischt zwar im Boom-Business mit Secondhanduhren seit einem guten halben Jahr selbst mit. Aber wiederum ausschliesslich in Partnerschaft mit den autorisierten Händlern.

Bereits seit Dezember 2022 bietet Bucherer von Rolex zertifizierte Uhren aus zweiter Hand an. Nun ist auch ein weiterer langjähriger Rolex-Retailer zum begehrten Handkuss gekommen: Beyer Chronometrie in Zürich, das wohl älteste Uhrengeschäft der Welt.

Hanspeter Pieth, Chef von Beyer.

Hanspeter Pieth, Chef von Beyer, hält das CPO-Programm von Rolex («certified pre-owned») für eine «tolle Sache».

Quelle: ZVG

Der neue Beyer-Chef Hanspeter Pieth, seit Januar im Amt, bestätigt: «Ja, das ist korrekt.» Und ergänzt, dass das CPO-Programm von Rolex («certified pre-owned») eine «tolle Sache» sei: «Das ist eine super Initiative von Rolex in Zusammenarbeit mit den Rolex-Partnern.»

Rolex gilt als die meistkopierte Marke der Welt

Rolex gilt als die meistkopierte Marke der Welt. Branchenkenner gehen davon aus, dass drei Viertel aller Vintage-Uhren des Genfer Herstellers nicht zu 100 Prozent echt sind. Das CPO-Programm der Marke ist deshalb auch eine Kampfansage an Graumarkt und Fälscher.

Denn Rolex zertifiziert die eigenen Uhren nur dann als echt, wenn die Uhr älter als drei Jahre ist und von einem offiziellen Fachhändler verkauft worden ist. Damit wollen die Genfer verunmöglichen, dass Spekulanten, die Uhren nach dem Erwerb zu einem höheren Preis auf dem Secondhandmarkt sofort weiterverkaufen, vom neuen Angebot profitieren.

Das Echtheitszertifikat von Rolex kostet einen happigen Aufpreis

Klar ist: Das Rolex-CPO-Programm hat auf dem Secondhandmarkt bereits viel bewirkt. Es bringt Sicherheit und Vertrauen in den Markt, auf dem sich neben vielen seriösen Anbietern auch schwarze Schafe tummeln. Die Kundinnen und Kunden jedenfalls sind bereit, für die von Rolex garantierte Echtheit tief in die Tasche zu greifen.

Von Rolex zertifizierte Modelle sind gemäss den Daten von Watchcharts im Schnitt 34 Prozent teurer als die gleichen Modelle ohne Siegel. Bei gewissen Modellen, zum Beispiel bei der begehrten Submariner, liegen die Aufpreise gar bei über 50 Prozent.

Beyer-Geschäftsführer Pieth allerdings betont, dass zertifizierte Rolex-Uhren bei Beyer «nur marginal teurer» seien. Und sagt: «Die Vorteile übersteigen bei weitem den minimalen Aufpreis.»

 

Marcel Speiser Handelszeitung
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