Die Rallye Dakar dürfte den meisten Menschen bekannt sein. Hat das zermürbende Langstrecken- und Wüstenrennen, das einst von Paris aus durch die Sahara bis in die Hauptstadt Senegals führte, doch schon für so manche Schlagzeile gesorgt. Über 70 Menschenleben hat das gefährliche Rennen seit dem Debüt 1978 bereits gefordert.

2008 musste die Rallye wegen einer Terrordrohung abgesagt werden. Und bei der letzten Austragung kam es in Saudi-Arabien, wo das bedeutende Sportereignis seit 2008 stattfindet, tatsächlich zu Terrorattacken, bei denen zwei Fahrzeuge mit improvisierten Bomben angegriffen wurden. 

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Weit weniger bekannt als die Rallye Dakar an sich ist ein Preis, den es zeitweilig zu gewinnen gab: eine Uhr – genauer: eine Cartier Cheich. Und exakt dieser Zeitmesser löste kürzlich ein Raunen in der Uhrenwelt aus. Eines von bloss vier existierenden Exemplaren spielte an einer Online-Versteigerung des Auktionshauses Sotheby’s Ende September 1,1 Millionen Euro ein. Ein Coup: Das Haus war im Vorfeld von einem Preis zwischen 200’000 und 400’000 Euro ausgegangen.

Erst zum zweiten Mal ist eine Uhr der französischen Marke vom Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont bei einer Auktion für einen siebenstelligen Betrag weggegangen. Den Rekord hält eine Cartier Crash inne, die im Mai für 1,65 Millionen Dollar an einer Online-Versteigerung der US-Auktionsplattform Loupe This einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin fand. 

Belgier schaffte das «Unmögliche»

Es ist die Geschichte der Cartier Cheich, die den ungewöhnlichen Zeitmesser so speziell macht. Diese geht auf die fünfte Austragung des damals noch unter dem Namen Rallye Paris–Dakar geführten Rennens zurück. 1983 trat der frühere Cartier-CEO Alain Dominique Perrin an den Rallye-Gründer Thierry Sabine heran mit der Idee eines glanzvollen Preises für jene, die das Rennen zweimal hintereinander in der gleichen Fahrzeugkategorie gewinnen.

Die beiden hielten diese Leistung für unmöglich. Perrin und Sabine machten aber die Rechnung nicht mit dem Motorradrennfahrer Gaston Rahier, der auf seiner BMW mit bemerkenswertem Talent und einer fast übermenschlichen Ausdauer zu einem Superstar der Rallye werden sollte. Schon im ersten Rennen nach der Lancierung der Challenge sicherte sich der kleingewachsene Belgier den Sieg in seiner Kategorie. Und im darauffolgenden Jahr, 1985, doppelte er nach – die Cartier Cheich gehörte ihm.

Drei Goldarten für die Uhr verwendet

Die Cartier Cheich gilt unter Expertinnen und Experten als beeindruckendes Beispiel für den einzigartigen Einsatz der französischen Marke bei der Gestaltung von Gehäusen. Dieses ist – entworfen vom damaligen Kreativdirektor Jacques Diltoer – dem Rallye-Logo nachempfunden und besteht aus drei geschichteten Strängen aus Weiss-, Gelb- und Roségold, die miteinander verwoben sind. 

Ins Gehäuse eingebettet ist ein typisches Cartier-Zifferblatt mit einer rechteckigen zentralen Minuterie. Ein im charakteristischen Cartier-Blau gehaltener Cabochon hält die Zeiger zusammen. Das Lederarmband ist nicht mit konventionellen Bandanstössen befestigt, sondern verläuft «unsichtbar» durch den Boden des Gehäuses. Die Cartier Cheich begleitet eine massgeschneiderte Aufbewahrungsbox, deren Deckel die Aufschrift «Trophee Paris Alger Dakar» in Goldschrift trägt.

Fast 40 Jahre in Familienbesitz

Gaston Rahier ist der einzige Mensch, der die «Cartier Challenge» geschafft hat. Diese war aufgrund eines tragischen Vorfalls nur von kurzer Dauer. Cartier-Chef Sabine kam 1986 bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben. Daraufhin beendete Rallye-Boss Perrin die Herausforderung. Die drei anderen Uhr-Exemplare, die Cartier einst hat anfertigen lassen, aber nie ausgegeben hat, bleiben in der historischen Sammlung des Unternehmens. 

Auch nach dem Tod von Rahier 2005 blieb die gewonnene Cartier Cheich im Besitz seiner Familie. Nun, fast 40 Jahre nach der für unmöglich gehaltenen Leistung des legendären Belgiers, fand die so seltene Uhr zum allerersten Mal eine neue Eigentümerin oder einen neuen Eigentümer. Es ist nicht bekannt, wer die 1,1-Millionen-Rarität erworben hat. 

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