Bereit für einen Schock? 2023 werden die Renditen enorm sein. Der SPI und die weltweiten Aktien dürften um 15, 20, 25 Prozent steigen. Vielleicht sogar noch mehr! Anleihen dürften boomen. Die letztjährigen Sorgen haben zur Folge, dass die meisten dies noch nicht fassen können. Aber diese Schwermut verstärkt die absehbare kräftige Erholung. Klingt verrückt? Lassen Sie mich das erklären. 

Anfang 2022 prognostizierte ich einen beängstigenden, zermürbenden Start in ein Jahr, in dem die Aktien erst später ansteigen würden. Auch wenn das Muster passte, habe ich den Bärenmarkt weder in der Schweiz noch global vorhergesehen. Die meisten erwarten nun Schlimmeres, blicken auf die «Polykrisen»-Gespräche in Davos und bezweifeln, dass das seit September bestehende SPI-Rally anhält. Das ist der «Pessimismus des Unglaubens», den ich am 21. August beschrieben habe. Um anzusteigen, brauchen die Aktien nur eine Realität, die die düsteren Erwartungen übertrifft.

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Diese wird kommen. Die globale Inflation wird stärker nachlassen als erwartet. Steigende Preise, vor allem ausserhalb der Schweiz, schlugen 2022 auf die Stimmung. Das ist – trotz aller Zweifel der SNB – vorbei. In den meisten Ländern sind die Inflationsraten deutlich gesunken. Doch die Faktorkosten für die künftige Inflation, wie Öl, die meisten Rohstoffe und das Geldmengenwachstum, die langsam die Erzeugerpreise durchdringen, bevor sie schliesslich die Verbraucherpreise erreichen, liegen auf oder unter dem Niveau von Ende 2021.  

Politische Sterne stehen gut

Die abnehmende Inflationsangst dürfte die Aktien in die Höhe treiben und den Anstieg der langfristigen Renditen umkehren, was den Anleihen Auftrieb gibt. 2022 stürzten viele Anleihen gemeinsam mit den Aktien ab, was viele erstaunte. Die rückläufigen Erträge 2023 führen diese Verknüpfung nun fort – aber nach oben: Die amerikanischen Zehn-Jahres-Renditen liegen bereits 83 Basispunkte unter dem Oktoberhoch. Die Schweizer Renditen beendeten 2022 auf einem Jahreshoch, gingen seither jedoch um 48 Basispunkte zurück. 

Über den Autor 

Ken Fisher ist ein US-amerikanischer Autor und Investmentanalyst sowie Gründer und Vorsitzender von Fisher Investments, einer Vermögensverwaltungsfirma mit Niederlassungen in sechs Ländern, die rund 188 Milliarden Dollar verwaltet. Fisher zählt zu den einflussreichsten (und auch reichsten) Investmentmanagern der USA.

Die Politik? Letzten Monat habe ich die amerikanischen «Zwischenwahlen» und den daraus resultierenden Stillstand betrachtet, der die US-amerikanischen und schweizerischen Aktien ansteigen liess. Dieser Marktzauber dauert in den dritten Präsidentschaftsjahren, wie 2023, an – mit S&P-500-Erträgen von durchschnittlich 18,4 Prozent in Dollar seit 1925 und, seit 1939, ohne einen Rückgang.

Diese Wirkung breitet sich global aus – auch auf den SPI. Die Korrelation zwischen den amerikanischen und schweizerischen Aktien liegt bei 0,74 – das ist viel, wenn 1,00 eine parallele und minus 1,00 eine gegenläufige Bewegung bedeutet. Die eidgenössischen Wahlen im Oktober werden dann dem vierten Quartal etwas von der Unsicherheit im Inland nehmen – ein Jahresendschub. 

Telefonierte Rezession 

Zu den Ängsten vor einer globalen Rezession: Die Wirtschaftsdaten sind gemischt – nicht furchtbar. Die weltweite Kreditvergabe ist robust. Die erneute Öffnung Chinas ist positiv. Gasknappheit? Diese Ängste habe ich im letzten Monat entkräftet. Und aktuell? Die europäischen Gasvorräte befinden sich Stand Mitte Januar auf Rekordhöhe, was die Sorgen um den Preis und die Knappheit eindämmt. Gespräche zwischen der Schweiz und Deutschland über ein Gasabkommen unterstreichen die abnehmende Abhängigkeit von Russland. 

«Aber es droht eine Rezession!», warnen die Pessimistinnen und Pessimisten. Mag sein. Diese Besorgnis heisst aber auch, dass die Märkte eine Rezession bereits eingepreist haben. Ja, die Schweizer Regierung erwartet für 2023 ein bescheidenes Wachstum. Eine Umfrage des Conference Board ergibt jedoch, dass sich 99 Prozent der CEO auf eine Rezession in Europa und 98 Prozent auf einen Abschwung in den Vereinigten Staaten einstellen. Daher haben sich die Unternehmen weltweit darauf vorbereitet: Sie bunkern Bargeld, fahren die Investitionen herunter, verfügen einen Einstellungsstopp und entlassen Mitarbeitende. Antizipation bedeutet Schadensbegrenzung. Eine schwache globale Rezession – oder gar keine – wäre äusserst positiv. 

Historisch betrachtet legen die Verlierer einer Baisse im ersten Drittel eines Bullenmarkts am stärksten zu. Damit wären normalerweise die Luxusgüterfirmen und Banken begünstigt, aber sie sind bereits kräftig gestiegen. Denken Sie daher an die Rohstoff- und Industrieunternehmen, die während des Abschwungs hinterherhinkten, sich bisher aber noch nicht erholt haben. Diversifizieren Sie diese auch global. Fügen Sie dann noch die schwer getroffenen US-Technologie- und technologienahen Unternehmen hinzu. 

Die Entspannung kommt. Bereiten Sie sich jetzt auf eine grosse Überraschungserholung 2023 vor.