Schweizer legen jeden Monat 1285 Franken ihres Einkommens zurück. Bei 20- bis 30-Jährigen sind das fast 20 Prozent ihres Lohns (siehe Grafiken unten). Zu diesem Ergebnis kommt das Fintech-Start-up Selma Finance in einer Umfrage unter 4000 meist recht jungen Nutzern. Drei Viertel der Befragten waren weniger als 40 Jahre alt.

Im OECD-Vergleich ragt die Schweiz mit der Sparquote von durchschnittlich 18,8 Prozent sehr deutlich heraus. In der Eurozone sind es lediglich 5,2 Prozent, in den USA 6,2 Prozent. Noch dazu ist das Haushaltseinkommen in diesen Regionen deutlich geringer.

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Konservativ auf dem Konto gebunkert

Das viele zurückgelegte Geld wird hierzulande besonders konservativ auf dem Konto gebunkert. Im Schnitt reicht die Liquidität auf dem Konto aus, um die Lebenserhaltungskosten 19 Monate lang zu decken. Bei 20- bis 30-Jährigen hält der Notgroschen auf dem Konto knapp 15 Monate vor, bei über 60-Jährigen sind es mehr als zwei Jahre. Das ist deutlich mehr als empfohlen. Geht es nach Anlageexperten, ist ein Cashpuffer von drei bis fünf Monatsausgaben ausreichend.

Mit der Vermehrung der Ersparnisse mittels Aktien oder Obligationen haben sich laut Studie noch erschreckend wenige Schweizer auseinandergesetzt. «85 Prozent der unter 30-Jährigen haben noch nie Geld angelegt», sagt Kevin Linser, einer der Gründer von Selma Finance. Dabei wäre der Anlagehorizont gerade bei jungen Menschen mehrere Jahrzehnte lang. Entsprechend hohe Aktienquoten wären also ratsam.

Selma-Finance Gruender Kevin Linser

Banking: Laut Selma-Finance-Gründer Kevin Linser suchen junge Schweizer bei Geldfragen statt bei ihrem Bankberater bei Google Rat. Zeitaufwand und Finanzjargon schrecken ab.

Quelle: ZVG

Selbst im fortgeschrittenen Alter ist die Präsenz auf den Finanzmärkten noch nicht sehr gross. Unter den 30- bis 40-Jährigen haben 48 Prozent ihr Geld noch nie in Wertpapiere oder Finanzprodukte investiert. Im Alter von 50 bis 60 ist die Rate auf ein Drittel geschrumpft.

Google statt Bankberater

Versteckte Kosten, der hohe Zeitaufwand, standardisierte, langweilige Investmentprodukte und ein unverständlicher Banking-Jargon werden von den Studienteilnehmern als Gründe für die Abwesenheit von den Finanzmärkten genannt. Rat für die Geldanlage holt man sich von Google oder der Familie. Nur 13 Prozent wenden sich bei Fragen zur Geldanlage an ihren Bankberater. Die wenigen 20- bis 30-Jährigen, die sich an eine Geldanlage trauen, haben im Schnitt 9569 Franken investiert. Bei 30- bis 40-Jährigen sind es mehr als 45 000 Franken.

Trotz der vielen Ersparnisse ist die Eigenheimquote in der Schweiz mit 42,5 Prozent im internationalen Vergleich besonders niedrig. Vielfach kann man sich eine Immobilie erst durch Schenkung oder Erbschaft leisten. Bei unter 40-Jährigen liegt die Quote laut der Selma-Finance-Studie bei nur 19 Prozent.

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Erich Gerbl
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