Besorgt blicken Investoren auf die Parlamentswahlen kommende Woche in den Niederlanden. Diese könnten im Falle eines deutlichen Rechtsrucks Signalwirkung für die Abstimmungen in Frankreich ab April und Deutschland im Herbst haben. Im Extremfall stünde dann Experten zufolge nach dem geplanten Ausstieg der Briten Europas Zukunft auf dem Spiel. Und die ersten Marktbeobachter warnen schon vor einer neuen Finanzkrise.

Die meisten Auguren gehen zwar nicht von einem Wahlschock mit anschliessendem «Nexit» aus, also einem Ausstieg der Niederländer aus der Europäischen Union (EU). Doch die Angst der Anleger vor einer Regierungsbeteiligung der Populisten in Europa wächst. Ein entsprechendes Votum der Niederländer könnte somit den Euro und die europäischen Aktienmärkte in Bedrängnis bringen und als sicher geltende Staatsanleihen - vor allem aus Deutschland - begehrt machen. Die Kurse der zweijährigen Bundestitel eilten in den vergangenen Wochen bereits von Rekord zu Rekord.

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In der Wählergunst zurückgefallen

Am Morgen des 16. März wird klar sein, wie die Euro-Gegner um Geert Wilders abgeschnitten haben. Wilders' Freiheitspartei (PVV), die für Rechtspopulismus und Islam-Hass steht, hatte lange Zeit in den Meinungsumfragen geführt. Zuletzt war sie aber in der Wählergunst zurückgefallen.

Mit 14,6 Prozent rangiert Wilders Partei hinter der liberalen VVD von Ministerpräsident Mark Rutte mit 16,4 Prozent und nur noch knapp vor den Christdemokraten mit 12,1 Prozent. «Da weder das Ergebnis des Brexit-Referendums noch der US-Präsidentschaftswahlen korrekt vorhergesagt wurde und der Populismus überall in Europa an Boden gewinnt, ist verständlich, dass die Märkte mit Sorge auf die anstehenden Wahlen in den Niederlanden blicken», sagt Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity International.

Dass Wilders am Ende die neue Regierung bilde, sei unwahrscheinlich, sagt Leon Cornelissen, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Robeco. Generell werde es wohl sehr lange dauern, bis eine neue Koalition stehe. Die Parteienlandschaft sei zersplittert, betont Volkswirtin Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. Im Gespräch sei sogar eine Fünf-Parteien-Koalition wie zuletzt in den 1970er Jahren. Dann drohe politischer Stillstand. Auch das macht die Märkte nervös.

EU-Austritt - sind die Franzosen die nächsten?

Sollte Wilders in den Niederlanden überraschend stark abschneiden, könnte das die rechten Kräfte bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich stärken. Auch hier setzt die rechtspopulistische Partei Front National von Marine Le Pen - ähnlich wie die AfD in Deutschland - auf eine Kombination aus Anti-EU-Kurs und Abgrenzung gegen Ausländer. Sollte Le Pen in Frankreich gewinnen, würde das an den Märkten einschlagen wie eine Bombe. Das wäre wohl das Ende der EU in ihrer jetzigen Form, meint Cornelissen. «Das wird eine Finanzkrise auslösen.»

Der Euro käme unter die Räder. Commerzbank-Ökonom Christoph Weil ist sich sicher: «Bei einem Frexit wäre die Währungsunion kaum noch zu retten.» Die Auswirkungen wären also viel grösser als beim Brexit. Analysten der Citigroup befürchten ein Chaos an den Anleihemärkten und einen Einbruch beim Verbrauchervertrauen in der Euro-Zone. Umgekehrt gilt: Ein deutliches Votum der Franzosen gegen nationalistische und separatistische Bewegungen in Europa würde eine schwere Last von den europäischen Börsen abschütteln, sagen die Strategen von Hansainvest. Der Ball liegt nun erstmal im Feld der Niederländer.

(reuters/ccr)