Das Schweizervolk wird sein Mehrheitspaket an der Swisscom einfach nicht los. Nach dem Nationalrat hat jüngst auch der Ständerat den Privatisierungsgelüsten des Bundesrats den Garaus gemacht. Der Aufschrei blieb aus, das parlamentarische Njet wurde erwartet. Zudem ist für viele Parlamentarier die Überführung des Konzerns in Privatbesitz noch lange nicht passé – nun warten sie auf das nächste Zeitfenster, das sich im Herbst 2007 öffnen soll.

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Jungs von der Swisscom, hört auf zu lamentieren, macht endlich Nägel mit Köpfen! Wartet nicht bis zum Nimmerleinstag, nehmt eure Zukunft in die eigenen Hände! Der in meinen Augen gangbarste Weg ist nicht die von Politikern propagierte Stiftungslösung, sondern die von der CVP bereits kurz angedachte Ausgliederung des Netzes in eine eigene Gesellschaft. Deren Aktien hielte der Bund, womit gesichert wäre, dass das so wichtige Fernmeldenetz in Schweizer Hand verbleibt. Eine unfinanzierbare Utopie? Mitnichten. Alleine an Anschlussgebühren, 25.25 Franken pro Telefonapparat, flössen der neuen Firma zwei Milliarden zu. Dazu gesellten sich weitere Abgaben, so von Mobilkunden, Festnetzbetreibern, Internet- und Fernsehprovidern. Auf locker 2,5 Milliarden veranschlagt ein Analyst die gesamten Einnahmen der Netzgesellschaft. Genug jedenfalls, um das Netz auf Trab zu halten.

Ob die Ausgliederung wirklich so einfach ist? Das müsste eine Machbarkeitsstudie aufzeigen. Die paar zehntausend Fränkli, die eine solche Untersuchung kostet, sollte die Swisscom noch so gerne lockermachen. Schliesslich könnte sich der Konzern dereinst, aller politischer Fesseln entledigt, wieder hundertprozentig auf das Geschäft konzentrieren. Da gäbe es genug zu tun. Vor allem müsste das Management so rasch als möglich neue Geschäftsfelder erschliessen. Nur: Wollen das die Telekombosse überhaupt? Ich werde den leisen Verdacht nicht los, dass diese dazu gar keinen Ansporn verspüren; Swisscom erwirtschaftet in ihrer geschützten Werkstatt dank überrissenen Preisen immer noch zu saftige Margen. Sich übermässig regen wäre ja mit Risiken verbunden. Da lässt es sich bequemer im Trüben fischen, solange das noch geht.

Die sonst beliebte Strategie, sich auf Aktien mit hoher Dividendenrendite zu konzentrieren, hat in den letzten drei Jahren wenig Anklang gefunden. Was ich verstehe; wenn Börsen boomen, mag kaum jemand auf Stabilität im Depot setzen. Doch seit die Aktienmärkte durchgeschüttelt werden, erinnern sich die Anleger wieder an risikolosere Wege. So an die klassische Dividendenstrategie; zumal sich diese Taktik auch über die Haussephase der letzten Jahre weitaus besser ausbezahlt hat als landläufig angenommen. Das zeigt sich an der Performance des Dow Jones Euro Stoxx Select Dividend 30; dieser hat seit 1999 den Dow Jones Euro Stoxx 50 um mehr als 160 Prozent überflügelt.

Die Finanzbranche bietet diverse Instrumente an, dank denen sich die Dividendenstrategie einfach umsetzen lässt. Beliebt sind Anlagefonds, die sich auf renditestarke Dividendenpapiere konzentrieren. Zunehmend auf Interesse stossen Derivate auf Indizes, so auf den erwähnten Dow Jones Euro Stoxx Select Dividend 30. Dieser bildet den Kursverlauf der 30 dividendenstärksten Aktien aus der Eurozone ab. Dabei werden nicht nur die Renditen, sondern auch die Konstanz in der Dividendenzahlung oder die Ausschüttungsquote berücksichtigt. Auf ein gutes Echo stossen Zertifikate auf den Dividendenindex, wie sie von UBS, Goldman Sachs, Bank Sarasin oder Société Générale in den letzten zwölf Monaten kreiert wurden. Erwähnenswert auch die von iShares emittierte Indexaktie auf den DJ Euro Stoxx Select Dividend 30.

Eine speziell für risikoscheue Anleger attraktive Variante legt die in Pfäffikon SZ domizilierte Picard Angst Finanzprodukte dieser Tage zur Zeichnung auf. Die Index Linked Notes auf den DJ Euro Stoxx Select Dividend 30 besitzen einen Kapitalschutz von 100 Prozent; nach fünf Jahren werden mindestens 112 Prozent zurückbezahlt, nach oben sind die Renditen offen. Auf den Nominalwert der Notes bezogen, sind das jährlich mindestens 2,3 Prozent. Auf Basis des Zeichnungspreises von 102,5 Prozent stellt sich die durchschnittliche Mindestrendite dagegen auf knapp zwei Prozent. An der Zürcher Bahnhofstrasse wurde mir gesagt, die Nachfrage nach dem neuen Finanzprodukt sei sehr gut.

Was ist von den Börsen in den nächsten Monaten zu erwarten? Ziehen die Kurse wieder an, oder schmieren sie nochmals kräftig ab? Wer auf sicher gehen will, setzt auf Twin-Win-Zertifikate. Da lässt sich Geld verdienen bei steigenden wie bei fallenden Kursen. Diese Produkte werden, zum Teil in leichter Abwandlung der Konditionen, ebenso Win-Win- oder Schmetterlings-Zertifikate genannt. Dabei handelt es sich um ein junges Finanzinstrument; die Twin-Win-Struktur wurde in der Schweiz von Bank Sal. Oppenheim im Mai 2005 unter dem Namen Protect-Absolute-Return-Zertifikat lanciert. Inzwischen erfreuen sich die Produkte einer hohen Nachfrage, denn sie sind gerade in Zeiten hoher Preisvolatilität ausgesprochen attraktiv.

Mit Twin-Win-Zertifikaten kann der Anleger also Kursveränderungen in beide Richtungen in Gewinne ummünzen. Allerdings nicht in demselben Ausmass; die Renditechancen nach oben sind überproportional und unbegrenzt. Nach unten lässt sich nur bis zu einem gewissen Ausmass von Kursverlusten profitieren. Denn berührt oder unterschreitet der Börsenindex während der Laufzeit des Zertifikats nur einmal die nach unten gesetzte Grenze, Protect-Level genannt – meistens sind das etwa 70 bis 75 Prozent des Basiswerts –, ist es aus mit dem Schutzmechanismus. In diesem Fall verwandelt sich das Papier in ein reines Indexzertifikat, der Anleger erhält also immerhin den Indexstand ausbezahlt. Mit anderen Worten: Das Zertifikat schneidet nie schlechter ab als der zu Grunde liegende Basiswert. Damit sind die Risiken mit Twin-Wins eingeschränkt. Ich führe hier keine einzelnen Produkte an, denn das Angebot ist inzwischen recht breit.

Übrigens sind Twin-Wins in der Schweiz auch auf Einzelaktien oder Rohstoffe wie Erdöl und Silber zu kaufen. Doch gerade bei diesen beiden Anlagemedien reitet die Spekulation mit. Da mag ich nicht ausschliessen, dass deren Preise am Ende der Laufzeit des Zertifikats halt nicht doch stark eingebrochen sind.

Ihr Frank Goldfinger

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