Wie verunsichert zurzeit selbst Anlageprofis sind, zeigt sich an der unterschiedlichen Einschätzung für das zweite Börsenhalbjahr: Bob Doll, Aktienstratege von Fondsverwalter BlackRock, setzt weiter auf Aktien: «Die Unternehmensgewinne sind kräftig, die Inflation ist tief, und die Arbeitsmärkte erholen sich langsam.» «Ein Auslöser für eine Erholung ist im Moment nicht in Sicht», kommen dagegen die Ökonomen der Zürcher Kantonalbank zum Schluss. Die Anleihenspezialisten der Bantleon Bank halten einen Absturz des DAX von gegenwärtig noch mehr als 7000 Punkten auf 6100 Punkte für möglich. Sie raten zu AAA-Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten, da diese von der nachlassenden Konjunkturdynamik profitieren und deutliche Gewinne verzeichnen dürften, so Stephan Kuhnke, CEO der Bank. Bei der Bank Bär rät Chefstratege Christoph Riniker gerade von langen Laufzeiten ab.

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Einig sind sich alle bloss darin, dass «im Moment viele Fragen offen sind», wie Teja von Holzschuher, Anlagechef der Zürcher Vermögensverwaltung Salmann, es auf den Punkt bringt. Schuldenkrise, Konjunkturdämpfer und steigende Inflation sind für Anleger keine tollen Perspektiven. Bis zur Jahresmitte gab es bisher in praktisch keiner Anlageklasse auf Frankenbasis eine positive Rendite. In den vergangenen Wochen haben sie sich deshalb wieder in sichere Häfen wie Schweizer Staatsobligationen oder Bargeld zurückgezogen. So sind die Renditen der Schweizer Bundesobligationen parallel zu den Aktienkursen wieder kräftig gesunken, und der Schweizer Franken hat von der Erholung des US-Dollars so gut wie nichts abbekommen.

Die Geldschleusen der Zentralbanken dürften vorerst offen bleiben – auch die der Nationalbank. Damit stehen Realwerte weiterhin im Vordergrund. Darunter fallen dividendenstarke Aktien mit Substanz wie Novartis, Wohneigentum ausserhalb der Ballungszentren oder Edelmetalle, allen voran physisches Gold. Der Wandel zu einer alternativen Energienutzung und steigende Agrarrohstoff-Preise sind Themen, die zudem über die nächsten sechs Monate hinaus beachtet werden sollten, wenn Anleger ihr Geld nicht zum Nulltarif bunkern wollen.