BILANZ: Diesen Sommer hat die HSG eine MBA Summer School mit dem Titel «Die Zukunft des Managements» veranstaltet. Weshalb? Winfried Ruigrok: Der Lehrgang war eine Reaktion auf die Art und Weise, wie sich die Wahrnehmung des Managements durch die Krise verändert hat. Vor zwei Jahren waren Manager Helden und gefeierte Stars, heute hängt ihnen oft ein Image von Inkompetenz, Verantwortungslosigkeit und manchmal der Gier an. Die heutige Krise bietet die Chance, sich auf gute Managementpraktiken zu besinnen. Wie sieht denn das Management der Zukunft aus? Es geht um ein neues Selbstverständnis der Führungskräfte, das sich in fünf Begriffe fassen lässt: Analyse, Aktion, Weltoffenheit und eben auch Kooperation und Reflexion. Meistens wird zu viel Analyse und Aktion betrieben. Ich glaube, dass Manager zu wenig Zeit zur Reflexion haben. Der Managementstil ist zudem zu wenig kooperativ und oft nicht engagiert genug. Manager sollten nicht mehr als kleine oder grosse Helden ihrer Firmen gesehen werden, sondern einfach als Vorbilder. Das zu ändern, wird schwierig. Ist dieses Heldendenken nicht Teil des Systems? Das stimmt schon, es ist allerdings wichtig, Manager darauf hinzuweisen, dass neben der Analyse und raschen Entscheidungen auch noch eine Reihe anderer Dinge zur erfolgreichen Arbeit gehören. Es ist auch unsere Aufgabe als Business School, darauf hinzuweisen, dass es die Reflexion braucht, um erfolgreich arbeiten zu können. Die Manager brauchen also mehr Zeit zur Reflexion? Jede Firma sollte den Führungskräften eine gewisse Zeit zum Nachdenken einräumen. Natürlich braucht es dazu auch ein Budget, um an einem anderen Ort Abstand vom Tagesgeschäft gewinnen zu können. Nachdenken und die Reflexion werden ziemlich unterschätzt.

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