Ob ganz, teilweise, direkt oder indirekt im Besitz eines Gründers, einer Familie oder ihrer Nachkommen – für viele sind Familienunternehmen Synonym für kleine, hauptsächlich lokal tätige Unternehmen. Doch in der Praxis kann das ganz anders aussehen.    

Tatsächlich sind einige grosse internationale Konzerne ebenfalls Familienunternehmen, wie etwa der weltweit führende Bekleidungshersteller Inditex (Zara, Massimo Dutti usw.), der italienische Sportwagenhersteller Ferrari, der deutsche Automobilkonzern BMW, der Edelstahlhersteller ArcelorMittal, der südkoreanische Mischkonzern Samsung und sogar der US-Einzelhandelsriese Walmart. Diese Familienunternehmen beschäftigen Millionen von Menschen und spielen mit einem Anteil von rund 70 Prozent am weltweiten BIP eine herausragende Rolle beim globalen Wirtschaftswachstum.    

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Fast vier von fünf Unternehmen weltweit sind Familienunternehmen. Familienunternehmen, die überall auf der Welt, in allen Branchen und in sehr unterschiedlicher Grösse tätig sind, haben in der Regel gemeinsame Werte: Unternehmergeist, Unabhängigkeit, Innovation, langfristige Visionen und den Wunsch, das Unternehmen zu erhalten. Ausserdem bieten sie Vorteile für Investorinnen und Investoren.    

Über den Autor

Obe Ejikeme ist Fondsmanager im Cross-Asset-Team von Carmignac. Er kam 2014 als quantitativer Aktienanalyst zu Carmignac. Ejikeme begann seine berufliche Laufbahn 2003 als Senior Consultant bei FactSet Research Systems. Danach arbeitete er sieben Jahre bei Bank of America Merrill Lynch, wo er die Leitung des Bereichs Europäische Aktien und quantitative Strategien innehatte. Obe Ejikeme hat einen Bachelor-Abschluss in Informatik der Universität Hull.

Laut der Carmignac-eigenen Datenbank «Family 500» ist der durchschnittliche Verschuldungsgrad etwa dreimal niedriger als der Durchschnitt anderer börsennotierter Unternehmen weltweit. Im Gegensatz dazu ist ihre Rentabilität höher, zum Beispiel mit einer Eigenkapitalrendite (ROE) – das heisst der Fähigkeit eines Unternehmens, das von seinen Aktionären investierte Geld in Gewinn umzuwandeln – von 14 Prozent im Jahr 2019 gegenüber 12 Prozent bei Nicht-Familienunternehmen.    

Stabilität im Krisenfall  

Ein weiterer Vorteil ist ihre Stabilität in Krisenzeiten. So war die Rentabilität von Familienunternehmen während der beiden grossen Finanzkrisen der letzten Jahre (2000 und 2007/2008) deutlich weniger volatil als die anderer Unternehmen. Während die Eigenkapitalrendite von Familienunternehmen zwischen 1997 und 2012 von 10,8 Prozent auf 13,2 Prozent anstieg, schwankte diejenige von Nicht-Familienunternehmen im gleichen Zeitraum erheblich: 13,7 Prozent zwischen 1997 und 1999; 8 Prozent in den Jahren 2000 bis 2002; 14 Prozent von 2003 bis 2007; 4,6 Prozent zwischen 2008 und 2009; und 13,4 Prozent im Zeitraum 2010 bis 2012.  

Infolgedessen schnitten Familienunternehmen besser ab als andere börsennotierte Unternehmen. Und deren Marktwert hat sich in 18 Jahren mehr als vervierfacht, während sich der von Nicht-Familienunternehmen im gleichen Zeitraum verdreifacht hat.        

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Der Schwerpunkt liegt auf der Führung  

Wer ein Familienunternehmen führt, hat eine langfristige Vision. Meist sind diese Personen risikoscheu, weil sie persönlich viel Zeit und Geld in das Unternehmen investiert haben. So sind diese Unternehmen in der Regel in schwierigen Zeiten widerstandsfähiger.    

Anderseits kann die Governance-Struktur dieser Unternehmen ein Schwachpunkt sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn es darum geht, diese Führungsstruktur zu etablieren oder ein Unternehmen an die nächste Generation zu übergeben, wie es in der US-Fernsehserie «Succession» brillant dargestellt wurde. Auch ist die Nachfolgeplanung ein zentrales Thema,    

Um in ein Familienunternehmen zu investieren, ist eine eingehende Analyse unerlässlich. Man muss wissen, wie man die besten Unternehmen identifiziert, und man muss anspruchsvoll sein. Ebenso wichtig ist die Diversifizierung, nicht nur in Bezug auf den Sektor, sondern auch auf die geografische Region oder die erste, zweite, dritte Generation usw. Es gibt hervorragende Anlagemöglichkeiten, aber ein aktiver Ansatz ist hierbei sehr wichtig.  

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