BILANZ: Die Deutsche Bank hat im Rahmen ihrer internationalen Neuausrichtung das Fondsgeschäft aus dem Privatebanking ausgegliedert und in den globalen Asset-Management-Bereich eingebracht. Was bedeutet das für die Kunden?
Siegfried Breitling:
Die Möglichkeit, von unserer weltweiten Expertise und der Präsenz vor Ort an wichtigen Kapitalmärkten zu profitieren. Auch wird damit unsere Angebotspalette erweitert. Unter dem Dach Deutsche Asset Management Schweiz bieten wir derzeit unsere rund 60 zum öffentlichen Vertrieb in der Schweiz zugelassenen Anlagefonds an. Zusätzlich soll es möglich werden, in die über 100 weiteren Fonds der weltweiten Asset-Management-Divison der Deutschen Bank zu investieren. Darüber hinaus wollen wir institutionelle Investoren für Vermögensverwaltungsmandate gewinnen.

Das geht aber weit über das klassische Tätigkeitsfeld einer Fondsgesellschaft hinaus.
Das ist richtig. Deshalb evaluieren wir im Moment auch ein neues rechtliches Kleid, das der Asset-Management-Division die Erweiterung hiesiger Aktivitäten erlaubt. Unter dem Anlagefondsgesetz dürfen wir zum Beispiel keine solchen Vermögensverwaltungsmandate als Vertragspartner vermitteln. Auch können wir keine Kontokorrent-Konten führen, um Geldtransaktionen abzuwickeln. Das muss über Dritte laufen.

In Deutschland rangiert die Deutsche Bank mit ihrer Fondsgesellschaft DWS und einem Marktanteil von 22 Prozent auf dem ersten Platz, in Europa auf dem zweiten. Die Deutsche Asset Management Schweiz nimmt unter den hiesigen 61 Fondsgesellschaften aber gerade mal den Platz Nummer 15 ein.
Bei den Schweizer Fonds beträgt unser Marktanteil sechs Jahre nach unserer Gründung 2,1 Prozent, bei der Gesamtpalette 0,7 Prozent. Das ist natürlich wenig im Vergleich mit der UBS, die über 43 Prozent des Schweizer Fondsmarktes beherrscht. Allerdings kenne ich kein Land, wo ein einzelner Fondsanbieter so dominant ist. Aber es stimmt schon, wir stehen hier trotz einem Volumen unserer Schweizer Fonds von 3,2 Milliarden Franken noch am Anfang.

Tun sich ausländische Fondsgesellschaften in der Schweiz besonders schwer, Fuss zu fassen?
Noch vor wenigen Jahren wurden ausländische Fondsanbieter bei der Vergabe von Mandaten durch institutionelle Schweizer Investoren eher pro forma berücksichtigt. Heute aber schauen die Verantwortlichen von Pensionskassen genauer auf Performance und Risikoparameter. Und da können wir mit unseren Produkten gegenüber den Mitbewerbern durchaus mithalten.
Das Geschäft mit Drittbanken, die Anteile von unseren Fonds für ihre Kunden kaufen, lässt sich ebenfalls recht gut an. Inzwischen sind es in der Schweiz 38 Institute, und zwar eher prominentere.
Auch hat nach der Fusion der beiden Grossbanken zur neuen UBS der eine oder andere Kunde nach Alternativen Umschau gehalten. Bei unserem Investmentkonto-Service, wo wir via eigene und DWS-Gruppenfonds 1,7 Milliarden Franken verwalten, sind immerhin 70 Prozent der Kunden in der Schweiz ansässig.

In Zusammenarbeit mit dem bankneutralen Fondsanbieter Fund Street hat die Deutsche Asset Management Schweiz kürzlich ihr Internetangebot erweitert. Was versprechen Sie sich von dieser Vertriebsschiene?
Das sollte uns mehr Geschäft durch eine neue, wachsende Anlegergruppe bringen. Unter www.deams.ch können Anleger vorab virtuell ihr Risikoprofil erstellen und Anlagevorschläge erhalten. Dafür stehen besagte rund 60 in der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Fonds zur Verfügung. Anleger können auf dieser Website zudem jederzeit die Zusammensetzung, die kurz- und die langfristige Wertentwicklung sowie die einschlägigen Kennzahlen der einzelnen Fonds unserer Fondspalette nachvollziehen. In einer nächsten Phase ist angedacht, über Internet auch Kauf und Verkauf von Fondsanteilen möglich zu machen.

Arbeitet Ihr Haus mit unabhängigen Vermittlern zusammen, die Fonds mehrerer Anbieter vertreiben?
Wenn Sie Profitline der Rentenanstalt/Swisslife so nennen wollen, ja. Bei diesem Telefonanbieter und -berater liegen unser weltweit anlegender Aktienfonds DWS (CH) Aktien sowie unser DWS (CH) Balance, eine Vermögensverwaltung in sich, volumenmässig sehr gut im Rennen.

Wird die Deutsche Asset Management Schweiz DWS-Fonds künftig auch über die Internetplattform Fundlab der Credit Suisse anbieten?
Das ist eine interessante Vertriebsschiene. Mit den Verantwortlichen bei der Credit Suisse stehen wir in Verhandlungen. Es müssen nur noch ein paar technische Details bereinigt werden.

Beim Fundlab beträgt der Ausgabeaufschlag zwei Prozent. Die entsprechenden Ansätze der DWS-Fonds liegen aber deutlich höher. Kommt da nicht das ganze Kommissionengefüge der Deutschen Asset Management Schweiz durcheinander?
Nein. Denn auch unsere Investmentkonto-Kunden profitieren von einer Rabattstaffel. Bei einem Anlagebetrag ab 50 000 Franken reduziert sich der Ausgabeaufschlag bei Aktienfonds beispielsweise auf die Hälfte. Zwar haben wir bei den Aktienfonds Ausgabeaufschläge von in der Regel vier Prozent, bei den Obligationenfonds von meist drei Prozent. Da liegen wir tatsächlich um fast die Hälfte über dem Schweizer Markt. Allerdings verrechnen wir andererseits ein geringeres jährliches Managemententgelt als unsere schweizerischen Mitbewerber. Dem langfristig orientierten und auf Vermögensbildung bedachten Anleger ist mit unserem Ansatz besser gedient.
Für den beweglichen und wertpapiererfahrenen Anleger wiederum, der einen kürzeren, flexiblen Zeithorizont vor Augen hat, halten wir eine umfangreiche Palette von Fonds ohne Ausgabeaufschlag bereit, bei denen sich das Managemententgelt auf dem Niveau der Schweizer Mitbewerber befindet.

Was halten Sie von dem Projekt der Schweizer Börse SWX, das Fondsgeschäft transparenter zu machen?
Dazu stehen wir positiv. Zunächst gehen die Bestrebungen ja dahin, täglich verlässliche Kurszahlen zu liefern. In einem weiteren Schritt will man auch die Kosten vergleichbar machen. Und schliesslich ist ein umfassendes Fondsrating der verschiedenen Produkte auf vergleichbarer Basis geplant. Das muss im Endeffekt auch das Ziel sein. In Deutschland hatte die DWS mit dem Einsatz eines objektiven Fondsratings in ihren Dachfonds sogar eine Vorreiterrolle gespielt.

Können Sie das bitte erläutern?
Mit BestSelect bietet die DWS als erste Fondsgesellschaft in Deutschland eine Reihe von Dachfonds an, wo schwergewichtig in Anlagefonds von anderen Fondsanbietern investiert wird. Auch die Fondsauswahl und damit die Asset-Allocation werden nicht von der DWS vorgenommen, sondern von der unabhängigen Finanzberatungsgesellschaft Südprojekt. Bei den Anlegern ist die im Winter 1999/2000 aufgelegte BestSelect-Serie gut angekommen. Immerhin konnten die sieben Fonds bereits ein Volumen von umgerechnet knapp fünf Milliarden Franken auf sich ziehen.

Wären solche Anlagefonds nicht auch für Schweizer Investoren interessant?
Im Moment sind wir mit zwei hiesigen Versicherungen im Gespräch. Die Überlegung geht dahin, Private-Label-Effektendachfonds zu lancieren, deren Anlageziel darin besteht, durch geschickte Auswahl von anderen Anlagefonds, die nicht zur DWS-Gruppe gehören müssen, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Die Auswahl könnte durch eine unabhängige Schweizer Fondsberatungsgesellschaft vorgenommen werden. Ein solches Konzept dürfte auch bei Schweizer Anlegern gut ankommen.
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