«Ich werde feiern. Der Raum ist komplett ausgebucht, ich kann keine weitere Person mehr unterbringen.» Das sagte Charlie Munger, der Kompagnon von Warren Buffett (93) über seinen 100. Geburtstag. In einem Monat, am 1. Januar 2024 wäre es so weit gewesen.

Nun ist er nicht mehr, der Mann, der zusammen mit Buffett eine scheiternde Textilfabrik in einen 783 Milliarden Dollar schweren Giganten verwandelt hat, der Branchen von Versicherung bis Energie umspannt.

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Im Zusammenspiel mit Buffett nahm Munger die Rolle des «Bad Cops» ein, indem er fast alle Investmentvorschläge – auch solche die Buffett gut fand – mit einem Nein ablehnte. Aber zum Tod konnte selbst er irgendwann nicht mehr Nein sagen.

Mit 10’000 Franken zum Millionär

Mit Munger hat die Welt einen Mann verloren, der den Boom der wilden 20er-Jahre im vergangenen Jahrhundert, den Schwarzen Freitag im Jahr 1929 und die folgende Weltwirtschaftskrise noch als Kind miterlebt hat.

Ab dem Jahr 1965 leitete er mit Buffett Berkshire Hathaway. In der ganzen Zeit schaffte er eine durchschnittliche Rendite von rund 20 Prozent pro Jahr. Das ist doppelt so viel wie der US-Leitaktienindex S&P 500 in der gleichen Zeit. Mit dieser Rendite wird man mit 10’000 Franken innerhalb von etwas weniger als 17 Jahren Millionär oder Millionärin.

Munger war ein grosser Fan des Zinseszinseffektes. Mit guten Anlagen, etwas Ruhe und der nötigen Zeit gedeiht das Vermögen. In Mungers Fall auf geschätzte 2,6 Milliarden Dollar. Das ist eine Lehre für Anleger und Anlegerinnen, die Munger so in Worte fasste: «Das grosse Geld liegt nicht im Kaufen oder Verkaufen, sondern im Warten.»

Das ist eines seiner Bonmots. Es gibt viele weitere, die bleiben werden:

Über das Anlegen:

«Wenn Sie nicht gelassen auf einen Marktrückgang von 50 Prozent zwei oder drei Mal in einem Jahrhundert reagieren können, sind Sie nicht geeignet, ein aussergewöhnlicher Aktionär zu werden, und Sie verdienen das durchschnittliche Ergebnis, das Sie erzielen werden.»

«Wir haben drei Investitionskörbe: ja, nein und ‹zu schwer zum Verstehen›.»

«Der Wunsch, schnell reich zu werden, ist ziemlich gefährlich.»

«Du kannst keine soliden Firmen zu wunderbaren Preisen kaufen. Kaufe stattdessen wunderbare Firmen zu angemessenen Preisen.»

«Anerkennen, was man nicht weiss, ist der Anfang der Weisheit.»

«Es ist bemerkenswert, welchen grossen langfristigen Vorteil Menschen wie wir dadurch erzielt haben, dass sie konsequent versuchen, nicht dumm zu sein, anstatt zu versuchen, sehr intelligent zu sein.»

Firmenchefs benutzen bei der Präsentation ihrer Geschäftsergebnisse oft den Gewinn vor Zinsabzügen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen. Auf Englisch heisst es Ebitda (earnings before interest, taxes, depreciation and amortization). Munger sagte, die Anlegerinnen sollten das Wort Ebitda jeweils einfach durch «Bullshit» (Bockmist) ersetzen.

Über die Banken und dass die Regulierung dort gelockert werden solle, sagte er im Jahr 2017:

«All diese Regulierung des grossen Finanzwesens zurücknehmen – ich denke, das ist verrückt

Über die Inflation:

«Wenn ich als fast Toter optimistisch sein kann, dann könnt ihr sicher mit etwas Inflation leben.»

Über Derivate-Handel:

«Das ist ein Casino in Verkleidung.»

«Diese Händler lassen die Hexenärzte gut aussehen.»

Über Bitcoin:

«Das ist teilweise Betrug und teilweise Täuschung.»

Über das, was die Welt vorantreibt:

«Die Welt wird nicht von Gier getrieben, sondern von Neid. Ich habe den Neid in meinem eigenen Leben besiegt. Ich beneide niemanden. Es ist mir egal, was jemand anderes hat. Aber andere Menschen werden verrückt.»

Über seine Zeit auf der Erde:

«Jemand in meinem Alter hat die beste und einfachste Zeit durchlebt, die jemals in der Geschichte der Welt stattgefunden hat – die niedrigsten Sterberaten, die höchste Investitionsproduktion, die grössten Steigerungen im Lebensstandard der meisten Menschen», sagte Munger im Jahr 2015. «Wenn Sie mit dem, was Sie in den letzten 50 Jahren hatten, unzufrieden sind, haben Sie eine bedauerliche Fehleinschätzung des Lebens.»

Zum Schluss noch ein Tipp für das Alter:

«Das beste Rüstzeug für das Alter ist ein gut verbrachtes Leben davor.»