Die Stimmung der Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz ist so schlecht wie noch nie, seit sie gemessen wird.

Das zumindest drückt der Index der Konsumentenstimmung aus, den das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) heute Morgen publiziert hat. Er basiert auf Umfragen und wird seit dem Jahr 1972 berechnet.  

Selbst in der Corona-Krise, während der Finanzkrise oder jener der 1970er oder 1990er Jahre lag der Index nie so tief wie gemäss der jüngsten Messung.

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Zum einen sind die Befragten ausgesprochen pessimistisch, was die künftige wirtschaftliche Entwicklung betrifft und besonders negativ beurteilen die Konsumentinnen und Konsumenten ihre eigene finanzielle Lage.  

Ein wesentlicher Grund dafür dürfte die gestiegene Teuerung sein. In der Schweiz lagen die Preise gemäss dem Bundesamt für Statistik im Juni 3,4 Prozent höher als im gleichen Vorjahresmonat. Für den Juli folgen die Zahlen am Mittwoch. Immerhin beurteilen die Befragten die Lage am Arbeitsmarkt weiterhin als positiv.  

Mit dem Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Schweiz hat die Credit Suisse zusammen mit der Einkäufervereinigung Procure ebenfalls heute Morgen den wichtigsten Bericht zur Lage bei den Unternehmen im Industrie- und im Dienstleistungsbereich veröffentlicht. Der Index beruht auf Umfragen unter Einkäufern grosser Unternehmen.  

Diese Publikation zeichnet ein sehr viel besseres Bild von der Lage in der Schweizer Volkswirtschaft. Sowohl der Index für die Industrie wie auch jener für die Dienstleistungen notieren noch immer in einem Bereich, der für anhaltendes Wachstum steht.  

Während der Industrie-Index auch die Aussenwirtschaft mitberücksichtigt, steht der Dienstleistungs-Index stärker für die Lage in der Binnenwirtschaft. Trotz weiterhin hohen Werten verzeichnen beide Indizes zum wiederholten Mal einen Rückgang.  

Besonders mit Blick auf die Sorgen der Konsumenten angesichts der ansteigenden Preise vermittelt der Einkaufsmanagerindex eine positive Botschaft. Bei den Einkaufspreisen beobachten die befragten Unternehmen offenbar eine deutliche Entspannung. Dennoch sieht sich weiterhin rund die Hälfte von ihnen weiter mit steigenden Preisen konfrontiert. Ein reduzierter Preisdruck lässt sich aus dem Index für die Dienstleistungen lesen.  

Im Vergleich zum Ausland steht die Schweiz sowohl mit Blick auf die Einkaufsmanagerindizes wie auf die Inflation noch immer sehr gut da. Die Daten zur Euro-Zone zeugen von einer sehr viel schlechteren Entwicklung, jener für die Industrie in der Euro-Zone befindet sich nicht mehr in dem Bereich, der für Wachstum steht, und die Inflation liegt dort (für den Juli) bei 8,9 Prozent und in den USA (für den Juni) bei 9,1 Prozent.

Sollte sich die Lage bei den für die Schweiz wichtigen Absatzpartnern nicht deutlich verbessern, dürfte sich die Lage hierzulande einem Abwärtssog kaum entziehen können. Die ausgesprochen negative Einschätzung von Konsumentinnen und Konsumenten dürfte auch darin begründet sein. 

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Markus Diem Meier
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