Der Facebook-Börsengang wird zum Milliardengrab für Anleger: Auch am dritten Handelstag der Aktie gab es einen Kursrutsch. Das Papier brach um annähernd 9 Prozent auf 31 Dollar ein. Ein Anleger, der zum Ausgabepreis von 38 Dollar gekauft hatte, verlor somit bis zum späten Dienstag 18 Prozent seines Geldes.

Damit legt das soziale Netzwerk mit seinen inzwischen mehr als 900 Millionen Mitgliedern einen der übelsten Börsengänge der vergangenen Jahre hin. Nach Daten des Anbieters Dealogic, die das «Wall Street Journal» veröffentlichte, ist kein anderer US-Börsengang im Milliardenbereich seit 2007 so schlecht gelaufen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Von insgesamt 24 Börsenstarts standen demzufolge nach drei Handelstagen 8 im Minus. Die Negativliste führt klar Facebook an. Das nächst schlechtere Unternehmen, der Vermögensverwalter Och-Ziff, kam auf ein Minus von 13 Prozent.

Viele Investoren halten die Facebook-Aktie für überteuert. Einer der Vorwürfe lautet, die den Börsengang begleitenden Banken hätten zu viele Papiere auf den Markt geworfen.

Vor IPO siegessicher

«Die platzierenden Banken haben es völlig vergeigt», sagte Analyst Michael Pachter dem «Wall Street Journal». Man hätte nur die Hälfte der Aktien auf den Markt bringen sollen. Nach Recherchen der Zeitung könnte der Ausverkauf zudem dadurch beschleunigt worden sein, dass einige Käufer bei der Platzierung deutlich mehr Aktien bekommen hätten als geordert. Einige Investoren sagten der Finanznachrichtenagentur Bloomberg, sie fühlten sich von den Banken getäuscht.

Facebook hatte vor dem Börsengang ziemlich siegessicher agiert: Die Zahl der Aktien wurde um ein Viertel auf 421 Millionen aufgestockt. Zudem wurde die Preisspanne von zunächst 28 bis 35 Dollar auf 34 bis 38 Dollar hochgeschraubt. Schliesslich wurde die Aktie dann zum Maximalpreis verkauft.

Zum Börsendebüt am Freitag hatten noch die Banken um Morgan Stanley den Kurs noch hochgehalten, am Montag dann begann die Talfahrt. «Bisher entwickelt sich die Facebook-Neuemission äussert enttäuschend und wird für manch einen regelrecht zum Albtraum», kommentierte Händler Markus Huber von ETX Capital. «Insgeheim hatten ja doch viele gehofft, dass sich diese Firma zu einer neuen Apple oder Google entwickeln könnte.»

«Total überbewertet»

Die Kursverluste bestätigen viele in ihrer Ansicht, dass Facebook «total überbewertet» sei. Zwar hat das Netzwerk gut 900 Millionen Mitglieder, doch die Geschäftszahlen fallen eher bescheiden aus: 2011 machte das Unternehmen 3,7 Milliarden US-Dollar Umsatz und eine Milliarde Dollar Gewinn.

Die Haupt-Einnahmequelle ist Werbung. Doch die zu platzieren dürfte in Zukunft schwieriger werden, denn immer mehr Nutzer kommunizieren per Smartphone mit ihren Facebook-Freunden und ein Handy-Bildschirm bietet deutlich weniger Platz für Werbung. Zudem stoppte der Autokonzern General Motors (GM) seine Anzeigenkampagne auf Facebook mit der Begründung, dass die Kunden nicht erreicht würden.

«Jeder, der auch nur halbwegs eins und eins zusammen zählen kann, hat die Finger von der Aktie gelassen», kommentierte Geschäftsführer Markus Stillger von MB Fund Advisory. Beeindruckt ist er aber davon, wie rasch inzwischen am Markt reagiert und heisse Luft herausgelassen wird. Das sei im Jahr 2000 noch ganz anders gewesen, erinnert er sich.

(laf/vst/tno/sda/awp)