Wir haben Sie ausgewählt für ein spezielles Angebot. Sie haben sicher bemerkt, wie die Rohstoffpreise explodieren. Bei uns können Sie von dieser Hausse profitieren. Wir bieten Ihnen eine garantierte Mindestrendite von 19 Prozent. Zudem sind Ihre Einlagen über Bankgarantien abgedeckt. Was sagen Sie nun?» Zuerst mal gar nichts, ich war baff ob so viel Unverfrorenheit. Da log am Telefon ein «Anlagespezialist», wie er sich selbst titulierte, das Blaue vom Himmel herunter. Auf meine Gegenfrage, wie er 19 Prozent garantieren könne und was das für Bankgarantien seien, ertönte ein kurzes Grunzen, dann war die Leitung tot.
Die Finanzhaie sind wieder auf Tournee. Wenn die Börsen stottern und die Zinsen darniederliegen, Investoren nach letzten attraktiven Anlagen Ausschau halten, blasen die Abzocker zur Hatz. Geblendet von deren Versprechen auf grandiose Gewinne, lassen sich treuherzige Schweizer Anleger jährlich Dutzende von Millionen Franken aus den Taschen ziehen. Nichts Neues. Doch noch nie haben es die Anlageschwindler derart dreist getrieben. Zumindest schliesse ich dies aus den vielen Anfragen von BILANZ-Lesern. Und in drei von vier Fällen rate ich jeweils vom Investment ab, weil das Angebot verdächtig nach Abzockerei riecht.
So blind viele Anleger in noch so plump ausgelegte Fallen tappen, so wenig wissen sie sich zu helfen, wenn sie über den Tisch gezogen werden. Nur finden Geschädigte auch kaum Beistand. Zwar gibt es Stellen wie die Schutzvereinigung Schweizer Anleger, die Schutzgemeinschaft Investoren Schweiz oder die Ombudsstelle für Bankkunden. Doch zu mehr als einer Beratung reicht es selten. Die Polizei wiederum ist von der Komplexität der Materie überfordert, insbesondere, was Devisen- und Derivategeschäft betrifft. Ist dann die Fahndung endlich angelaufen und die Konten blockiert, ist der so nette Anlageberater mitsamt dem Geld über alle Berge verschwunden.
Es liegt an Ihnen, sich vor dubiosen Finanzfirmen zu schützen. Informieren Sie sich vor einer Investition. Beachten Sie folgende Punkte:
- Die Regel «hohe Rendite gleich hohes Risiko» hat unverändert Gültigkeit. Ein Renditeversprechen von über zehn Prozent riecht nach Beschiss.
- Misstrauen Sie Angeboten am Telefon. Fordern Sie schriftliche Unterlagen an.
- Wenn der Berater bei Ihnen vorbeikommt, unterschreiben Sie nichts. Überschlafen Sie das Geschäft, am nächsten Tag sieht manches nicht mehr so toll aus.
- Oft wird die Abzockerei erst auf den zweiten Blick sichtbar, indem Sie über zu hohe Gebühren, Kommissionen oder Verwaltungskosten zur Kasse gebeten werden. Achten Sie aufs Kleingedruckte.
- Verlangen Sie schriftliche Angaben über die Firma wie Adresse, Management, Besitzer, Bankverbindungen und anderes. Kontrollieren Sie diese Angaben so weit wie möglich, das Internet ist da eine grosse Hilfe.
- Lassen Sie sich informieren über die Finanzprodukte, die man Ihnen verkaufen will. Klären Sie danach über Ihre Hausbank ab, was diese davon hält.
- Auch wenn das Angebot seriös scheint: Treten Sie nie die Kontrolle über Ihre Vermögenswerte ab.
Die modernen Raubritter treten weltgewandt auf, sind ausgesprochene Charmebolzen, allesamt Meister der Rhetorik, ergo glänzende Verkäufer. Lassen Sie sich nicht umgarnen. Wer sich an die aufgeführten Punkte hält, ist nicht so ohne weiteres aufs Glatteis zu führen.