Kein Zweifel, das Heft, das Sie in den Händen halten, hat Erfolg. Dennoch müssen wir angesichts der unzähligen Anrufe unserer Leserinnen und Leser davon ausgehen, dass die Anlagefonds ein oft verkanntes Instrument sind. Deshalb kam uns die Idee dieser neuen Serie, die auf (fast) alle Fragen, die Ihnen zum Thema Fonds einfallen, antworten wird, und zwar vom simpelsten bis zum komplexesten Sachverhalt. Unsere Antworten werden für alle verständlich sein, vor allem auch für die Neulinge unter Ihnen. Fachjargon und schwierige technische Erklärungen haben hier nichts zu suchen.

Um es gleich vorwegzunehmen: Anlagefonds sind ausgezeichnete Anlageinstrumente, aber sie haben einen Fehler: Rechnen Sie nicht damit, innerhalb weniger Monate reich zu werden. Nehmen Sie sich deshalb in Acht vor phänomenalen Renditeversprechen. Nur Geduld bringt Rosen.

Was ist ein Anlagefonds?
Das Prinzip ist ganz einfach: Man legt das Kapital von vielen kleinen Investoren zusammen, bis es gross genug ist, damit es sich lohnt, seine Verwaltung einem professionellen Team zu übertragen. Juristisch gesehen, wird dieses Vermögen einem Anlagefonds anvertraut, der in so genannte Anteile aufgeteilt ist. Diese werden proportional zu den einzelnen Einlagen an die Investoren ausgegeben. In einen Fonds zu investieren, ist demnach nichts anderes, als Anteile zu kaufen.

Wie lange dauert es, bis man reich ist?
Machen Sie sich keine Illusionen: Die Zeit der schnellen Gewinne mit Optionen und Technologietiteln ist vorbei, wenn sie überhaupt je existiert hat. Für eine Investition braucht es einen langen Atem. Natürlich kann sie sehr viel einbringen – wirklich belohnt wird aber nur, wer Ausdauer hat. Lassen Sie sich nicht von überhöhten Renditeversprechen blenden! Meist basieren sie auf den Renditen der Vergangenheit, und es gibt keinerlei Garantie, dass diese sich in Zukunft wiederholen.
Grundsätzlich ist zu den Fonds aber zu sagen, dass dank dem Zinseszinseffekt auch aus einer kleinen Einlage ein grosses Vermögen heranwachsen kann. Eine jährliche Rendite von 8 Prozent, die reinvestiert wird, kann die Anlage innert 9 Jahren verdoppeln; mit 10 Prozent dauert es gar nur 71/2 Jahre, mit 4 Prozent hingegen ganze 18 Jahre.

Wo kann man Fondsanteile kaufen?
Fondsanteile zu kaufen, ist heute so einfach, wie seine Miete zu bezahlen. Das Prozedere ist kinderleicht, und wenn Sie ein Bank- oder Postkonto besitzen, erledigen Sie das Geschäft innerhalb weniger Minuten an jedem beliebigen Schalter. Fondsanteile werden heute (fast) überall feilgeboten: bei den Banken, der Post oder den Versicherungen. Man kann Fondsanteile auch übers Internet kaufen (die Angebote sind zahlreich, aber über die Verkaufszahlen schweigen sich die Anbieter aus). Allen, die regelmässig und einfach investieren wollen, bieten die Banken Sparpläne an, die an einen Fonds gebunden sind. Jeden Monat werden dann mit einem Teil Ihrer Ersparnisse automatisch Fondsanteile hinzugekauft. Daneben gibt es auch das Fondskonto, bei dem der Investor selbst entscheidet, wann und wie viel er investieren will.

Wer kann mich beraten?
Ein Bank- oder Post-Anlageberater wird Ihnen auf Grund einer kurzen Besprechung eine Auswahl von Anlagefonds vorschlagen, die auf Ihr Risikoprofil und ihre finanzielle Situation zugeschnitten ist. Der Nachteil: Er bietet Ihnen normalerweise ausschliesslich Fonds an, die von seinem Haus ausgegeben oder vertrieben werden, auch wenn es nicht die besten sind.

Muss ich mich mit den Fonds meiner Bank begnügen?
Grundsätzlich können Sie Anteile jedes in der Schweiz vertriebenen Fonds erstehen. Man muss dies bloss verlangen. Allerdings lohnt es sich selten, Anteile einer Konkurrenzbank zu erwerben, denn Ihre Bank wird sich den Handel vergolden und Sie einen Aufpreis auf die Ausgabe- und die Verwaltungsgebühr zahlen lassen (die Courtage auf Vermittlung von Vermögensanlagen). Ganz zu schweigen von den Depotgebühren.

Mit welchen Kosten muss man rechnen?
Dies ist einer der heikelsten Punkte beim Kauf von Fondsanteilen, und er verdient grosse Beachtung. Grundsätzlich verhalten sich die Unkosten mehr oder weniger proportional zur Investition. Sie lassen sich in fünf Kategorien aufteilen:
  1. Die Ausgabekommission (die Kosten für den Kauf eines Fondsanteils) kann je nach Fonds zwischen 0,5 Prozent und mehr als 5 Prozent des investierten Betrags ausmachen. Das Mittel liegt etwa bei 2 Prozent. Diese Kommission bezahlt man nur einmal.
  2. Dasselbe gilt für die Rücknahmekommission (die Kosten für den Verkauf eines Anteils). In der Schweiz ist der Verkauf häufig kostenlos.
  3. Eidgenössische Stempelabgaben. Davon ausgenommen sind Fonds mit Sitz in der Schweiz.
  4. Die Verwaltungsgebühren werden jährlich fällig und kommen dem Fondsmanagement zugute. Hier ist die Spannweite gross: Sie reicht von 0,6 Prozent der Fondsrendite bei einfachen Fonds bis zu 20 Prozent bei komplexen Produkten.
  5. Zu den Verwaltungsgebühren können weitere Spesen wie Bank-, Revisions- oder Maklergebühren (Courtagen) usw. hinzukommen. Eine Pauschalgebühr, eine so genannte All-in-Fee, schützt Sie vor bösen Überraschungen.
So oder so, seien Sie vorsichtig. Die teuersten Fonds sind nicht immer die besten. Vergleichen Sie die Ausgabe- und Rücknahmekommissionen eines Fonds, und schenken Sie auch den Verwaltungsgebühren Aufmerksamkeit, denn sie kumulieren sich über die Jahre zu einem ansehnlichen Betrag. Eine jährliche Gebühr von zwei Prozent ist auf den ersten Blick nicht schlimm, und man nimmt sie kaum zur Kenntnis. Nach zehn Jahren hat sie jedoch 22 Prozent Ihres Vermögens aufgefressen.

Wie viel soll man investieren?
Es gibt keine obere Grenze, und die untere ist sehr demokratisch. Mehrere Fonds bieten nämlich Anteile unter 100 Franken an. Der Haken: Gewisse Banken verrechnen beim Kauf eine Mindestkommission, was es uninteressant macht, nur eine kleine Anzahl Anteile aufs Mal zu erstehen. Diese Kommission sollte zwei Prozent der investierten Summe nicht überschreiten, damit sie noch im Rahmen liegt.

Ist ein Anlagefonds vertrauenswürdig?
Die Qualität des Emittenten (Herausgebers) des Fonds wird durch die schweizerische Bankenkommission sichergestellt, die den Verkauf von Fondsanteilen bewilligt oder untersagt. Dies schliesst zwar nicht alle Pannen aus, reduziert sie aber auf ein Minimum. Am besten hält man sich an Emittenten mit einem guten Ruf wie Gross- oder Privatbanken. Seriosität und Kompetenz bieten allerdings keine Gewähr für die Performance (die Leistung) des Fonds. Diese hängt von unkontrollierbaren Variablen wie den Fähigkeiten der Fondsmanager, aber auch vom Verhalten der Märkte ab.

Wirft ein Anlagefonds Zinsen ab wie ein Bankkonto?
Wenn der Fonds Einnahmen generiert (Zinsen auf Obligationen, Dividenden), werden diese normalerweise unter den Anteilsbesitzern verteilt. Im Gegensatz zum Zins auf einem Bankkonto sind diese Einnahmen weder garantiert noch regelmässig.

Muss ich meine Fondsanteile versteuern?
Alle Gewinne aus Fondsanteilen müssen versteuert werden. Bei Schweizer Fonds werden von vornherein 35 Prozent an Quellensteuern abgezogen. Der steuerbare Wert Ihrer Fondsanteile wird durch die eidgenössische Steuerverwaltung festgelegt und unterliegt der Vermögenssteuer. Das Schweizer Steuergesetz hat den Vorteil, dass Kapitalgewinne (die Differenz zwischen dem An- und dem Verkaufswert eines Anteils) nicht als Einkommen besteuert werden.

Sind Fonds kurz- oder langfristige Instrumente?
Ihr Bankier wird Ihnen wohlweislich sagen, dass es sich bei den Fonds um langfristige Anlagen handelt. Das stimmt nicht. Abgesehen von einigen Ausnahmen, können Sie Ihre Anteile verkaufen, wann immer es Ihnen beliebt. Ein Verkauf ist sofort wirksam und sollte nicht länger als drei Arbeitstage in Anspruch nehmen. Somit sind Fondsanlagen fast genauso schnell verfügbar wie das Vermögen auf einem Bankkonto. Besser noch, die Rücknahme von Fondsanteilen, die dem Schweizer Recht unterstellt sind, wird von Gesetzes wegen durch die Ausgabestelle garantiert. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen, dass Sie plötzlich mit Fondsanteilen dastehen könnten, die keiner mehr haben will. Vergessen Sie aber nicht, dass der Verkauf von Fondsanteilen – im Gegensatz zum Bargeldbezug vom Bankkonto – einer Rücknahmekommission unterliegen kann.

Informiert mich die Fondsleitung regelmässig über die Anlagerendite des Fonds?
Nein. Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen, Sie werden den Fondsmanager nie ans Telefon kriegen, weder um ihn zu beglückwünschen, ihn auszufragen noch um ihn auszuschimpfen. Stattdessen werden den Investoren ein Geschäftsbericht und zwei Semesterberichte zur Verfügung gestellt. Sie enthalten alle Informationen zur Fondsverwaltung und zum inneren Wert des Fonds (Wert des Fondsvermögens zu Börsenkursen). Der Wert der Anteile wird übrigens auch in der Tagespresse und auf den Internetseiten der Vertriebsträger veröffentlicht.

Was ist die beste Anlagestrategie?
Dies ist eine der Fragen, die niemand beantworten kann. Die Statistiken zeigen jedoch, dass Investitionen in Aktien langfristig am rentabelsten sind (acht Prozent reales Wachstum pro Jahr seit 1925, nach Abzug der Inflation). Dies, obwohl die kurzfristigen Kursveränderungen den Wert des Portefeuilles (das heisst des Wertschriftenbestands) stark beeinträchtigen können.

Um es nochmals zu sagen: Anlagen in Aktien sind langfristig am rentabelsten, aber eben nur langfristig. Punktuell können Investitionen in Obligationen oder Immobilien interessanter sein (im Mittel während eines von drei Jahren, wie eine breit angelegte Studie der Banque Pictet zeigt; dies entspricht mehr oder weniger den Jahren der Börsenflauten).

In welche Aktien soll man nun investieren? Wenn man die Rendite der Anlagefonds unter die Lupe nimmt, stellt man fest, dass auf lange Frist und nach Abzug aller Spesen nur wenige die Börsenindizes schlagen. Deshalb empfehlen gut unterrichtete Spezialisten eine Anlage in indexierte Fonds (das heisst, dass das Portefeuille die Zusammensetzung seines Referenzindex widerspiegelt wie etwa den Dow Jones, den Nasdaq, den SMI usw.). So haben Sie auf lange Frist die besten Chancen auf die grössten Gewinne. Und das Tüpfelchen auf dem i: Weil diese Fonds so einfach zusammengesetzt sind, sind es auch die günstigsten.

Unter den Bankiers gewinnt man mit dieser Aussage keine Freunde. Die Verwaltung von Anlagefonds ist ein lukratives Geschäft, und sie haben deshalb alles Interesse, Ihnen jene Fonds vorzuschlagen, an denen sie am meisten verdienen. Fallen Sie nicht darauf herein! Ein guter Rat: Verlangen Sie immer die Performance des Fonds der letzten fünf oder zehn Jahre, abzüglich der Verwaltungsgebühr (seien Sie beharrlich, denn diese kumuliert sich langfristig zu einem nicht zu vernachlässigenden Betrag). Vergleichen Sie dann diese Performance mit jener des Referenzindex (erste Linie, blau gedruckt, im Fondskatalog am Ende dieser Beilage). Sie werden überrascht sein: Fonds, welche die Indizes überbieten, sind ausgesprochen rar. Für welchen Fonds soll man sich also entscheiden? Wenn man nach dem erprobten Rezept vorgeht, sein Geld immer in jener Währung anzulegen, die man auch braucht, also in Schweizerfranken, investieren Sie am besten in Fonds wie den CS IndexMatch on SMI (Credit Suisse, Valorennummer 889 976a) oder den UBS 100 Index-Fund Switzerland (UBS, Valorennummer 278 880).
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