Die Schweinegrippe hat die Aktienmärkte erreicht. Das lässt sich unschwer am Kursverlauf der Valoren von Roche ablesen. Als bekannt wurde, dass die Testdaten für das Krebsmittel Avastin schlecht ausgefallen sind, rauschten die Genussscheine innert kürzester Zeit um zwölf Prozent in die Tiefe, über ein Dutzend Milliarden Franken an Börsenwert verpuffte. Als die Schweinegrippe für immer grössere Schlagzeilen sorgte, besannen sich die Anleger darauf, dass Roche mit Tamiflu das weltweit bekannteste Grippemittel im Angebot hat – die Titel schossen um acht Prozent in die Höhe.

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Tamiflu ist fraglos ein attraktives Medikament, besitzt jedoch nicht das Format zum Blockbuster. Von 2005 bis 2007, also zu Zeiten der Vogelgrippe, hat Roche für 6,3 Milliarden Franken Tamiflu verkauft. Mit Avastin wurde ein Umsatz von 5,2 Milliarden erzielt – allein 2008. Auch läuft das Patent für Tamiflu in sieben Jahren ab. Noch wichtiger: Viele Mediziner befürchten, dass einige Grippevirenstämme bereits Resistenzen gegen Tamiflu entwickelt haben. Deshalb dürfte das einzige Konkurrenzprodukt, das von GlaxoSmithKline hergestellte Relenza, künftig vermehrt zum Einsatz kommen. Es ist anzunehmen, dass sowohl Glaxo wie auch Roche mit Hochdruck an neuen Grippemitteln forschen. Wie auch andere Firmen. Beispielsweise Novartis: Die Basler wollen in einigen Monaten einen neuen Schweinegrippe-Impfstoff präsentieren. Auch Sanofi-Aventis steckt viel Geld in dasselbe Forschungsgebiet.

Lassen Sie sich dennoch von der unter Anlegern grassierenden Hysterie um die Schweinegrippe nicht kirre machen. Wohlgemerkt, die Aktien aller vier erwähnten Pharmafirmen sind interessant – doch nicht primär der Grippemedikamente wegen. Vielmehr halten diese Unternehmen zum Teil weitaus vielversprechendere Produkte in der Pipeline, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen werden. Mein Favorit: Roche.

Auf dem Pannenstreifen.

Das Transportgewerbe bekommt einen Konjunktureinbruch jeweils unmittelbar zu spüren. Wo weniger produziert wird, gibt es auch weniger zu transportieren; die Exporte vieler Länder, so auch jene der Schweiz und Deutschlands, sind stark eingebrochen. Besonders schlimm hat die Krise die Schifffahrt getroffen.

International ebenso arg unter Druck stehen die Tarife für die Fracht in der Luft und auf der Strasse. Die grossen Transpörtler jedoch bekommen die Rezession unterschiedlich zu spüren. Kühne + Nagel beispielsweise, global führend in der Luft- und Seefracht sowie stark im Landverkehr sowie bei Lager- und Distributionsdiensten, hat für die ersten drei Monate 2009 überraschend starke Zahlen vorgelegt. Zwar sank der Umsatz um 19,2 und das Ebitda um 4,7 Prozent, doch haben Analysten deutlich negativere Spuren erwartet. Die vom Firmenchef Reinhard Lange rigoros verfolgte Kostenkontrolle zahlt sich aus. Konkurrent Panalpina dagegen geriet im ersten Quartal unter die Räder; der Umsatz schmolz um 22 Prozent, der Betriebsgewinn brach um 94 Prozent ein.

Die Aktien beider Transportfirmen haben seit Anfang März an Fahrt aufgenommen; Kühne + Nagel stiegen um 62, Panalpina um 74 Prozent. Ich kann mich für keinen der Valoren erwärmen. Einmal lässt sich nicht abschätzen, wie lange die Rezession noch anhalten wird. Zudem sind sowohl Kühne + Nagel wie auch Panalpina mit einem für dieses Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 respektive 24 überbewertet. Kracht es erneut an den Börsen, werden die Transpörtler zu den Hauptverlierern gehören.

Gut positioniert.

Die SIX Swiss Exchange hat die Lonza Group gebüsst, weil diese drei Management-Transaktionen nicht ordnungsgemäss gemeldet hat. Eine Bagatelle. Ich habe einen Blick in die von der Börse veröffentlichte Transaktionsliste geworfen. Das Erstaunliche: Über die letzten Monate haben Verwaltungsräte und/oder Manager des Unternehmens in 16 Fällen Lonza-Aktien verkauft, doch nicht ein einziges Mal Papiere gekauft. Die Anleger dagegen stufen die Aussichten der Firma positiv ein; die Aktien sind gesucht und haben seit vergangenem November um 25 Prozent an Wert zugelegt.

Auch dank der geschickten Akquisitionspolitik von CEO Stefan Borgas wandelt sich Lonza vom Allerweltschemiekonzern zum attraktiven Hersteller von Biopharmazeutika und Life-Science-Produkten. Zwar bekommt auch Lonza die Rezession zu spüren. Doch sie ist gut positioniert: Mittelfristig wird mit einem Ebit-Wachstum von jährlich 15 bis 20 Prozent gerechnet. Die Aktien sind mit einem für 2009 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 zwar nicht billig – wer Geduld hat, kann jedoch mit einer guten Performance rechnen.