Es war zwar nicht gerade ein Glanzjahr. Doch die Performance ist um einiges besser ausgefallen, als dies die meisten Analysten Anfang 2014 erwartet hatten. Während der SMI im Jahr 2013 noch ein Plus von gegen 20 Prozent aufs Börsenparkett legte, resultierten über die letzten zwölf Monate Kursgewinne von 8,6 Prozent. Immerhin hat die Schweizer Börse damit die meisten anderen Aktienmärkte Europas deutlich übertroffen; weder der deutsche DAX (3,9 Prozent) noch der französische CAC 40 (0,6 Prozent) und erst recht nicht der britische Index FTSE 100 (minus 2,4 Prozent) konnte im letzten Jahr mit der Kursentwicklung der Schweizer Börse mithalten. Unter den bedeutenden Westmärkten vermochte alleine die Wall Street mit einem Plus von 8,2 Prozent gleichzuziehen.

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Die Kursgewinne am Schweizer Markt allerdings sind weniger auf fundamentale Faktoren wie Konjunktur oder Unternehmensgewinne zurückzuführen. Vielmehr wurden die Preise getrieben von einer anhaltend gewaltigen Geldschwemme; seit längerem fluten die Notenbanken die Märkte mit Liquidität, und davon fliesst ein guter Teil in Aktien. Für die Anleger ist es zweitrangig, woher die Kursgewinne stammen, falls Ende Jahr die Bilanz, sprich die Kasse, stimmt.

Auch ich will über meine 2014 gemachten Anlagetipps Bilanz ziehen. Von 38 Kaufempfehlungen für Aktien weisen deren 23 einen Gewinn auf, von 24 Verkaufstipps respektive Warnungen steht bei 17 ein Minuszeichen. Eine echte Messung der Performance allerdings orientiert sich nicht (nur) an der Kursveränderung eines Titels, sondern setzt diese in Relation zum Vergleichsindex, der Benchmark. Und da vermochte ich an die guten Resultate der Vorjahre anzuknüpfen: Bei total 61 erfassten Tipps zwischen Oktober 2013 und September 2014 – eine spätere Messung macht keinen Sinn, da der Zeitraum zu kurz ist – habe ich in 67 Prozent der Fälle die Benchmark geschlagen. (Man möge mir die Selbstbeweihräucherung nachsehen.)

Schmackhafte Burger

Mit meinen fünf erfolgreichsten Empfehlungen waren im Schnitt 47 Prozent zu verdienen, während sich die entsprechenden Benchmarks um elf Prozent verbesserten. Die fettesten Gewinne konnten Anleger mit Burger King einfahren; die Valoren des US-Hamburgerbraters schossen um 69 Prozent in die Höhe. Der Whopper-Brater wurde von der Private-Equity-Firma 3G, bei der auch der Brasilien-Schweizer und Multimilliardär Jorge Lemann (75) mittut, 2010 für vier Milliarden Dollar geschluckt, von der Börse genommen, auf Vordermann gebracht und wieder kotiert. 3G hält aber weiterhin die Mehrheit an Burger King.

Viel Freude bereiten auch Asics. Mit den Titeln des japanischen Sportartikelherstellers waren 58 Prozent zu verdienen. Diesen Gewinn würde ich ins Trockene bringen; Nippons Konjunktur will und will nicht anspringen. Etwas abgeschlagen, doch mit einem Plus von 36 Prozent immer noch gut im Rennen sind die Aktien des Konkurrenten Nike. Beste Schweizer Valoren unter meinen Kauftipps sind mit einem Wertzuwachs von je 35 Prozent die Papiere vom Flughafen Zürich sowie Sonova, führender Produzent von Hörgeräten und drahtlosen Kommunikationssystemen.

Abgeschmiert

Überwiegend ins Schwarze getroffen habe ich auch mit meinen Verkaufsempfehlungen respektive Warnungen. Regelrecht abgeschmiert sind United Commodity; die an der Stuttgarter Börse gehandelten Titel der Schweizer Jungfirma büssten innert sieben Monaten drei Viertel ihres Werts ein. Die Anleger glauben immer weniger den Versprechungen des Chefs Reto Hartmann (57), wonach sich aus Minenschutt höchst profitabel edle Metalle gewinnen liessen. Wenig verwunderlich der Absturz von Bravofly; drei Monate nach dem miesen Börsenstart warnte ich vor weiteren Verlusten, prompt gaben die Titel des Web-Reisebüros nochmals um 63 Prozent nach. Meyer Burger (–54 Prozent) leidet unter der anhaltenden Sonnenfinsternis über der Solarbranche.

Nicht verhehlen will ich, dass mir bei den Empfehlungen auch veritable Flops unterlaufen sind. Der Tipp Adidas ist in einen Kursverlust von 34 Prozent ausgemündet, Kuoni und Sulzer brachten statt Gewinn nur Verluste. Auch meine Bemerkung, Hochdorf seien langweilige Nebenwerte ohne Pepp, entpuppte sich als Niete; seither haussierten die Titel des Milchpulver- und Babynahrungsproduzenten um nicht weniger als 57 Prozent. Nicht verfangen hat die Warnung vor den überteuerten Lindt & Sprüngli. Die Papiere der Schoggifirma gewannen weitere 18 Prozent – und sind mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 34 (!) immer noch heillos hoch bewertet.

Blue Chips

Und wie wird das Börsenjahr 2015? Ich will mich hier nicht auslassen über Konjunktur, Notenbanken oder Zinsentwicklung. Doch eines ist sicher: Die Stimmung wird noch hektischer, die Kursausschläge nehmen an Heftigkeit zu, die Anleger sitzen zunehmend auf Nadeln. Behalten Sie die Nerven. Wer auf lange Sicht investiert, den kümmern vorübergehende Unruhen nicht. Ich setze auf ein altbewährtes Rezept: Erstklasswerte mit möglichst hohen Dividendenrenditen, wie sie bei Swiss Re, Intershop, Zurich oder Swisscom zu holen sind. Daneben mag ich Blue Chips wie Holcim, Schindler, SGS oder Givaudan. An den Paradetiteln Nestlé, Roche sowie Novartis kommt man als Investor sowieso nicht vorbei. Auch die 2014 verschmähten Uhren- und Luxusgüteraktien Swatch und Richemont gefallen mir als Langfrist-Investment.

Seit Jahren lasse ich die Hände von Bankvaloren. Die Schweizer Grossbankaktien haben auch 2014 nicht zu glänzen vermocht; Credit Suisse büssten acht Prozent ein, UBS setzten mit einem Plus von einem Prozent ebenfalls kein Glanzlicht. Diese Titel reizen mich auch in diesem Jahr nicht. Vorsicht ist vor allem bei CS angesagt: Die Milliardenklage des New Yorker Staatsanwalts, der dem Institut betrügerisches Verhalten bei der Verbriefung von Hypotheken vorwirft, hat Sprengkraft.

*Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch