Anfang Juli hat die Migros ihre Beteiligung an Charles Vögele erneut aufgestockt – der Detailhändler hält nun 20,6 Prozent am Modekonzern. Dennoch betont die Migros unbeirrt, es handle sich um eine reine Finanzbeteiligung. An der Börse jedenfalls ist die Übernahmefantasie verflogen: Die Aktien stürzten innert weniger Wochen um 40 Prozent ab. Die im Februar 2009 aufkeimende Zuversicht, als André Maeder den Job des CEO übernommen hatte, ist ebenfalls verpufft. Zwar hat er diverse Massnahmen ergriffen, um die Firma auf gesündere Beine zu stellen; doch auch zweieinhalb Jahre nach Maeders Einstieg ist kein Ende der Durststrecke auszumachen. Für 2011 erwarteten die Anleger eine Ertragsverbesserung. Mitte Juni jedoch publizierte das Unternehmen eine Gewinnwarnung und stellte nur noch ein ausgeglichenes Ergebnis in Aussicht.

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Seit zehn Jahren bastelt Vögele an der Neuausrichtung des Konzerns. Die Erfolge sind höchst bescheiden. Daran haben bislang auch die sehr teuren Werbekampagnen mit den zugkräftigen Namen von Mónica und Penélope Cruz oder Til Schweiger nur wenig zu ändern vermocht. Die Marke Charles Vögele steht nun einmal nicht für Glamour und Kompetenz im Modegeschäft. Für die junge Käuferschicht, die André Maeder so gerne in seine Läden locken würde, bleibt Vögele ein Rentner-Brand. Bei Vögele sind nur die Cruz-Schwestern sexy, nicht aber die Aktien.

Weiter halten! «Ihre Empfehlung für General Electric (GE) hat bislang nicht eingeschlagen. Soll ich zuwarten oder verkaufen?», fragt mich M.L. aus Zürich an. Seit meiner Empfehlung vor vier Monaten haben die GE-Aktien rund fünf Prozent an Wert eingebüsst, auf Frankenbasis resultiert sogar ein happiger Verlust von 13,7 Prozent. Dieser Trend ist erstaunlich, denn nach Jahren schlechter Zahlen präsentiert sich der Mischkonzern wieder in neuer Stärke. So wurde für das zweite Quartal ein um 71 Prozent höherer Betriebsgewinn gemeldet. GE-Chef Jeffrey Immelt stellt auch für das zweite Halbjahr – und darüber hinaus – ein gutes Wachstum in Aussicht.

Dem US-Konzern geht es finanziell wieder derart gut, dass Immelt den Investor Warren Buffett auszahlt; dessen Berkshire Hathaway spritzte GE im Oktober 2008 in höchster Not eine Finanzhilfe von drei Milliarden Dollar – zum Zinssatz von zehn Prozent! Der mit allen Wassern gewaschene Buffett liess sich also seine «gute Tat» mit jährlich 300 Millionen vergelten. Halten Sie an GE fest: Mittelfristig bieten die Aktien ein gutes Kurspotenzial.

Nomen est omen. Nach langen Vorarbeiten wurde im September 2009 die altehrwürdige Zürcher Bank Julius Bär in zwei Teile getrennt. Das Asset Management firmiert seither unter GAM Holding, die Bank Bär umfasst das Private Banking. Die Analysten bescheinigten Julius Bär eine rosige Zukunft, gegenüber der GAM gab man sich zurückhaltend. Nur hat der in die Unabhängigkeit entlassene Vermögensverwalter seither an der Börse weitaus besser abgeschnitten als die Bären. Seit der Zweiteilung haben die Aktien von Julius Bär 2,2 Prozent an Wert verloren, wogegen GAM um 17 Prozent zugelegt haben – zeitweise waren es sogar mehr als 60 Prozent.

Für 2010, das erste volle Betriebsjahr, meldete GAM einen Gewinnzuwachs von einem Drittel, während die Bank Bär sich mit einem Plus von 6,6 Prozent bescheiden musste. Auch das laufende Jahr hat dem Zürcher Bankhaus bislang wenig Erfreuliches gebracht. Im ersten Semester brach der Gewinn um 24,8 Prozent ein, eine Folge davon, dass sich das Institut in Deutschland mit 50 Millionen Euro freigekauft und damit Verfahren wegen unversteuerter Vermögen abgewendet hat. Inzwischen bin ich positiver gestimmt für GAM. Die Bär-Titel sind mit einem für dieses Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17,7 und einer Dividendenrendite von 1,7 Prozent wenig attraktiv, während GAM ein KGV von 12,6 und eine Rendite von 3,8 Prozent bieten. Bei GAM aber finde ich die Selbstbedienungsmentalität des Topmanagements stossend. Präsident und CEO Johannes de Gier sowie David Solo, Chef der zwei operativen Geschäftsbereiche, holen sich via Salär und Optionspläne millionenschwere Bezüge. Weitere GAM-Leute kennen ebenfalls keine Hemmungen. Und für diese Gier haben letztlich die Aktionäre aufzukommen.

Öliges Börsenparkett. Mit dem Verkauf der Eurex-Beteiligung hat die SIX Group einen dicken Ertragspfeiler verloren. Doch auch sonst steht der Betreiber der Schweizer Börse und weiterer Finanzplatzeinrichtungen unter Druck. Deshalb hält das Management krampfhaft nach neuen Einnahmequellen Ausschau. Christian Katz, CEO der SIX Swiss Exchange, sucht das Heil darin, Aktien internationaler Konzerne an den heimischen Markt zu locken. Vor allem ist er «sehr darauf erpicht», Valoren von Öl- und Gaskonzernen zu holen, wie er kürzlich an einer Veranstaltung erklärte.

Nur haben die ebenfalls von Katz geholten Transocean und Weatherford International bislang nicht überzeugt. Die beiden im Ölgeschäft tätigen Firmen haben ihren Hauptsitz in die Schweiz verschoben, beide liessen ihre Aktien hier kotieren. Und beide sind bös abgestürzt: Transocean haben seit ihrer Kotierung gegen die Hälfte ihres Werts verloren, Weatherford büssten gegenüber dem Höchst 35 Prozent ein. Die Valoren des Tiefsee-Ölbohrers Transocean sind im SMI enthalten und belasteten das Blue-Chip-Barometer, der Einfluss von Weatherford auf den Swiss Leader Index war ebenfalls nicht positiv.

Gerade grosse Ölkonzerne qualifizieren sich, falls sie ihre Aktien hier kotieren lassen, ohne weiteres für den SMI. Nun könnte mir das als Anleger eigentlich egal sein – ist es aber nicht! Ölaktien gehören zu den volatilsten Werten, entsprechend wird der Schweizer Paradeindex anfälliger auf Ausschläge. Und das bekommen wiederum unsere Pensionskassen zu spüren. Denn weil die PK-Verwalter an Börsenindizes gemessen werden, legen sie indexnahe an. Damit werden unsere Renten zunehmend vom Geschäftsgang im internationalen Ölbusiness bestimmt.

Ich will nicht, dass meine Pensionskasse auf einer Öllache ausrutscht.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch