Noch nie hat ein Insiderskandal in der Schweiz derart viel Staub aufgewirbelt wie beim HörgeräteherstellerSonova. Wohl weil kaum jemand den Mannen rund um FirmengründerAndy Rihs derartiges Gebaren zugetraut hätte. Der Verdacht auf Insiderhandel jedenfalls wiegt anscheinend so schwer, dass CEOValentin Chapero und FinanzchefOliver Walker per sofort ihr Büro räumen mussten. Die Empörung ist gerade unter den Kleinanlegern gross; zu lange wurde Insiderhandel hierzulande als Kavaliersdelikt betrachtet. Zwar besteht schon seit Jahren ein Gesetz, das solchem Treiben einen Riegel vorschieben sollte, doch dem Regelwerk fehlten die Zähne. Obschon seit 2008 ein verschärftes Insidergesetz angewendet wird, sind die zählbaren Erfolge höchst mässig.

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Die Gelackmeierten bei Insiderdelikten sind die Kleinanleger. Sie bezahlen auch bei Sonova die Zeche, schliesslich sind mehr als zwei Milliarden Franken an Börsenwert verpufft. Auch sonst bekommen Privatinvestoren von guten wie von schlechten News jeweils als Letzte etwas mit – und dann hat sich der Aktienkurs längst bewegt. Das darf nicht sein. Der Sonova-Skandal könnte endlich ein Umdenken bewirken. Wie es aussieht, gehen nun sogar Institutionelle auf die Barrikaden: Sie fordern von den Behörden eine härtere Gangart. Wenn nicht endlich durchgegriffen wird, erleidet nicht nur Sonova, sondern der Schweizer Finanzplatz einen Imageschaden.

Silberne Gewinne. «Ich überlege mir, ob ichSilber kaufen soll. Ich habe durch einen Freund vom SilberjungenThorsten Schulte gehört, und der schwärmt ja geradezu von Silber», so schreibt mir H.S. Zur Erklärung: Schulte ist Chefredaktor des Börsenbriefs «Silberjunge» und muss – nomen est omen – heiss auf Silber sein. Ihm ist zugutezuhalten, dass er seit langem zu Edelmetall-Engagements rät. Das grosse Heer der Anlagespezialisten dagegen empfiehlt Silber erst seit einigen Wochen zum Kauf – dafür aus voller Kehle.

Gerade das stimmt mich skeptisch. Die Erfahrung zeigt: Wenn alle möglichen Kreise raten, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, dann ist die Hausse meist schon am Ausbrennen.

Bei Silber allerdings liegt der Fall etwas anders. Im Gegensatz zuGold ist dieses Metall nicht primär Hort der Ängstlichen, sondern Rohstoff für die Industrie. Allerdings wird der Preis seit Monaten vor allem von Spekulanten getrieben. Im Oktober 2009 habe ich Silber zum Kauf empfohlen. Wer meinen Tipp befolgte, konnte seinen Einsatz verdoppeln. Bei solchen Gewinnen sollte man nicht lange fackeln: Versilbern Sie mindestens die Hälfte der Silberposition.

Voller Energie. «Wir sind stolz auf das Resultat für 2010, es war nicht einfach, denn der Markt ist schwierig», meinte PräsidentKonrad Graber, Präsident vonEmmi, dem grössten Milchverarbeiter des Landes, an der Jahrespressekonferenz. Auch CEOUrs Riedener ist «erfreut über das Jahresergebnis». Und das hat die Freude ausgelöst: 2,5 Prozent Umsatzwachstum, 12,2 Prozent mehr Ebitda, ein Anstieg der Reingewinnmarge von 2,9 auf 3,2 Prozent. Was in anderen Branchen bei Analysten höchstens ein müdes Lächeln hervorruft, ist für das Geschäft mit Käse, Joghurt und anderen Milchprodukten weitaus mehr als ein Achtungserfolg. Die Emmi-Aktionäre jedenfalls dürfen froh sein, dass Riedener das Angebot, bei Coop das Ruder zu übernehmen, ausgeschlagen hat – falls es dieses Angebot überhaupt je gegeben hat. Näheres dazu wollten mir auch die Spitzenmanager des Luzerner Unternehmens nicht verraten.

So wacker sich Emmi auch schlägt, so wenig berauschend sind die Aussichten auf Wachstum und Gewinnpotenzial in einem europaweit stagnierenden Markt. Zwar beweist das Management ein goldenes Händchen für Spezialprodukte. So ist Caffè Latte der Renner mit unverändert hohen Zuwächsen. Doch sonst ist der Markt für Milchprodukte hart umkämpft, speziell im Inland. Deutliche Umsatzausweitungen sind fast nur über Akquisitionen zu bewerkstelligen, Gewinnfortschritte sind primär Folge eines engen Kostenmanagements. So fehlt bei den Zentralschweizer Milchbuben das Überraschungsmoment. Dennoch haben die Emmi-Aktien ihre Reize. Wer eine defensive Anlage sucht, ist mit diesen Papieren gut beraten. Bei den Nahrungswerten bevorzuge ich jedochNestlé, deren Dividendenrendite von 3,5 Prozent die 1,7 Prozent, die mit Emmi zu holen sind, klar in den Schatten stellt.

Hypothekarblase. Auf der BILANZ-Redaktion diskutieren wir seit Monaten darüber: Stehen wir vor einer Immobilienblase? Die Meinungen sind geteilt. Nun warnen immer mehr Experten genau davor, so Finma-PräsidentinAnne Héritier Lachat, der Internationale Währungsfonds oder die Schweizerische Nationalbank. Die Banken werden zwar nicht müde zu betonen, dass sie unverändert die gewohnt soliden Grundsätze bei der Vergabe von Hypothekarkrediten berücksichtigen. Allerdings hocken die Bankiers auf Bergen von Billigstgeld. Da lockt der Hypothekarmarkt. Bei Sätzen von 2,5 bis 3 Prozent drückt man halt auch mal ein Auge zu, wenn es bei einem Schuldner mit der Finanzierung etwas knapp ist.

Nun gehören gerade die Kantonalbanken zu den grössten Geldgebern im Immobiliengeschäft. Seit Jahren schon gefallen mir ihre Aktien, und ich habe sie an dieser Stelle ja auch immer wieder zum Kauf empfohlen. Mit Blick auf die erwähnte Entwicklung bin ich allerdings vorsichtig geworden. Dazu gesellt sich ein weiterer, kursbelastender Faktor: Einige Kantone zählen zu den Hauptaktionären der Kantonalbanken. So hält Basel-Stadt 80,3 Prozent am Dotationskapital derBasler Kantonalbank, der Kanton Wallis kontrolliert 73,3 Prozent an derWalliser Kantonalbank, dieKantonalbank Zug gehört zu 50,1 Prozent dem Kanton, der Kanton Luzern besitzt 62 Prozent des Staatsinstituts.

In Zeiten, da in den Kassen der öffentlichen Hand Dauerebbe herrscht, wecken solche Schatzkästlein Begehrlichkeiten. In Luzern jedenfalls hat die CVP ein Auge auf den Staatsschatz geworfen: 1680 Millionen Franken würde der Ausstieg aus derLuzerner Kantonalbank (LKB) dem Kanton einbringen. Wohl kaum zur Freude des demnächst zurücktretenden LKB-PräsidentenFritz Studer, würde der Verkauf von 5,3 Millionen Titeln den Aktienkurs doch für längere Zeit belasten. Die Diskussion um den Ausstieg dürfte auch in anderen Kantonen an Schärfe gewinnen.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch