Es sind erst drei Jahre her, da sorgtenUBS undCredit Suisse mit heftigen Verlusten für Schlagzeilen. Heute präsentieren sich beide Grossbanken wieder in frischer Stärke: Die UBS wies für das vergangene Geschäftsjahr einen Gewinn von 7,2 Milliarden Franken aus, die CS meldete 5,1 Milliarden. Die Finanzanalysten jedenfalls klatschen Beifall: Von Sarasin über Helvea bis zur Citigroup werden die Aktien zum Kauf empfohlen.

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Nur will sich das Heer der Investoren von dieser Begeisterung partout nicht anstecken lassen. Die UBS-Valoren verkehren seit mehr als einem Jahr in der Kursbandbreite von 14 bis 19 Franken, die CS-Titel oszillieren zwischen 37 und 50 Franken. Kaum legen die Aktien spürbar zu, kommt es zu breiten Gewinnmitnahmen.

Es ist unverkennbar: Die Anleger misstrauen den Grossbankentiteln. Das kann ich durchaus nachvollziehen. Gute Zahlen aus dem aktuellen Geschäftsgang sind das eine, die nicht enden wollenden Diskussionen um höhere Eigenkapitalquoten, die «Too big to fail»-Thematik oder das Seilziehen mit den USA das andere. Ich habe das Gefühl, sowohl UBS-ChefOswald Grübel wie auch der oberste CS-BankerBrady Dougan kommen mit den neuen Realitäten nicht so zurecht. Sie zeigen auch wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Öffentlichkeit; Grübel hätte wissen müssen, dass er mit seinen Drohungen eines Auszugs aus der Schweiz keine Sympathiepunkte sammelt.

Um neuen Zug in die Papiere der beiden Grossbanken zu bringen, braucht es einen Befreiungsschlag. Beispielsweise das Abspalten des Investment Banking. Dougan wird sich vor einem solch grossen Schritt wohl hüten; Grübel dagegen traue ich diesen Mut zu. Vorderhand gilt allerdings: Die Grossbanken UBS und Credit Suisse sind nur etwas für risikofreudige Anleger, die viel Geduld aufbringen. Das psychologische Moment wird noch für einige Zeit die eigentlich positiven fundamentalen Faktoren überdecken.

Gegen den Trend. Gestern gehörten sie zu den Lieblingen der Börsianer, heute werden sie gemieden. Ich meineLonza. Seit Oktober 2010 stehen die Valoren unter Druck. Die Zahlen fürs vergangene Geschäftsjahr sind denn auch nicht überwältigend – allerdings auch nicht grottenschlecht. Für das laufende Geschäftsjahr ist eines klar: Als Bremsklötze sorgen der hohe Frankenkurs und die anziehenden Rohstoffpreise dafür, dass auch 2011 nicht als Superjahr in die Firmengeschichte eingehen wird. Vor wenigen Tagen meinte CEOStefan Borgas an einer Telefonkonferenz, die Firma habe im ersten Quartal starke Umsätze erwirtschaftet, doch der teure Franken und die steigenden Rohstoffpreise setzten die Margen unter Druck. Also wie allgemein erwartet und in den Kursen eskomptiert – wie ich dachte. Nur sind die Valoren innert zweier Tage nochmals um acht Prozent in die Tiefe gerauscht. Ich halte an meiner Empfehlung fest: Kaufen Sie gegen den Trend Lonza, wenn Sie einige Jahre Zeit haben. Sogar mit den nach unten revidierten Gewinnschätzungen werden die Titel für 2012 mit einem attraktiven Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,2 und für 2013 mit 10,4 bewertet.

Etwas fürs Auge. Vor kurzem hatCarl Zeiss Meditec den Deutschen Innovationspreis erhalten für ihr Gerät Intrabeam, das für die Strahlentherapie von Brustkrebspatientinnen eingesetzt wird. Die renommierte Auszeichnung zeigt auf, dass die deutsche Traditionsfirma nichts von ihrer Innovationskraft eingebüsst hat. Die Firma ist zwar bekannt geworden als Spezialist für Augenheilkunde, die sich auf Instrumente für die Augenuntersuchung und medizinische Laser spezialisiert hat. Doch über die letzten Jahre wurde das Tätigkeitsgebiet laufend ausgebaut, so in den Bereich der Strahlentherapie – mit grossem Erfolg, wie sich am Preis ablesen lässt.

Carl Zeiss Meditec meldete für das Geschäftsjahr 2009/10 Rekordzahlen. Und auch der Start ins laufende Jahr ist glänzend ausgefallen: Im ersten Quartal stieg der Umsatz um gegen 20 Prozent. Das Unternehmen dürfte weiterhin überdurchschnittlich wachsen: Die Bevölkerung in den Industriestaaten wird immer älter, womit Zeiss-Produkte stets begehrter werden. Das macht die Aktien des Medtech-Unternehmens erst recht interessant. Die Mehrheit befindet sich im Besitz der Zeiss-Gruppe, gut ein Drittel wird vom Publikum gehalten. Mit einem für 2011 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,0 sind die Aktien (WKN 531 370) teuer und deshalb nur auf längere Sicht zu empfehlen.

Weiter denken. «Ems – Wir denken weiter.» Mit diesem nicht überwältigend originellen Motto wirbt dieEms-Chemie in jeder Ausgabe der blocherschen Hauspostille «Weltwoche». Nun sollten ja nicht nur Firmen, sondern auch Anleger weiter denken; mindestens über sechs Monate hinaus – auch bei den Ems-Aktien. Nur sind da die Aussichten wenig berauschend.

Wohlgemerkt, das vonMagdalena Martullo-Blocher mit harter Hand gelenkte und, zusammen mit ihrer SchwesterRahel Blocher, stimmenmässig kontrollierte Unternehmen schlägt sich sehr gut. Und wie die Chefin die Finanzkrise meisterte, verdient Lob. Nach den Einbrüchen 2008 und 2009 ist die Firma aus dem Bündnerland im letzten Jahr wieder spürbar gewachsen. Auch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres konnte das hohe Wachstumstempo beibehalten werden.

Längst in Fahrt gekommen ist auch der Aktienkurs. Das ist nicht einmal so sehr das Resultat des starken Wachstums – die Firma steht heute wieder auf dem Umsatzniveau von 2007 – als vielmehr Folge der Riesenrendite: Dank einer Sonderausschüttung zum 75-Jahr-Jubiläum rentieren die Aktien saftige 7,2 Prozent. Kehrt jedoch der Dividendenalltag wieder ein, zählen die Fundamentaldaten. Nämlich ein für dieses Jahr geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17,0 und für 2012 von 16,2. Damit sind die Valoren satt bewertet. Auch auf mittlere Sicht erscheinen die Ems-Aktien mässig attraktiv.

 

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch