Als Goldanleger brauchte man Ende des vergangenen Jahres ein ziemlich gutes Nervenkostüm. Der Goldpreis krachte von Anfang September bis Ende Dezember von über 1920 Dollar auf die Marke von 1500 Dollar pro Unze. Goldskeptiker Warren Buffett sah sich bestätigt. Seit Anfang Jahr ist aber wieder etwas Ruhe in den Markt eingekehrt, und das Edelmetall hat ein Erholungsrally gestartet. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt.

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Wer sich Gold ins Depot legt, damit er besser schlafen kann, muss sich weiterhin auf unangenehme Momente gefasst machen: Da grosse spekulative Goldpositionen in Fonds gehalten werden, kann es beim Goldpreis laut Philipp Bärtschi, Chefstratege der Bank Sarasin, immer wieder zu starken Schwankungen kommen. «Korrekturen von 10 bis 20 Prozent sind jederzeit möglich.» Die grösste Gefahr für den Goldpreis würde laut Bärtschi drohen, falls die industrialisierte Welt in eine Deflationsspirale geriete.

Auch wenn man heutzutage als Goldanleger starke Nerven braucht und wir uns eher am Ende als in der Mitte einer langjährigen Preishausse befinden, bleibt Gold weiterhin eine attraktive Anlageklasse – weil die Nachfrage nach Gold aufgrund der Liquiditätsschwemme der Zentralbanken weiter steigen dürfte. Viele Investoren fürchten sich davor, dass die Inflation irgendwann steigen wird und die eigene Währung abwertet. Gold bietet laut Bärtschi vor einem solchen Szenario einen gewissen Schutz.

Der Sarasin-Experte sieht den Goldpreis bis Anfang 2013 deshalb bei über 2000 Dollar pro Unze. Sein Argument: «Die wichtigsten Zentralbanken der Welt werden weiter Staatsanleihen kaufen und die Zinsen über den nächsten Zyklus hinaus nahe bei null lassen.» Zudem würden die Schwellenländer vermehrt auf Gold setzen, weil sie ihre Reserven diversifizieren wollen. Da das Angebot an Gold limitiert ist, dürfte der Preis bei steigender Nachfrage in die Höhe schnellen, wie Bärtschi weiter ausführt.

Eine Anlage in Gold sollte im Rahmen einer diversifizierten Anlagestrategie erfolgen. Da Gold keine Rendite abwirft und sehr volatil ist, empfehlen sich tendenziell nur kleinere Positionen im Bereich von 0 bis 10 Prozent eines Portfolios. Ein Anleger, der nur auf Kapitalerhalt fokussiert, kann aber durchaus einen grösseren Teil in Gold halten.

Wer Gold tatsächlich in seinen Händen halten will, kauft sich bei der Bank oder beim Edelmetallhändler Barren oder Münzen. Das Problem hier liegt ausser in der hohen Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis in der Lagerung der Barren. Ob zu Hause oder bei der Bank, beides ist mit hohen Kosten verbunden. Die günstigere Lösung hier heisst Tresorgold. Dabei handelt es sich um physisches, also tatsächlich existierendes Gold, um dessen Lagerung sich der Kunde aber nicht den Kopf zerbrechen muss.

Der Anleger erwirbt echtes Eigentum am Gold, das für ihn sicher verwahrt wird. Im Hinblick auf Kauf- beziehungsweise Verkaufsspesen und Lagerungsgebühren ist Tresorgold laut Fabian Haunss, Geschäftsführer von Trustable Gold – einem unabhängigen Portal für den Vergleich von Goldanlagen – sehr kostengünstig. Durch die versicherte Lagerung in Hochsicherheitstresoren ist das Tresorgold sehr viel besser verwahrt als zu Hause oder auch im Bankschliessfach.

Tresorgold handelt man wie ein Wertpapier. Anders als bei Wertpapieren trägt der Anleger aber kein Emittentenrisiko, da das Gold auch im Fall einer Insolvenz in dessen Eigentum verbleibt. Bei dieser Goldinvestitionsform ist es ganz wichtig, dass man sich für einen seriösen Anbieter entscheidet. Man sollte hier auf verschiedene Mindeststandards achten: hundertprozentiges Kundeneigentum am Gold, versicherte Lagerung, externe Prüfung der Goldbestände und eine jederzeit mögliche Auslieferung an den Kunden.

Obwohl Tresorgold eigentlich eine Schweizer Erfindung ist, gibt es hierzulande nur ein paar wenige Anbieter, wie Global Gold oder Swiss Precious Metals. Eine Reihe von ausländischen Anbietern, wie BullionVault (London) oder GoldMoney (Jersey), die das Gold in der Schweiz lagern, bedienen auch hiesige Kunden. Der Markt ist etwas unübersichtlich und in den letzten Jahren sehr in Bewegung gekommen. Fabian Haunss, Mitgründer von www.trustablegold.ch, rechnet damit, dass bekannte Schweizer Banken in nächster Zukunft zunehmend Tresorgold aus ihrem Private-Banking-Segment auch dem Massenmarkt zugänglich machen werden.

Börsengold. Für das «normale» Privatkundengeschäft existieren bei manchen Schweizer Banken sogenannte Edelmetallkonti, die allerdings häufig nur buchhalterisch sind und kein echtes physisches Gold beinhalten. Wenn der Kontoinhaber darauf besteht, sich das Gold ausliefern zu lassen, zahlt er dafür sehr hohe Gebühren. Im Fall eines Bankkonkurses beträgt der Einlegerschutz wie bei einem normalen Konto zudem nur 100 000 Franken pro Kunde.

Bezüglich des Emittentenrisikos fahren Anleger besser, wenn sie auf Produkte setzen, die mit Gold hinterlegt sind. Neben Tresorgold ist auch ein Exchange Traded Fund (ETF) ein gutes Beispiel hierfür. Anleger erhalten mit einem solchen börsengehandelten Fonds ein einfaches und sehr transparentes Produkt, das den aktuellen Goldpreis abbildet. Durch den Börsenhandel verfügen ETF jederzeit über hohe Liquidität. Zudem können Anleger mit Hilfe dieser Produkte weitere Kosten, wie Ausgabe- und Rücknahmekommissionen, umgehen, die im traditionellen Fondsgeschäft üblich sind.

Zu achten gilt es auf die Stückelung des Goldes im Fall einer physischen Auslieferung: Bei diversen Emittenten erhält man einen 12,5-Kilogramm-Barren, den man nicht einfach in der Aktentasche transportieren kann. Zudem sind die Verwaltungsgebühren und die Courtagen, die beim Kauf und Verkauf von solchen Produkten anfallen, im Vergleich zu anderen ETF eher hoch. Eine solche Anlageform ist für den Handel von sehr kleinen Goldmengen deshalb unattraktiv.

Das wichtigste Risiko bei einer solchen Goldanlage ist laut Rino Borini, Herausgeber des unabhängigen ETF-Newsletters 10x10.ch, das Marktrisiko: «Einerseits ist ein ETF-Investor den Schwankungen des Goldpreises ausgesetzt und andererseits dem Währungsrisiko, sofern er kein Dollar-Investor ist.» Insbesondere für Frankenanleger gibt es inzwischen jedoch einige Gold-ETF, die das Währungsrisiko (Dollar–Schweizer Franken) integriert absichern. Ein weiteres Risiko kann bei Gold-ETF bestehen, die in den USA aufgelegt sind. Skeptiker argumentieren, dass in einem Worst-Case-Szenario die physische Lieferung des Goldes von den USA in die Schweiz blockiert sein könnte.

Rino Borini empfiehlt, Gold-ETF strategisch als Basisanlage einzusetzen und mit strukturierten Produkten zu versuchen, eine Zusatzrendite zu erzielen. Dieses Vorgehen eignet sich besonders dann, wenn sich der Goldpreis über längere Zeit in einem Seitwärtskanal befindet. Wer tatsächlich auf strukturierte Produkte setzt, sollte allerdings bloss in simple Strukturen investieren, die ein nachvollziehbares Auszahlungsprofil aufweisen. Von komplexen Konstruktionen mit verschiedenen Basiswerten ist abzuraten.

Daniel Manser von der unabhängigen Internetplattform Derivative Partners empfiehlt Privatanlegern sogenannte Tracker-Zertifikate. Das sind Produkte, welche die Kursbewegung des Goldpreises 1:1 abbilden. Viele dieser Goldprodukte sind jedoch in US-Dollars emittiert und haben damit ein Währungsrisiko. Wenn der Goldpreis ansteigt und der Dollar gleichzeitig fällt, erzielen Anleger in Franken letztlich keine Rendite. «Ich rate, Goldprodukte immer quanto Franken zu kaufen», rät Manser. So erhalte man dank der Währungsabsicherung die ganze Goldperformance auch in Schweizer Franken.

Nicht zu verwechseln mit ETF sind ETC. Die Exchange Traded Commodities sind im Gegensatz zu ETF keine Fonds, sondern ebenfalls strukturierte Produkte. Sie eignen sich eher für risikofreudige Investoren.

Neu gibt es an der Derivatebörse Scoach auch Produkte, die Gold als Währung haben. Eine Währungseinheit XAU entspricht einer Unze – also 31,1 Gramm Gold. Bei solchen Produkten müssen Anleger nicht nur einschätzen, wie sich der Basiswert, sondern auch, wie sich der Goldpreis und der Dollar entwickeln. Zudem wird ein Goldkonto benötigt, um die Kosten bei der Rückzahlung am Ende der Laufzeit zu begrenzen.

Für Vermögensverwalter Alex Hinder sind solche Produkte aus Anlegersicht allenfalls bei Rohstoffen sinnvoll, die physisch nicht einfach zu lagern sind, wie Agrarprodukte oder Erdöl. Bei Gold stelle sich dieses Problem aber nicht. Darum ist für ihn klar: «Wenn schon Gold als Sicherheit, dann möchte ich es physisch halten.»

Aktiengold. Einfacher ist da ein Investment mittels Aktien in Goldminenunternehmen. Doch spiegeln diese Firmen nicht immer den Goldpreis. Ihre Bewertung ist von vielen weiteren Faktoren abhängig. So etwa von der Effizienz der Goldförderung, Erträgen aus anderen Minenerzeugnissen, der Finanzierung oder der Ergiebigkeit der Minen. 2011 haben sich die Aktien der Minenfirmen deutlich schwächer entwickelt als der Goldpreis.

Besonders bei Barrick Gold und Buenaventura sieht Matthias Müller, Analyst bei der Credit Suisse, nun Aufholpotenzial. «Angesichts der Margenverbesserung, positiver Fundamentaldaten und des steigenden Goldpreises rechnen wir damit, dass sich die starke Performance noch einige Zeit fortsetzen wird», zeigt sich Müller zuversichtlich. Nebst den üblichen Bewertungskriterien, wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Verschuldungsgrad oder Dividendenrendite, ist bei Minenfirmen auf die Gewinnungskosten bei der Goldförderung oder die Bewertung der effektiven Goldvorkommen zu schauen.

Darum sollten unbedarfte Anleger eine diversifizierte Anlage in Goldfonds einem direkten Aktienengagement vorziehen. Bei der Auswahl eines Goldfonds achtet der BILANZ-Fondsexperte Martin Bürki darauf, dass er sein Geld einem Fondsmanager anvertraut, der eine Grundausbildung als Geologe hat oder beispielsweise einmal bei einer Minengesellschaft tätig war. «Solche Fondsmanager können die Branche besser beurteilen als solche, die nur eine Finanzausbildung mitbringen», so Bürki.

Die meisten Goldfonds setzen mehrheitlich auf Goldminenaktien. Es gibt aber auch solche, die gleichzeitig in physisches Gold investieren. «Im Moment sind Goldaktien im Verhältnis zum Goldpreis aber interessanter», erklärt Fritz Eggimann. Er ist Portfolioberater des Fonds AMG Gold – Minen & Metalle, der bis zu 100 Prozent in physischem Gold halten kann. Zurzeit beträgt der Goldanteil aber weniger als fünf Prozent.

Juwelengold. Wer sein Geld nicht einem Fondsmanager oder einer Bank anvertrauen möchte, kann sich oder seiner Liebsten Gold in Schmuckform kaufen. Vor allem in Indien, aber auch China wird mit Hilfe von Goldschmuck Vermögen angesammelt. In unseren Breitengraden ist von Schmuck als reinem Investment abzuraten. Weil das Aufgeld für Design, Produktion und auch den Vertrieb im Vergleich zu Münzen und Barren extrem hoch ist.

Möchte man später einmal das Schmuckstück verkaufen, wird in der Regel nur der Edelmetallwert bezahlt. Die Rendite eines Schmuckstücks ist deshalb oft «nur» die Freude beziehungsweise die Aufmerksamkeit, die man mit gewissen glänzenden Stücken erhält.