Aktivisten kaufen sich in börsenkotierte Unternehmen ein, drängen zu kurstreibenden Massnahmen und steigen wieder aus. Gregor Greber versucht sich mit seiner Beteiligungsgesellschaft Veraison Capital bei Orell Füssli seit 2015 mit «konstruktivem Engagement».

Doch da der Buchhandel weitgehend ausoptimiert ist und gleichzeitig an wenig rentablen Sparten wie dem Verlagsgeschäft festgehalten wird, gibt es bei Orell Füsslifür Aktivisten abgesehen von hohen Dividenden wenig zu holen. Die Orell-Füssli-Aktie gleicht eher einer Obligation. Grundsätzlich wäre die Zeit für den Exit reif.

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Doch genau dieser Ausstieg aus dem Investment ist ein Problem. «Bei den geringen Handelsumsätzen kommt man via Börse nie hinaus. Greber ist in Orell Füssli gefangen», sagt Marc Possa. Dem Fondsmanager geht es nicht viel anders.

Mit seinem Small- und Mid-Cap-Fonds SaraSelect ist er mit fünf Prozent an Orell Füssli beteiligt und damit gleich hinter Veraison der fünftgrösste Aktionär. 33,34 Prozent hält die SNB, 15,4 Prozent Yello-Star Dieter Meier. Der Promi-Aktionär verkündet gern, er sei mit Orell Füssli reich geworden.

Aber auch er könnte seine Anteile nicht über die Börse zu Geld machen. Im Schnitt wechseln täglich Orell-Füssli-Aktien im Wert von gerade mal 12 000 Franken den Besitzer. «Greber ist in der Klemme. Ihm bleibt nur, die SNB zum Kauf der Aktien zu zwingen», sagt Possa.

Bei der Generalversammlung von Orell Füssli 2018 hat er das noch versucht. Ein Antrag zur Einführung einer sogenannten Opting-up-Regel wurde eingebracht. Die SNB wäre durch diese Regel beim Überschreiten eines Anteils von 34 Prozent zur Abgabe eines Angebots an alle Aktionäre gezwungen gewesen. Doch Grebers Antrag wurde abgelehnt. Bisher wurde auch kein neuer lanciert.

Gemäss Fondsmanager Marc Possa (r.) steckt Veraison-Chef Gregor Greber bei Orell Füssli in der Klemme.

Fondsmanager Marc Possa. 

Quelle: Markus Forte

Marc Possa befürchtet Kurzschlussreaktionen, die auch seine Performance belasten würden. «Die Gefahr ist, dass Greber Zwangsverkäufer wird. Bei dem geringen Handel würden diese Verkäufe den Kurs zerstören», sagt der Fondsmanager.

Gregor Gerber

Veraison-Chef Gregor Greber.

Quelle: Keystone .

Bei Veraison gibt man sich gelassen. «Das Unternehmen ist stabiler geworden, und die sehr hohe Dividendenrendite von über 6,5 Prozent entschädigt die lange gebeutelten Aktionäre», schreibt Greber.

Für Veraison war Orell Füssli trotz der Ausschüttung wohl kein gutes Geschäft. Im Juni 2015 wurde Veraison als neuer Grossaktionär gemeldet. Seither verloren die Orell-Füssli-Titel laut Bloomberg 20,3 Prozent an Wert. Die Dividenden eingerechnet, bleibt ein Minus von 6,6 Prozent.

«Dieser Text erschien in der August-Ausgabe 08/2019 der BILANZ.»

Erich Gerbl
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