Anleger, die gehofft hatten, mit nachhaltigen Investments besser durch die Finanzkrise zu kommen, sehen sich arg enttäuscht. Sie mussten in der Regel ebenso herbe Verluste einstecken wie all diejenigen, die ihr Vermögen nach herkömmlichen Kriterien verwalteten.

Auch in der nachfolgenden Erholungsphase der Börsen entwickelten sich Öko-Anlagen bestenfalls so gut wie der Marktdurchschnitt, wie die untenstehende Grafik zeigt. Aber auch nur dann, wenn sie nach dem Best-in-Class-Ansatz oder nach Ausschlusskriterien ausgewählt werden, also ausgerechnet nach den gemäss gestrenger Auslegung der Öko-Finanzlehre so verpönten Strategien. Denn dabei wird in Firmen investiert, die gemessen an Transparenz sowie sozialen und ökologischen Kriterien innerhalb ihrer Branche am besten abschneiden. Oder in Firmen, die keinerlei Aktivitäten in den Bereichen Rüstung, Suchtmittel oder andern unethischen Geschäftsfeldern haben. In solchermassen bewirtschafteten Portfolios tauchen mitunter Ölkonzerne wie Exxon, Aktien von Pharmamultis wie Roche oder Grossbanken wie UBS auf.

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Lahmende Vorreiterfirmen

Gemessen am Nachhaltigkeitsindex DAXglobal der Bank Sarasin haben solche Aktien seit dem März 2009 immerhin leicht besser abgeschnitten als der deutsche Aktienleitindex DAX.

Schlimm unter die Räder kamen hingegen die Titel im ÖkoDAX. Dieser Index enthält kleinere Werte mit einer Vorreiterrolle im Umwelt- oder im Sozialbereich, hauptsächlich aber im Energiesektor. Dort hat die Hoffnung auf eine grüne Revolution nach der AKW-Katastrophe in Fukushima zwar kurzzeitig eine Erholung gebracht. Doch dann wurden die meisten dieser Firmen wieder auf ihre alten Probleme zurückgeworfen. So sagt Eckhard Plinke, Leiter Sustainability Research bei der Bank Sarasin: «An der schwierigen Situation hat sich nicht viel geändert.» In der Solar- und der Windenergiebranche treiben asiatische Hersteller ihre europäischen Konkurrenten seit Monaten mit Tiefpreisen vor sich her und mischen den Markt auf. Weil gleichzeitig die Regierungen in Europa und den USA nach der Schuldenkrise noch verstärkt die Sparschraube anziehen, geraten Firmen mit hohen Schulden und dünnem Cashflow in Bedrängnis.

Hinzu kommt, dass die Wertentwicklung dieser oft jungen Firmen besonders schwankungsanfällig ist und in der Pleite enden kann. Fonds mit solchen Anlagen sind daher nichts anderes als Private-Equity-Gefässe, in die gewöhnlich nur erfahrene Anleger mit entsprechender Risikofähigkeit und viel Geduld investieren sollten, nicht aber das breite Anlegerpublikum.

Neues Rekordvolumen

Gerade in der Schweiz ist aber der Anteil der privaten Publikumsanleger besonders hoch. Sie halten über 55 Prozent der nachhaltig verwalteten Vermögen, während auf institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen nur rund 45 Prozent entfallen. Nirgends in Europa ist der Anteil der Publikumsanleger so hoch, wie eine Erhebung von Eurosif, dem europäischen Dachverband der nationalen Foren für nachhaltige Finanzanlagen, nachweist. Aus der Erhebung des Schweizer Forums FNG geht zudem hervor, dass die Beliebtheit solcher Anlagen ungebrochen anhält. Dabei haben Schweizer Anleger wegen der Frankenstärke besonders gelitten, investieren doch die meisten nachhaltigen Fonds im Euro- und im Dollarraum.

Insgesamt legten die verwalteten Vermögen 2010 um 23,2 Prozent zu und erreichten ein neues Rekordvolumen von 42 Milliarden Franken. Einzig bei den strukturierten Produkten war ein Rückgang zu verzeichnen, nämlich um über 18 Prozent auf noch 1,4 Milliarden Franken. Die Fonds verzeichneten einen Anstieg des Volumens um satte 30 Prozent auf 24,5 Milliarden Franken. Gemessen am verwalteten Fondsvolumen von über 600 Milliarden Franken in der Schweiz, ist das aber noch immer ein verschwindend kleiner Marktanteil. In den anderen europäischen Märkten ist der Anteil ebenfalls so tief. Und genauso wie die europäischen Anleger ziehen die Investoren in der Schweiz Ausschlusskriterien oder den Best-in-Class-Ansatz den Themenfonds vor. Rund 61 Prozent der nachhaltig verwalteten Vermögen werden auf diese Weise investiert.