König Bargeld verliert seine Krone. Weil alle auf die «Sicherheit» der Schweiz setzen, steigt der Franken, und die SNB senkt die Zinsen wieder auf null. Halten Sie zu viel Bargeld?

Bargeld fühlt sich sicher an – es gibt hier keine kurzfristigen Schwankungen. Doch es lauern tückische Risiken: Bargeld mindert langfristige Renditen und birgt die Gefahr einer brutalen, unterfinanzierten Rente – Altersarmut.

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Nur wenige Anleger berücksichtigen dies vollständig. Sie sollten es aber tun. Hier finden Sie Tools, die helfen, Ihre Geldreserven richtig zu dimensionieren.

Ein gewisser Bargeldbestand, in der Höhe von etwa sechs bis zwölf Monatsausgaben, ist sinnvoll – als Notfallreserve. Er kann Ihnen helfen, besser zu investieren, und verhindert Zwangsverkäufe zu ungünstigen Zeitpunkten. Auch wenn in den nächsten Jahren grössere Ausgaben anstehen (zum Beispiel ein Hauskauf), ist es ratsam, Bargeld zu halten.

Wenn das nicht der Fall ist? Begrenzen Sie Ihr Bargeld.

Zahlreiche Studien zeigen, dass die Vermögensstruktur – also Ihr Mix aus Aktien, Anleihen, Bargeld und so weiter – den grössten Teil Ihrer langfristigen Rendite bestimmt. Nicht das Markttiming. Nicht die Aktienauswahl. Nicht die vermeintliche «Sicherheit». Entscheidend ist die Allokation.

Der Gastautor

Ken Fisher ist Gründer und Executive Chairman von Fisher Investments, einer Vermögensverwaltungsfirma mit Niederlassungen weltweit, die über 332 Milliarden Dollar verwaltet. Fisher zählt zu den einflussreichsten (und auch reichsten) Investmentmanagern der USA.

Ihre Ziele, Bedürfnisse und Ihr Zeithorizont – also die Zeit, die Ihr Vermögen zur Finanzierung Ihrer Ziele reichen muss – sollten massgeblich Ihre Allokation bestimmen. Generell gilt: Je länger Ihr Zeithorizont ist und je mehr Wachstum Sie benötigen, desto mehr sollten Sie in renditestarke Aktien investieren. Wer auf Cashflow angewiesen ist oder Volatilität nicht verkraftet, sollte vielleicht einige Anleihen halten. Aber Bargeld sollte nur einen minimalen Anteil ausmachen.

Warum? Minimale Renditen. Seit es verlässliche Daten gibt, also seit etwa fünfzig Jahren, erzielten Schweizer Aktien eine annualisierte Rendite von 7,7 Prozent. Gold? 3,7 Prozent. Langfristige Schweizer Bundesanleihen? 3,6 Prozent. Barmittel? Kurzfristige Schweizer Bundesanleihen – ein Bargeldersatz – haben annualisiert die niedrigste Rendite: 2,4 Prozent. Die Durchschnittsinflation von 1,8 Prozent hat den Grossteil der Bargeldrendite aufgezehrt. Das gesamte Prinzip ist auch auf globale Aktien anwendbar. Wenn Ihre Ziele irgendein Wachstum erfordern, eignet sich Bargeld dafür am wenigsten. Vor allem weil die Renditen für Schweizer Anleihen wieder negativ sind.

Wie viel Bargeld halten Sie? Wie sieht Ihre Vermögensstruktur aus? Zu viele Anleger wissen dies nicht.

Um dies herauszufinden, addieren Sie Ersparnisse, Festgelder oder mittelfristige Schuldverschreibungen. Aktien, ETFs, alles. Sie besitzen gemischte Fonds? Achten Sie auf die Gewichtung. Bei 100’000 Franken in einem Fonds mit 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen entfallen 60’000 Franken auf Aktien und 40’000 Franken auf Anleihen.

Ziehen Sie dann die Mittel für bekannte, kurzfristige Ausgaben oder Notfälle ab. Teilen Sie jede Kategorie – Aktien, Anleihen, Bargeld und Sonstiges – durch die Gesamtsumme. Die resultierenden Prozentsätze sind Ihre Allokation. Wie viel Prozent entfallen auf Bargeld?

Bewusst oder unbewusst: Ihre Allokation ist eine implizite Prognose. Bargeld zu horten, heisst, auf die historisch schlechteste Rendite zu setzen. Das ist extrem pessimistisch!

Ist das beabsichtigt? Wenn ja, müssen Sie grosse Nachteile sehen, die andere nicht sehen – die die Märkte nicht eingepreist haben –, um dies zu rechtfertigen.

Viele sagen, dass sie Bargeld für den Fall halten, dass die Aktienkurse fallen. Aber zu welchem Preis? In der Regel halten diese Leute ihr «Pulver» langfristig trocken. Angst hindert sie am «Einstieg bei Tiefpunkten» wie Anfang April. Sie ignorieren die Performance von Bargeld und fokussieren sich nur auf Teilbereiche statt auf das Ganze – ein gefährlicher Denkfehler!

Grosse Bargeldbestände fühlen sich gut an – beeinträchtigen das Gesamtergebnis aber erheblich. Seit 2000 – einem zyklischen Höchststand des Aktienmarkts – wuchs eine Anlage von 1’000’000 Franken mit 70 Prozent Schweizer Aktien und 30 Prozent langfristigen Schweizer Bundesanleihen auf 1’656’795 Franken. Wer 20 Prozent in Bargeld hielt, hatte am Ende 308’595 Franken weniger. Teures Bargeld! Und das trotz eines grossen, mehrjährigen Bärenmarktes zu Beginn.

Denken Sie also in Gesamtbeständen und Vermögensstrukturen – und reduzieren Sie Bargeld auf das Wesentliche.