Der Herbst steht vor der Tür, und die Finanzmärkte warten gespannt auf die neusten Wirtschaftszahlen. Die Konjunkturprognosen der Forschungsinstitute rücken wieder ins Rampenlicht. Die offiziellen Statistiken lassen momentan viel Spekulationsspielraum, denn die Signale für den weiteren Gang der Weltwirtschaft sind widersprüchlich. Der überraschend günstigen Entwicklung in Deutschland stehen negative Schlagzeilen aus anderen europäischen Ländern gegenüber. Und über Stärke und Nachhaltigkeit des US-Aufschwungs wird gemutmasst.

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Seit Ende Juli in den USA revidierte Zahlen zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung veröffentlicht wurden, ist klar, dass die US-Wirtschaft schlechter durch die Krise gekommen ist als bisher gedacht. Von 2007 bis 2009 musste das Wirtschaftswachstum in jedem Jahr nach unten korrigiert werden.

Solche Revisionen können die Einschätzung der aktuellen und der zukünftigen Wirtschaftslage verändern. Konkret geht es um den privaten Konsum. Von Anfang 2008 bis Mitte 2009 erlebten die USA eine Konsumrezession, was dort extrem selten vorkommt. Vor der jüngsten Datenrevision schien sich der Konsum wieder gefangen und zu Wachstumsraten von über drei Prozent zurückgefunden zu haben. «Die Konsumenten melden sich zurück», titelte die KOF daher im Juni in ihrer Sommerprognose. Wir erwarteten, dass sich der Aufschwung vorwiegend auf den Investitionen und dem privaten Konsum abstützen werde. Während das zurzeit starke Investitionswachstum durch die revidierten Daten bestätigt wurde, scheint sich das Konsumwachstum statt bei drei bei lediglich rund zwei Prozent einzupendeln.

Obwohl dies strukturell zu begrüssen wäre – für die Weltkonjunktur ist es ein Dämpfer. Auch wenn seit geraumer Zeit Asien die stärksten Impulse für die Weltkonjunktur liefert, bleiben die USA die weltweit grösste Wirtschaft, zumindest in den nächsten Jahren.

Werden damit die Befürchtungen eines «Double Dip»-Szenarios bestätigt? Nein, unterstützt wird lediglich die These, dass die US-Wirtschaft einen längeren Gesundungsprozess durchmachen muss und eine neuerliche Überhitzung unwahrscheinlicher geworden ist.