Bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dürfte der Donnerstag ganz im Zeichen von «Same procedure as last quarter» stehen. Denn die Währungshüter dürften einmal mehr ihre aktuelle, sehr lockere Geldpolitik bestätigen.

Experten sind sich weitgehend einig, dass die SNB bei ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung keine Überraschungen bereithalten wird. Vielmehr dürfte sie den Leitzins von -0,75 Prozent bestätigen. Auch die Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, dürfte sie bekräftigen.

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Und doch sehen einige Beobachter die Möglichkeit, dass es bei der Beurteilung des Immobilienmarktes zu einer kleinen Überraschung kommen könnte. «Hier könnte sie möglicherweise ihr Wording verschärfen», sagt etwa Ökonom Alessandro Bee von der UBS.

Tatsächlich hatte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg erst vor gut einer Woche gegenüber der «SonntagsZeitung» erklärt, dass die Risiken im Immobiliensektor weiter zugenommen hätten. Und um die Risiken zu senken, seien gezielte Massnahmen notwendig.

Wird der «antizyklischen Kapitalpuffer» aktiviert?

Möglicherweise könnte die SNB die Regierung dazu auffordern, den antizyklischen Kapitalpuffer wieder zu aktivieren, heisst es in einem Ausblick der CS. Ist dieser Kapitalpuffer aktiviert, sind die Banken verpflichtet, ihr Eigenkapital temporär und schrittweise aufzustocken, wenn sich Fehlentwicklungen am Kreditmarkt aufbauen.

Bei der Bank Sarasin rechnet Chefökonom Karsten Junius damit, dass die SNB «den antizyklischen Kapitalpuffer wieder aktiviert, diesen aber nur für Wohnimmobilienkredite erhebt.»

Mit Blick auf die Inflation gehen einige Ökonomen davon aus, dass die SNB an ihrer aktuellen Prognose festhält. Andere Beobachter wie Jörg Angelé von der Bank Bantleon oder Chefstratege Anastassios Frangulidis von Pictet sowie Junius von Sarasin glauben dagegen, dass die Währungshüter die Prognose anheben werden. Im Juni hatte die SNB ihre Inflationserwartung für 2021 auf 0,4 und für 2022 auf 0,6 Prozent erhöht.

«Neben der abermaligen Anhebung der Inflationsprognosen wird die geldpolitische Lagebeurteilung durch die sich aus dem erneuten Aufflammen der Pandemie ergebenden Risiken geprägt sein», fasst Angelé zusammen.

Mehr Veränderungen in den USA erwartet

Ansonsten dürfte die SNB, anders als die US-Notenbank Fed, eher für Kontinuität stehen. In den USA weisen die Zeichen nämlich klar auf Änderung hin. So dürften die US-Währungshüter ein neues Dot Plot (Zinsprognose) herausgeben und die Konjunkturprognosen bis 2024 aktualisieren. Das Fed wird am Mittwochabend über seine aktuellen Schritte informieren - also nur wenige Stunden, bevor am Donnerstagmorgen dann die SNB ihre Lagebeurteilung veröffentlicht.

Die meisten Experten gehen zwar davon aus, dass die US-Währungshüter den Ausblick für die Zinsen beibehalten, aber bei den Anleihenkäufen eine Änderung vornehmen (Tapering). Wichtig sei dabei, dass die US-Notenbank zuletzt wiederholt klar gemacht habe, dass das Tapering von den Zinsen entkoppelt wurde, betont Adrian Schneider von der Graubündner Kantonalbank.

«So könnten die US-Währungshüter bereits am anstehenden Meeting im September oder dann im November bekannt geben, dass sie im Dezember mit der Reduktion der Wertschriftenkäufe beginnen», so Schneider. Bezogen auf den Leitzins gehe der Markt dagegen derzeit erst für 2023 von ersten Zinsschritten aus.

AWP/sas

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