Autobosse reiben sich die Augen: Während BMW, Daimler oder VW an der Börse mit Tiefstbewertungen abgestraft werden, billigen dieselben Anleger auf der anderen Seite kleinen Nischenmarken regelrechte Mondwerte zu.

Ferrari, seit Oktober 2015 kotiert, ist mittlerweile trotz zwischenzeitlicher Kursverluste immer noch 17,7 Milliarden Euro wert, der britische Konkurrent Aston Martin, fast genau drei Jahre später gefolgt, kommt derzeit auf 3,6 Milliarden Euro Marktkapitalisierung – Aston ist also fast das Vierfache seines Jahresumsatzes wert, Ferrari kommt in dieser Disziplin sogar auf das gut Fünffache.

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Vor allem bei Aston erstaunt die Bewertung, denn die Briten benötigen Mercedes als Motorenlieferanten, während Ferrari alles selber entwickelt und baut. Der italienischen Sportwagenikone trauen die Anleger offenbar mehr Wachstum zu als den Briten; beide aber leben von der Hoffnung, dass die wachsende Gruppe derjenigen, die über eine Million Franken besitzen, einen Supersportwagen kauft; bisher tat das nur jeder Zweitausendste dieser Vermögenden.

Unterschiedliche Multiples

Wie viel Hoffnung in diesen Bewertungen steckt, zeigen einige Rechenspiele. Die etablierten Autobauer, darunter auch die sogenannten deutschen Premium-Hersteller, allesamt hochprofitabel, notieren nicht bei einem Mehrfachen ihres Umsatzes, sondern bei ungefähr einem Drittel davon. Und Bernstein Research hat im Oktober noch ermittelt, dass Ferrari pro verkauftem Auto auf einen Börsenwert von 2,5 Millionen Euro komme, Volkswagen aber nur auf 6500 Euro – und das inklusive der hochprofitablen Porsche und Topmarken wie Bentley oder Lamborghini.

Würden diese drei Brands mit denselben Multiples bewertet wie Aston Martin, wären sie deutlich mehr wert, als der gesamte VW-Konzern heute auf die Waage bringt. Das weckt Begehrlichkeiten: Porsche-Finanzchef Lutz Meschke sinnierte kürzlich an einer Veranstaltung über den möglichen Wert einer von VW abgespaltenen Porsche – den er auf 60 Milliarden Euro oder mehr bezifferte. Porsche dementierte halbherzig, «derzeit» sei kein Börsengang geplant.

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Dirk Ruschmann
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