Der Anlagenotstand treibt Investoren in Engagements, die noch vor wenigen Jahren in erster Linie einen kleinen Kreis von Enthusiasten und Kennern ansprachen. Mittlerweile sind selbst edle Weine und seltene Oldtimer im Fondsmantel zu erwerben. Auch das Sammeln von historischen Münzen und Briefmarken hat einen Bedeutungszuwachs erfahren. Zuletzt haben sich die Preise für Münzen aus China in die Höhe geschraubt.

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Marianne Rapp Ohmann vom gleichnamigen Schweizer Auktionshaus staunt: «Es ist zum Teil nicht mehr nachvollziehbar, wie die Preise zustande kommen.» Dabei sind es nicht die Münzen der legendären Dynastien, die auf besonderes Interesse stossen, sondern die von der Volksrepublik China geprägten Silber- und Goldstücke von Anfang der achtziger Jahre. Der Numismatik-Experte Fabio Luraschi klärt auf: «Die Schrift auf den alten Münzen ist für die Chinesen unverständlich, deshalb kaufen Sie diese nicht.»

Kleine Auflagen

Noch nicht, könnte man einwenden, denn China weist ein riesiges Potenzial möglicher Sammler auf. Zieht die Numismatik-Leidenschaft breitere Kreise, könnte sich ereignen, was bereits in Indien und Russland der Fall war: Der Mittelstand entdeckt das Münzensammeln, und die bisher erzielten Preissteigerungen sind erst der Anfang einer anhaltenden Hausse.

Den Reibach machen aktuell westliche Käufer, die im Abonnement seit Jahrzehnten Münzen von der chinesischen Volksrepublik bezogen haben. Die Münzen mit Auflagen von einigen tausend bis zu wenigen zehntausend Stück werden nun von Chinesen zu Höchstpreisen erstanden. Marianne Rapp Ohmann begrüsst beinahe täglich Chinesen im Auktionshaus in Wil SG. Die Sammler und Händler aus dem Reich der Mitte begutachten die Preziosen sehr sorgfältig und legen Wert auf die kunstvoll gestalteten Orginalverpackungen. In Plastik eingeschweisste Münzen erzielen niedrigere Preise, ebenso wie unvollständige Serien. Das erstaunt nicht, denn nur eine ganze Serie spiegelt die Vollkommenheit des Universums. Das besagt zumindest die Lehre von Yin und Yang.

Vor zu viel Eupohrie warnt aber Fabio Luraschi. Erstens sei der Markt klein, und zweitens könne die Blüte rasch vorbei sein. Einen Anhaltspunkt, wie es um den Markt steht, liefert die internationale Auktion des Hauses Rapp, die vom 27. bis zum 29. Mai stattfindet.