Alle Welt ist negativ auf Obligationen eingestellt. Das sollte einem doch komisch vorkommen», sagt Alfred Roelli, Leiter der Finanzanalyse bei Pictet. Tatsächlich kann einen die alte Börsenweisheit «Vor der Dämmerung ist es am dunkelsten» skeptisch stimmen. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass 2004 die Zinsen steigen und somit die Attraktivität von Obligationen abnimmt, ist sehr hoch.

In den USA ist das Risiko eines Zinsanstiegs nach Ansicht der Obligationenexperten von Credit Suisse noch höher als in Europa. «Zinstreibend sind auf jeden Fall die hohe Verschuldung der USA und der schwache Dollar. Daher meiden wir lang laufende US-Anleihen und ziehen die Eurozone vor», sagt Anja Hochberg, Leiterin Fixed Income und Forex Research bei der Credit Suisse. Innerhalb Europas hat bei den Analysten der Credit Suisse ein Betonungswechsel stattgefunden: Auf Grund der Verschuldung haben Bonds aus Deutschland und Frankreich an Attraktivität verloren, weil die hohen Schulden auf den Zinsen lasten könnten. Ein Land wie Spanien könnte da schon besser laufen.

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Daniel Hunziker, Leiter Obligationen bei der Swissca, sieht für 2004 keine Gefahr einer übertriebenen Zinserhöhung in Europa. «Zurzeit gibt es keinen grossen Handlungsbedarf für die Zentralbanken – weder in Europa noch in der Schweiz. Die immer wieder aufkommenden Inflationsängste sind eben nur Ängste. Mit einer konkreten Teuerung rechnet die Schweizerische Nationalbank erst für 2006.»

Wer mit Obligationen auch 2004 noch Geld verdienen will, der muss höhere Risiken eingehen. High Yields und Unternehmensanleihen schlechterer Bonität werden von einer Verbesserung der Konjunktur profitieren. Bei diesen Titeln wird die Bonität steigen. Topschuldner in Europa und Staatsanleihen bewegen sich dagegen auf dünnem Eis. Eine höhere Risikobereitschaft müssen auch Anleger von Emerging-Market-Bonds mitbringen. «Investoren, die mehr Rendite erzielen wollen, können nicht mehr auf Länder mit einem guten Rating, etwa Mexiko oder Südafrika, setzen. Höhere Renditen, aber auch ein höheres Risiko bieten Länder wie Brasilen», sagt Walter Mitchell, Emerging-Markets-Analyst bei der Credit Suisse.