Das kleine Griechenland mag zwar nicht mehr als zwei Prozent zur Wirtschaftsleistung der Eurozone beitragen. Derzeit hat das Drama um die Schuldenkrise des Landes allerdings die Anlegerstimmung auf dem Kontinent so fest im Griff wie zuletzt vor vier Jahren. Die Aktienkurse im pan-europäischen Auswahlindex EuroStoxx 50 und im griechischen Leitindex ASE laufen derzeit so stark parallel wie zuletzt im Juli 2011, wie aus Korrelationsdaten von Bloomberg hervorgeht.

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Das gilt natürlich in beide Richtungen: Bis zum letzten Dienstag haben vier Tage mit teils erheblichen Gewinnen wegen der Hoffnung auf die nahende Einigung im Schuldendrama den europäischen Aktien im EuroStoxx 50 ein Plus von 5,8 Prozent eingebracht. Ab Mittwoch ging es dann wieder abwärts - spätestens als die Gläubigerinstitutionen die jüngste Sparliste der griechischen Regierung als unzureichend zurückgewiesen haben.

Anleger gehen keine Risiken ein

Europäische Aktien sehnten sich immer stärker nach dem Ende der Korrektur, aber das Thema Griechenland kette die Märkte derzeit geradezu fest, sagte Investmentchef Teis Knuthsen von der Vermögensverwaltung der Saxo Bank A/S im dänischen Hellerup: «Wir hätten ansonsten an den Aktienmärkten in Europa eine Party».

Mit dem Unsicherheitsfaktor Griechenland gehen Anleger derzeit keine Investments ein. Ohne diesen Einfluss würden Aktien aus Europa die Chance auf Teilnahme an einer sich verbreiternden Konjunkturerholung samt Gewinnwachstum bieten.

Volatilster Aktienmarkt aller Zeiten

Stattdessen haben die Investoren es mit dem im Vergleich zu den USA volatilsten europäischen Aktienmarkt aller Zeiten zu tun. Die in ihm enthaltenen griechische Aktien tragen zur Kapitalisierung des marktbreiten Stoxx Europe 600 weniger als 0,1 Prozent bei, aber deren Richtung bestimmt seit vielen Wochen den Gesamttrend.

Die 30-Tages-Korrelation zwischen EuroStoxx 50 und dem Athener ASE ist mittlerweile von nahezu Null im April auf derzeit 0,7 gewachsen. Ähnliche Werte wurden Mitte 2011 ermittelt, als die Schuldenkrise tobte und der EuroStoxx auf dem Weg an das Zweijahrestief im September war. Bei einem Wert von Eins würden die Indizes gleich laufen.

«Lösung wird es geben»

Aktienhändler Benno Galliker von der Luzerner Kantonalbank AG gibt sich weiterhin optimistisch für eine Einigung mit den Gläubigern von Griechenland. Spannend wird es bis zum 30. Juini, wenn die nächste Zahlung von 1,5 Milliarden Euro an den IWF fällig ist, bleiben, sagte er: «Es kann noch ein paar holprige Tage geben, aber ich bin zielmlich sicher, dass es eine Lösung geben wird». Niemand wolle schliesslich den Abschied der Griechen vom Euro.

(bloomberg/dbe)