Rückblick

Im vergangenen Jahr machte Rohöl seinem Ruf als «schwarzes Gold» alle Ehre. Die Notierungen für Öl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) verdoppelten sich vom Tiefpunkt im Januar 2007 und erreichten Anfang 2008 kurzfristig die Marke von 100 Dollar pro Fass (159 Liter). Die Investmentbank Goldman Sachs hatte im Mai 2005 mit ihrer Ölpreisprognose von 100 Dollar pro Fass noch für Aufregung und Kopfschütteln gesorgt. Sie hat sich schneller erfüllt als erwartet. Der rasante Anstieg widerspiegelt einerseits die angespannte Versorgungslage, anderseits den zunehmenden Energiehunger aufstrebender Länder wie China und Indien. Für Aufwärtsdruck sorgte zudem die instabile politische Lage in wichtigen Förderländern wie Nigeria sowie die Angst vor einer Eskalation des Atomstreits westlicher Regierungen mit Iran.

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Ausblick

Der Ölpreis hat sich seit den Höchstkursen in den vergangenen Wochen nach unten korrigiert. Angesichts der US-Rezessionsängste und der Turbulenzen an den Finanzmärkten ist dieser Rückgang bisher allerdings eher verhalten ausgefallen. Eine Begründung dafür sind laut Analysten massive Käufe durch Rohstoff-Fonds in der ersten Januarhälfte. Ein weiterer Grund ist einmal mehr China. Hinter den USA liegt das asiatische Riesenreich bezüglich Ölverbrauch bereits an zweiter Stelle, Tendenz stark steigend. Im Jahr 2007 legten die Ölimporte im Vergleich zum Vorjahr um 12,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Barrels zu.

Obwohl China für 2007 wiederum ein hohes Wirtschaftswachstum auswies, könnte die Dynamik im Jahresverlauf dennoch etwas abnehmen. Da auch die USA punkto Verbrauch kürzer treten dürften, sollte sich die Lage kurzfristig etwas entspannen, und der Preis für WTI könnte in Richtung 75 bis 80 Dollar pro Barrel abrutschen.

Viel tiefer wird die Korrektur allerdings nicht ausfallen, da die Versorgungslage angespannt bleiben dürfte. Die Opec lehnte eine weitere Ausweitung der Fördermenge bisher ab. Das Kartell der Erdölproduzenten schreibt den Grund für die Hausse weniger einer anziehenden Nachfrage zu, sondern macht das Fehlen von Raffineriekapazitäten und Spekulationen an den Ölmärkten für den Preisanstieg verantwortlich. Dennoch: Die weltweiten Produktionskapazitäten liegen nur wenig höher als die Nachfrage nach Rohöl.

Bereits geringfügige Störungen im System führen zwangsläufig zu festeren Preisen. Kommt dazu, dass die Rohölvorräte in den USA abnehmen und per Ende 2007 unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre lagen. Dass die arabischen Förderländer selber mehr Öl verbrauchen, weil sie mit ihren Petrodollars den Ausbau ihrer Infrastruktur vorantreiben, rundet das Bild einer angespannten Versorgungslage ab. Nimmt die Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder Fahrt auf, könnten die Analysten von Goldman Sachs einen weiteren Treffer landen: Sie rechnen per Ende Jahr mit einem Preis für Öl der Qualität West Texas Intermediate von 105 Dollar pro Fass.

Anlagen

Der Kauf eines Open-End-Tracker-Zertifikates auf WTI von ABN Amro (Valorennummer 2 015 778) in US-Dollars ist eine valable Möglichkeit, auf einen steigenden Ölpreis zu spekulieren. Wer das Dollarrisiko absichern will, kann auf das Quanto-Zertifikat auf WTI desselben Emittenten (Valorennummer 2 042 359) ausweichen. Das richtige Timing zum Einstieg ist gegenwärtig nicht ganz einfach. Eine weitere Option ist der Kauf eines Energiefonds, wie beispielsweise des ClaridenLeu Energy Equity Fund (Valorennummer 1 242 204). Der Fonds investiert in Ölmultis, Servicegesellschaften und Ausrüster und weist langfristig eine überzeugende Performance aus. Das Schwergewicht liegt eindeutig bei Öl und Erdgas. Auch die Energiefonds von UBS und Swisscanto sind eigentliche «Ölfonds». Vielleicht glauben Sie eher an erneuerbare Energie und Energieeffizienz. In diesem Fall sei Ihnen der SAM Smart Energy Fund (Valorennummer: 1 666 258) empfohlen. Allerdings fällt auch hier auf, dass der Anteil der US-Aktien gut 40 Prozent ausmacht.