BILANZ: Wie gross ist bei den Konsumenten das Bedürfnis nach Risikoversicherungen, wie sie Krankenkassen und Lebensversicherungen anbieten?

Thomas Bahc: Allgemein verzeichnen wir einen steigenden Bedarf an Risikoversicherungen zur finanziellen Absicherung von Angehörigen, insbesondere von Kindern und Jugendlichen in Ausbildung. Wir haben bei Swiss Life solchen Lösungen in der Vergangenheit nicht den Stellenwert beigemessen, der ihnen zusteht. Da wir solche Produkte sehr sinnvoll finden, haben wir dies vor einem Jahr geändert.

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Steigt der Bedarf nur bei den Kindern?

Nein, die Risikoabsicherung gewinnt insgesamt bei den Konsumenten an Bedeutung. Insbesondere die Absicherung im Falle einer Erwerbsunfähigkeit durch Krankheit und durch Unfall.

Wird sich dieser Trend noch verstärken, weil die Leistungen des Staates und der sozialen Versicherungen immer mehr begrenzt werden?

Die steigende Nachfrage hat sicher mit dieser wachsenden Lücke zu tun. Und die Krankenkassen können diese neuen Bedürfnisse nur beschränkt mit zusätzlichen Angeboten abdecken.

Besteht überhaupt ein Bedarf? Sehen Sie durch das bestehende System Deckungslücken?

Viele Konsumenten sind sich gar nicht bewusst, wo eine Lücke besteht. Das grösste Manko besteht nach meiner Auffassung heute in der Einkommenslücke bei Erwerbsunfähigkeit. Im Gegensatz etwa zu reinen Sparprodukten weist die Lebensversicherung mit der Prämienbefreiung hier einen enormen Vorteil auf. Die individuelle Beratung ist dabei sehr wichtig.

Und worin bestehen die wesentlichen Unterschiede zu den Krankenkassen?

Krankenkassen bieten bei Erwerbsunfähigkeit primär Kapitalleistungen an, wir hingegen leisten regelmässige Rentenzahlungen. Zudem gewähren Krankenkassen keine Prämiengarantien. Ihre Angebote werden stärker über den Preis vermarktet.

Wie weit könnten Krankenkassen in den Markt der Lebensversicherungen vorstossen?

In der Vergangenheit haben Krankenkassen vereinzelt integrale Produkte gemeinsam mit Lebensversicherungen lanciert. Die Geschäftsmodelle sind jedoch zu unterschiedlich. Vertriebskooperationen mit Lebensversicherungen sind hingegen durchaus sinnvoll und werden weiter zunehmen.

Und umgekehrt? Da gäbe es ja lukrative Geschäftsfelder, etwa bei den Taggeldern?

Nur wäre das Volumen für uns wahrscheinlich nicht gross genug. Im Vordergrund stehen bei Swiss Life die Vorsorge und die finanzielle Absicherung von Risiken. Wir werden dazu im November ein neues, modernes Produkt zur Absicherung von Kindern auf den Markt bringen. Längerfristig werden wir uns auch mit dem Thema der Pflegevorsorge bzw. -versicherung beschäftigen. Denn die heutigen Leistungen des Staates und der sozialen Versicherungen werden auch da tendenziell reduziert. Damit wächst der Absicherungsbedarf.