1. Bewertung: Häufig beachten Anleger Kennzahlen, die den aktuellen Aktienkurs mit dem Gewinn oder mit dem Buchwert vergleichen. Das sind in der Regel verlässliche Kriterien. Problematisch wird es jedoch, wenn das Unternehmen seit längerem gar keine Gewinne mehr schreibt und die Schätzwerte mit hoher Unsicherheit behaftet sind. Hilfreich sind in solchen Fällen die Ratings der Anleihen.
2. Kurshistorie: Oft leiten Investoren das Kurspotenzial mit Hilfe der Charttechnik ab. Sie schliessen von den historischen Kursen auf das Potenzial. Insbesondere wenn sie den Titel mit massiv höheren Einstiegskursen in ihren Depots führen. Die technische Analyse mag zwar für den kurzfristigen Handel eine wichtige Rolle spielen, ist längerfristig für vermeintliche Schnäppchen aber ein schlechter Tippgeber.
3. Liquidität: Nicht nur Kursrückschläge, sondern vor allem tiefe Handelsvolumina sind ein Warnsignal. Eine solche Situation geht einher mit höheren Handelsspannen zwischen Kauf- und Verkaufspreisen und abrupten, kaum nachvollziehbaren Preissprüngen. In diesem Umfeld ist es für gewisse Akteure leicht, Kurspflege oder sogar weiter gehende Manipulationen zu betreiben.
4. Analystenberichte: Wird ein Unternehmen auch von Analysten nicht mehr verfolgt, so ist dies ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl. Offenbar hat dann die entsprechende Bank die Hoffnung auf eine prosperierende Entwicklung verloren. Unter der Rubrik «Investor Relations» erwähnen viele kotierte Firmen die Analysten, die regelmässig Empfehlungen abgeben. Fehlt eine solche Liste, kann bei der Stelle für Investor Relations des Unternehmens nach den jüngsten Analystenberichten gefragt werden.
5. News-Fluss: Gab es in letzter Zeit positive Nachrichten? Besonders wertvoll sind neue Grossaufträge oder neue Kooperationspartner. Das kann einem Befreiungsschlag gleichkommen. Mit Vorsicht zu geniessen sind inflationäre Meldungen, die bloss Absichtserklärungen sind und wenig Substanz enthalten.
6. Arbeitsmarkt: Hilfreich sind für Investoren Indikatoren aus der Realwirtschaft. Sucht das Unternehmen neue Mitarbeitende? Gibt es viele Wechsel auf der Chefetage und in Schlüsselfunktionen? Ist das Produkt des Unternehmens im Gespräch? Findet man es in der Auslage der Geschäftspartner? Mit dem Internet gelingen Recherchen zu solchen Fragen viel einfacher als früher. Durch diese Beobachtungen erhält der Investor ein Gefühl, ob das geprügelte Unternehmen wenigstens als Übernahmeziel taugt.
7. Branchenkonjunktur: Ist das Unternehmen bloss vorübergehend Opfer der Branchenkonsolidierung? Wenn die Krise bald vorbei ist, könnte dies der leidgeprüften Aktie zu neuem Schwung verhelfen. Dies vor allem dann, wenn das Unternehmen über eine an sich gute Wettbewerbsposition verfügt. Die Konjunktur der Branche und der Gesamtwirtschaft spielen vor allem bei jenen Unternehmen eine entscheidende Rolle, die mit einer Überschuldung kämpfen.